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"Man kann von einer Frau kein Bild malen und auch sonst kein Bildnis schaffen, ohne sich mit dem Begriff der Schönheit zu befassen... Wenn die Schönheit vermutlich auch geschlechtslos ist, so wurde sie in der westlichen Kultur doch im Allgemeinen als weibliches Ideal begriffen ... Im Altertum hatte jedes Geschlecht seinen eigenen Schönheitskult... Doch im Laufe der Zeit ist in der westlichen Kunst und Kultur die weibliche Anatomie bei der Artikulation des Schönen häufig in den Mittelpunkt gerückt." Marlene Dumas

Marianna Krüger thematisiert das Bild der Frau im medialen und sozialen Kontext der modernen Gesellschaft als Spiegel unserer Zeit; Momente der Oberflächlichkeit und Interpretation stehen im Widerspruch zum inneren Moment der Situation.

Das mediale Bild als Fragment einer definierten Persönlichkeit erhält so das Potenzial der Authentizität eines Charakters. Die artifizielle Momentaufnahme wird ihrer profanen Mitteilung enthoben, indem aus dem personifizierten Objekt eine Person erwächst.

„So wie die Medien das Bild der Frau instrumentalisieren, versuche ich in meinen Malereien die Medien selbst zu instrumentalisieren, indem ich ihren Motiven ein anderes, ein neues inneres Moment gebe und sie von dem programmierten Kontext freistelle.“ (Marianna Krüger). Marianna Krueger beschäftigt sich mit ihrem Sujet des Portraits in realistischer Weise und transzendiert die Komplexität der Motive durch ihre Malweise und Pinselführung in eine Leichtigkeit und Flüchtigkeit. Die Transparenz überlagerter Farbschichtungen wird zur Reflexion innerer Momente der Portraitierten, körperlich-fleischliche Themen werden ätherisch, teilweise fasst durchsichtig, behandelt.

Wir begegnen der Unsicherheit und Sehnsucht in dem Bemühen um das Erlangen des Ideals ewiger Jugend und Schönheit, der Problematik der Unfähigkeit der Akzeptanz des natürlichen menschlichen Antlitzes. Das Bild OP zeigt diesen Widerspruch am deutlichsten in dem Lächeln der Patientin nach dem operativen Eingriff. Ist es die Freude – Erleichterung – um die Annäherung an das Ideal oder Unsicherheit um die Ungewissheit des Ergebnisses? Catwoman verschiebt die Grenze des persönlichen Ideals in eine fiktive – unwirkliche, unbegreifliche – Dimension. Es beschreibt den schmerzhaften Prozess um das zweifelhafte Ergebnis Jocelyn Widensteins, der so genannten „Wildenstein’s Bride“ in Referenz zu Frankensteins Braut.

Die Menschlichkeit im Sinne evolutionärer Natürlichkeit – und damit Fehlerhaftigkeit in der Welt der medialen Gesellschaft - ist jedoch eindeutig Schwerpunkt der Ausstellung In Your Eyes. Die natürliche Schönheit wird zum Hoffnungsträger und zur Ode an das Menschliche, die Komplexität emotionaler Tiefe und des Individualismus (Russian Song).

Dennis Wagner

Pressetext

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Marianna Krueger
In Your Eyes