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Eröffnung: Dienstag, 17. Februar 2009, 19 bis 21 Uhr

Zusammensetzen und Übereinanderlegen Notizen zur Ausstellung von Marieta Chirulescu und Claudia Kugler in der Galerie Sima, Nürnberg

Formal betrachtet weisen die Arbeiten von Marieta Chirulescu und Claudia Kugler erstaunliche Analogien auf – beide arbeiten mit Flächen, die zusammengesetzt Bildräume eröffnen. Sie verwenden Ebenen, die arrangiert zu Farbfeldmalerei-ähnlichen Kompositionen oder zu Räumen übereinander geblendet werden. Dringt man tiefer in die Bilder ein, stellen sich bei beiden Fragen der Fertigungstechniken, die nicht leicht nachvollziehbar sind, sondern immer mehrere Schritte, Schichten und Verfahren beinhalten. Bei aller Verwandtschaft beider Positionen sind die Herangehensweise und die Konstruktion des Bildraumes doch sehr verschieden.

Marieta Chirulescus Arbeitsweise ist eindeutig vom malerischen Prozess geprägt, welcher durch Fragestellungen des Farbauftrags und Fragen der Bildkonstruktion geprägt ist. Viele ihrer Arbeiten ergeben sich durch Schichtungen, durch den Aufbau des Bildes, den sie durch mehrere dünne Ebenen erhält. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass sie mit Ölfarbe arbeitet, die sie schichten und modellieren kann.

In ihren jüngeren Arbeiten überträgt Chirulescu diese Arbeitsweise auf andere Medien. So verwendet sie Vorlagen aus privaten Fotoalben ihrer Familie oder von unbekannten Personen, die sie einscannt, verfremdet, teils auf den Kopierer legt und wieder einscannt und schließlich mit Effekten der Photoshop-Palette akzentuiert. Die fotografischen Vorlagen sind meist skurrile oder auf den zweiten Blick seltsame Arrangements und man weiß nie, ob es sich um botanische Studien, ein Zuckerstück oder einen Käse handelt, den man sieht.

Vielmehr sind es Bilder, die eine Stimmung mit sich bringen, aus einer anderen Zeit zu sein scheinen und doch gerade heute durch eine erzeugte nostalgische Patina faszinieren. Die Verflechtung von Erinnerung und Gegenwart, von wieder erkennbaren Motiven und Abstraktem verschmilzt hier zu einem stimmungsvollen Ganzen, das keine Auflösung der Aufladung verrät.

Claudia Kugler arbeitet zwar auch mit fotografierten Bildern, doch ist es eher das Bild oder ein Detail desselbigen, das weiterverarbeitet und verformt wird. Man könnte ihre Arbeitsweise eher als Modellierbewegung bezeichnen, bei der Räume gebildet, gesetzt und gestellt werden. Die bearbeiteten Fotografien werden zu ornamentalen, filmischen Projektionsräumen, gedruckten Tapeten oder eben Tafelbildern verarbeitet und immer ist der jeweilige Raum der Präsentation durchaus wichtig für die Wahl des Formats. Die Naturimpressionen werden sozusagen in eine räumliche Künstlichkeit überführt – das frei Wuchernde wird bewusst ‚verkünstlicht’ oder angehalten.

Die neuen Arbeiten von Claudia Kugler zeigen ihr Interesse einerseits an organischen Gebilden, sei es bei Pflanzen oder Steinen; aber auch die architektonische Ebene ihrer Arbeiten kommt hier ins Bild hinein, bzw. kann man diese beiden Themen in Kombination sehen. Die für die Ausstellung ausgewählten Arbeiten ergeben fast schon eine Entwicklung von den glatten, ohne Vorlagen gebauten Flächen, die einen Raum oder eben besagte Feldkomposition konstruieren bis hin zu den Flächen, die eine vermeintlich erkennbare Natur zeigen, da sie aus einem Detail beispielsweise eines Steines generiert wurden. Schaut man genauer hin, wird klar, dass auch die Naturbilder, Konstruktionen von Natur sind, was auch rein formal an den nachgezogenen Umrisslinien der Baumzweige sichtbar wird, und das die Natur hier immer als Metapher oder Indiz verwandt wird.

Mit einfachen Polaritäten Natürlichkeit versus Künstlichkeit allein kann man die Arbeiten von Claudia Kugler zwar nicht vollkommen auflösen, das wäre auch schade, aber das Spiel zwischen den Ebenen, auch zwischen Fläche und Raum, zwischen Illusion und Abbildung gibt dem Betrachter zahlreiche Öffnungen, Schlupflöcher und Panoramen zur Hand, die ihn hinein holen und freien Lauf lassen.

Also doch sehr verschiedene Arbeiten! Kathleen Rahn

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Künstler: Marieta Chirulescu, Claudia Kugler