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»Spuk in der Scheune«

Das Thema der Ausstellung beruht auf einer Legende – oder vielleicht sogar wahren Geschichte –, die seit Jahrhunderten in meiner Familie umgeht. Es war dies eine Adelsfamilie mit einem Palast und viel Land im östlichen Teil Polens (heute Ukraine). Diese Gegend ist berühmt für ihre Hexenjagden und Verbrennungen von Frauen, die der Hexerei bezichtigt wurden.

So hatte der Legende nach einer meiner Vorfahren irgendeinen Streit mit einer örtlichen Schamanin (womöglich Liebeshändel, aber wer weiß?). Daraufhin belegten sie und ihre Hexengefährtinnen die Tiere auf dem Hof meines Vorfahren mit einem Zauber. Die Kuh gab saure Milch, und die Ziegen begannen Menschen anzugreifen. Mein Urgroßvater wollte nicht nachgeben, und der Streit spitzte sich immer mehr zu. Daraufhin belegte eine Hexe der »Szeptucha« genannten Sorte (eine »Einflüsterin«, wie es sie in Polen noch immer gibt, wo sie jedoch meist als gute Hexen gilt, die weiße Magie betreibt und den Menschen hilft) ein Kind meines Urgroßvaters mit einem Zauber. Das Kind wurde zusehends schwächer und stand schon am Rande des Todes. Es half nur ein Besuch in einer heiligen Stätte des Schlosses – da brach ein katholischer Bischof den Zauber. Nun geriet die Hexe in Zorn, und sie und ihre Hexengefährtinnen legten Feuer im Schloss, das bis auf die Grundfesten niederbrannte. Meine Familie musste es wieder aufbauen, aber seine frühere Größe hat es nie wieder erlangt.

Danach verschwand die Hexe, wobei aber unklar ist, ob sie gejagt und ins Gefängnis gesteckt oder gar auf dem Scheiterhaufen ver brannt wurde. Niemand spricht darüber.

Im alten Polen war es ein weit verbreiteter Glaube, dass Hexen kleine Kinder stehlen, oder, wenn man ihnen kein Geld gibt, Menschen mit diesem oder jenem Zauber belegen. Kleine Kinder mussten blaue Bänder um die Handgelenke tragen, um sich vor dem so genannten »bösen Blick« zu schützen. Letztmalig wurde in Polen eine Hexe am Ende des 19. Jahrhundert verbrannt. Hexen nannte man »Baba Jaga« oder »Szeptucha«. Für gewöhnlich wurden sie als hässliche alte Frauen dargestellt – oft zahnlos oder ganz im Gegenteil mit Metallzähnen –, die in einem abgeschiedenen Teil des Dorfes lebten, häufig nahe einem Sumpf oder Wald. Sie konnten auf Besen fliegen, und der Teufel war ihr Liebhaber und Gebieter. Zuweilen konnten sie sich jedoch auch in schöne junge Frauen verwandeln.

Auf eben diese Weise zeige ich sie in meinen Gemälden, wie sie Tieren einen bösen Zauber einflüstern, Flüche ausbringen und Schlösser niederbrennen. Manche glaubten, sie hätten Wölfe oder gar Werwölfe zu ihren Bediensteten. Auch das kommt in einem der Bilder vor. In der Ausstellung können Sie zu Stein erstarrte Tiere in einem alten Stall sehen. Um diesen Effekt zu erzielen, nahm ich mitten im tiefsten, sehr kalten Winter ein Foto in einer Scheune nahe Krakau auf. Der Geruch nach Tieren und die Wärme ihrer Körper waren eine unglaubliche Erfahrung. Stilistisch beziehen sich die Gemälde mit ihren vielen kontrastierenden Lichtern und Schatten auf die alten Meister.