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MARCIA HAFIF. FRENCH PAINTINGS 1991/1992

26.03.2021 – 25.04.2021

Flesh, the color of Rome, flesh as it is represented in traditional European painting – these were the references for the French Paintings begun in 1988. The first was painted on wood, others were oil on linen or acrylic on cotton. As they developed they settled into oil on cotton as I preferred the lighter canvas color of the edge to contrast with the rosy paint which stands out on a pure white wall reflecting rosiness into the room. The French Paintings combine the Roman Paintings with the experience of the color of the city of Lyon in France. The colors of the city were strangely close to what I had painted before though lighter and more violet. The titles are specific place names from Lyon and later from Paris. Most paintings of the French series are square.
Later work with the French Paintings (1992) showed me that these paintings had become a synthesis of many of the previous projects. From the Pencil on Paper drawings came the covering of a surface with vertical strokes, the Acrylic Paintings showed me where the paint stopped at the edge, the Gray Scale the perception of slight differences. With the Ink Drawings I worked all over the page. The Wall Paintings indicated the importance of installation, the Neutral Mix how to combine colors and a desire to slant the paint strokes, the Broken Colors how to disperse varied colors over a surface.

Marcia Hafif 1995

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Die French Paintings aus dieser Ausstellung sind 1992 entstanden, also 20 Jahre nachdem Hafif ihre Bestandsaufnahme der Malerei begonnen hat. Es erscheint nur folgerichtig, dass all ihre früheren Untersuchungen hier einen Widerhall finden, trotzdem bleiben die French Paintings eine Gruppe unter anderen, die sich je nach Notwendigkeit fortsetzen lassen. Die Farbigkeit der French Paintings hat zu tun mit einer vorangegangenen Serie, den Roman Paintings, die wiederum die Art und Weise, wie in der traditionellen Malerei Haut- oder Fleischtöne behandelt wurden, zum Anlass hatten.

Diese Verbindungen – wie auch die Bezeichnung nach dem Ort der Ausformung dieser Gruppen – verweisen eher auf formale Bezüge, als dass es sich um eine eindeutige inhaltliche Festlegung handelte. Trotzdem wirken die French Paintings ausgesprochen körperlich-emotional im Vergleich zu anderen Werkgruppen der Künstlerin. Die großen rosafarbenen Flächen provozieren ambivalente Gefühlswerte, wie auch die Farbigkeit kühle und warme Töne gleichermaßen in sich vereint, so dass der Eindruck zwischen warm und kühl changiert. Der relativ hohe Keilrahmen verschafft den Bildern ein objekthaftes Aussehen, die Farbfläche entwickelt die Tendenz, in den Raum hineinzuragen wie ein frei vor der Wand stehendes Gebilde.

Die French Paintings sind Malerei-Objekte. Sie beanspruchen für sich eine physische Gegenständlichkeit, die sie von einem traditionellen Gemälde unterscheidet, und zwar in einem radikaleren Sinn, als es allein durch den Verzicht auf darstellerische Bezüge geschieht. Die Suche nach einer Erneuerung der Malerei geht von der Tatsache aus, dass das Gemälde seine ikonenhafte Ausstrahlung eingebüßt hat. Es gilt, diese Ausstrahlung über eine andere Ebene zurückzugewinnen. Statt absolute Werte zu vermitteln, wird das Kunstwerk selbst als absoluter Wert betrachtet, als vom Menschen geschaffenes Artefakt. Und es ist nicht auszuschließen, dass sich über dessen rein physische Existenz die Metaphysik wieder hereinschleicht. …

Sabine Müller
anlässlich der Ausstellung „Marcia Hafif, French Paintings and Watercolours“ Artothek Köln, 1995