press release only in german

Das Verhältnis zwischen dem Gemeintem, der Figur, dem scheinbar Bedeutsamen einerseits und dem Nicht-Gemeinten, dem Hintergrund, der Ausstattung andererseits beschäftigt Malerei und Bildhauerei seit Beginn der Kunst.

Die Räume des Kunstvereins Passau sind in diesem Zusammenhang ganz besondere. Es waren Sakralräume, die nicht nur als Hintergrund für christliche Ikonographie dienten, sondern auch für rituelle Verrichtungen, christlichen Geist. Beidem wurden sie beraubt und stehen nun ganz anderen Zwecken zur Verfügung: Dem Ritus des Kunstpräsentierens.

Auf diesen Hintergrund und auf diese Raumsituation möchte die Ausstellung „Figur und Grund” von Frank Hutter und Marcus Berkmann eingehen, indem dem Hintergrund, dem Nebensächlichem, dem Nicht-Gemeinten ein besonderes Augenmerk eingeräumt werden soll.

Frank Hutter, geboren 1969 in Freising, studierte seit 1998 Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Gerd Winner. Im Juli 2004 machte er seinen Abschluss bei Prof. Sean Scully und ist dessen Meisterschüler. Seine Malerei beraubt die Figuren scheinbar ihres Kontexts. In vielen seiner Arbeiten finden wir freigestellte Figuren, die sich scheinbar auf ihre Geste konzentrieren, selten sind sie portraithaft. Trotz oder gerade wegen des fehlenden Hintergrunds evozieren sie Fragen zu ihrem Umfeld: Es drängt sich geradezu die Frage auf, ob der dargestellte Soldat eine Landmine entschärft oder ob er über einem getöteten Kameraden kniet, in welchem Krieg er kämpft, aus welcher Bildquelle die Vorlage stammt. Bei der genauen Betrachtung der Originale wird erst deutlich, mit welcher Akribie sich Frank Hutter mit dem scheinbar zweitrangigen Umgrund beschäftigt. Der Reichtum der Strukturen, des Malduktus, der Farbschichten verbietet es fast, noch von einem Hintergrund zu sprechen. Gelegentlich erweckt die Intensität der Bearbeitung den Eindruck, die Figur sei nur Grund für die Gestaltung des Nicht-Gemeinten.

Marcus Berkmann lebt und arbeitet in München. Er studierte zunächst Kunsterziehung und Anglistik an der Universität Augsburg, ehe er das Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München begann. Darauf folgte ein einjähriger Aufenthalt am Central St. Martins College of Art and Design in London. Seine Skulpturen beschäftigen sich nicht nur mit dem gegebenen Raum als Hintergrund, sondern verstehen sich oftmals als Kulisse für eine Betrachtersituation, in der das Objekt selbst nur eine dienende Rolle zur Vermittlung einer Idee spielt. In manchen Arbeiten verändert er die Erscheinung eines Objekts durch die Veränderung des Umraums, etwa indem das Werk von Wasser statt von Luft umgeben ist. In anderen Arbeiten macht er den Betrachter zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Umraums und schafft theatralische Situationen, in denen die Skulptur nur durch die Interaktion mit dem Betrachter zur vollen Geltung kommt. Im Jahre 2001 war Berkmann bereits in der Ausstellung „Trick und Transparenz” in der Passauer Produzentengalerie zu sehen.

In der Situation einer Zweierausstellung müssen sich die beiden Künstler nicht nur im traditionellen Sinne dem Ort als Hintergrund ihrer Arbeiten stellen, sondern ihre individuellen Arbeiten auch im Kontext der jeweils anderen Werke verstehen. Darüber hinaus thematisieren sie die St. Anna-Kapelle und den Innenhof mit gemeinsam erarbeiteten Installationen, die die scheinbare Kulisse des Ausstellungsraums zu einem eigenständigen Werk erheben.

Pressetext

only in german

Marcus Berkmann - Frank Hutter
Figur und Grund. Inszenierung des Nicht-Definierten