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Unter dem Titel "Sittings" zeigt die in Los Angeles lebende Künstlerin Mari Eastman in ihrer Einzelausstellung bei Sprüth Magers Projekte eine neue Werkreihe, bestehend aus vorgefundenen Materialien, wie Fotografien und Postkarten, Malerei und Zeichnungen.

Die Künstlerin verwendet dabei unterschiedliche Materialien wie Aquarellfarbe, Öl, Acryl, Pastell oder Glitzerspray, sowie als Malgrund sehr grobe, dunkle, ungrundierte Leinwand.

Der Titel "Sittings", zu Deutsch "Sitzungen", bezieht sich auf das Genre der Porträtmalerei, und Porträts sind es auch, die die Künstlerin in verschiedenen Interpretationen vorstellt. Dabei geht sie spielerisch auf Gesehenes, Erdachtes und Gefundenes ein und zeigt dem Betrachter den Weg ihrer Gedanken auf, die sie zu diesem Thema entwickelt.

Eine berühmte Werbekampagne für Versace, die Steven Meisel 2001 realisierte, gibt beispielsweise den Anstoss zu grellfarbigen Frauenporträts, die in klassischer Porträtmanier für die Künstlerin zu posieren scheinen. Besonderen Wert legt Mari Eastman bei diesen Arbeiten auf Ornamentik und Design, sodass die Figuren fast zurückzutreten scheinen. Häufig sind die Körper und Gesichter tatsächlich Leerstellen bzw. Aussparungen, die die unbemalte Leinwand zeigen. Die Gesichter sind bewusst naiv gefasst und nur angedeutet. Ein Vorbild der jungen Amerikanerin ist unverkennbar Karen Kilimnik, mit der sie auch die Begeisterung für Künstler der klassischen Moderne teilt. Gerade durch Materialien wie Glitter erscheinen die Arbeiten in einer mädchenhaft leichten unbedachten Art, zeigen jedoch dem Betrachter auf den zweiten Blick ihre Ernsthaftigkeit.

Auch Hunde, zu denen die Künstlerin einen besonderen Bezug hat, werden porträtiert und tauchen sowohl auf Leinwänden, als auch auf kleinen, sehr privaten Fotos auf. Drei Bilder, dunkelblaue Leinwände mit weißen Tupfen, zeigen Sterne am Firmament. Sterne, so die Künstlerin, verbinden sich zu Sternbildern; es entstehen Zeichen, Sternzeichen, die einen eigenen Charakter haben bzw. ihn einer Person verleihen, und die sich so in gewisser Weise in die Reihe der Porträts einfügen.

Die Hängung der Bilder in den Räumen der Galerie schliesst sich dem Thema Porträt an. Sie erinnert an die Situation klassischer Porträtstudios des 18.Jahrhunderts, an Kabinette, Ahnengalerien. Mari Eastman stellt jedoch damit auch ihre eigene Studiosituation nach, zeigt dem Betrachter den Prozess der Ideenfindung, von Gefundenem, von privaten Fotografien zu gewollt repräsentativen Porträtbildern. So erscheinen die Arbeiten inhaltlich verbunden und bekommen einen fast installativen Charakter, der oftmals im Werk der Künstlerin zu finden ist. Die Künstlerin scheint hier sowohl inhaltlich als auch formal dem Begriff des Porträts die Grenzen nehmen zu wollen, und zeigt dadurch eine gewisse ironische Sicht auf die Kunst des Porträts und deren Auftraggeber.

Mari Eastman, geboren in Berkeley, Californien und lebend in Los Angeles, machte ihren Master of Fine Arts am Art Institute of Chicago und beendete den Bachelor of Arts am Smith College in Northampton.

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