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Mariko Mori - "Wave UFO" Architekturskulptur, in deren Innern durch Biofeedback der Gehirnströme der Teilnehmer interaktiv Bilder generiert und an die Kuppeldecke projiziert werden - Arbeit, die Kunst, Wissenschaft, Performance, Musik und Architektur in einem Gesamtkunstwerk vereint

Die 1967 in Tokio geborene und heute in Tokio und New York lebende Künstlerin Mariko Mori zählt zu den wichtigsten jungen Vertreterinnen der zeitgenössischen Kunst. Mit ihren innovativen Ansätzen im Bereich der multimedialen Kunst konnte sie sich bereits Mitte der 90er Jahre international durchsetzen. Aufsehen erregte vor allem ihre 3-D-Videoarbeit "Nirvana", die sie 1997 bei der Biennale in Venedig vorstellte. In ihren Fotografien, Videoinstallationen und Architekturen umkreist Mori thematisch die Grenzen zwischen Utopie und Realität. Epochenübergreifend kombiniert sie Inhalte der japanischen Tradition und Religion mit Motiven der östlichen und westlichen Kunstgeschichte sowie mit zeitgenössischen Phänomenen wie Mode, Musik, Sciencefiction, Comicstrip, Computerspiel und Hightech.

Ihre Kunst ist eine Synthese von Gegensätzen: Wirklichkeit und Phantasie, Ernsthaftigkeit und Humor, Mensch und Maschine, Technik und Natur, Wissenschaft und Religion. Wie in Japan die Religionen des Shintoismus und des Buddhismus nebeneinander bestehen, so zeigen die Arbeiten von Mariko Mori diese Bipolaritäten als eine Synthese von Ost und West.

In berückenden Bildern vermitteln ihre Werke die Erfahrungen der Transformation und Transzendenz. Dabei ist ihre Kunst ähnlich wie die Andy Warhols' oder Jeff Koons' sehr kommunikativ. Genuss, Freude und Verführung sind Teil ihrer Arbeiten, die den Betrachter aus der Realität in eine andere Welt entführen.

Mariko Mori stellt sich in ihren frühen Arbeiten vielfach selbst dar. In bizarrem Kostüm und Make-up zelebriert sie sich als eine Kunstfigur, die der Musik- oder Modebranche entstammen könnte. In ihren großformatigen Fotoarbeiten begegnen wir ihr in verschiedenen Rollen. An öffentlichen Plätzen im urbanen Tokio zeigt sie sich im glänzenden Hightechanzug in der U-Bahn ("Subway", 1994), als extravagantes Sciencefictionwesen vor einem Geschäft für Computerspiele ("Play with Me", 1994) oder verwandelt sich in eine außerirdische Dienerin, die inmitten von Bürogebäuden zur Teezeremonie einlädt ("Tea Ceremony III", 1994). Mit einem klaren Gefühl für die Realität beleuchtet Mori humorvoll und zugleich kritisch das heutige Japan. Mit dem Mittel der Übertreibung porträtiert sie den Kitsch und das pulsierende Tokio, verarbeitet Anime- und Mangaelemente ebenso wie Rollenbilder junger japanischer Frauen. In der 3-D-Fotoinstallation "Birth of a Star" (1995) inszeniert sie sich als singenden, tanzenden Popstar. Indem sie bildende Kunst, Tanz, Musik, Mode und Film in einer perfekten Show kombiniert, präsentiert sie sich als lebendiges Gesamtkunstwerk.

Aus der Rolle des gespielten Stars heraus stilisiert sich Mariko Mori zu einer Art übersinnlichem Wesen. Ihre Botschaft ist die Notwendigkeit eines Glaubens an Utopien. Ihre phantastischen Visionen sind Reisen in einen esoterischen Kosmos, Expeditionen in ein Gelände, in dem die Regeln der modernen Zivilisation außer Kraft gesetzt werden. Eine ähnlich kosmische Ebene zeigt sich in der Fotografie "Last Departure" (1996), die in engem Zusammenhang mit dem Video "Miko no Inori" (1996) steht. Wie ein futuristisches betendes Schamanenmädchen, das eine Seelenreise zu den Göttern unternimmt, posiert Mori auf dem hypermodernen Kansai-Flughafen von Osaka. In der 3-D-Videoarbeit "Nirvana" (1997) tritt die Künstlerin als buddhistische Göttin in Erscheinung, die als Bodhisattwa - als Wesen auf dem Weg der Erleuchtung - durch ein pinkfarbenes Paradies schwebt und die Betrachter aufzufordern scheint, ihr auf dem Weg ins Nirwana zu folgen.

Aufsehen erregte Mariko Mori in jüngster Zeit mit ihren begehbaren Architekturen wie dem 1999 in der Fondazione Prada ausgestellten "Dream Temple". Moris Konstruktion eine Hommage an den ältesten buddhistischen Tempel Japans ("Yumedono") ist ein Ort der Meditation, der dem Betrachter eine Reise in sein Innerstes ermöglichen soll.

In ihren artifiziellen Environments, wozu auch das im Kunsthaus Bregenz ausgestellte "Wave UFO" zählt, entwirft Mariko Mori Visionen einer idealen Welt, eine Mischung aus hybriden virtuellen Realitäten und Zukunftsmodellen. Es sind komplexe ästhetische Gebilde, die das Schwinden von Spiritualität vor dem Hintergrund wachsender medialer Beeinflussung beschwören.

Wave UFO Das Kunsthaus Bregenz zeigt das Aufsehen erregende "Wave-UFO-Projekt" als Premiere, bevor es auf Tournee nach New York und anschließend in verschiedene amerikanische Museen geht. "Wave UFO" bündelt Moris Schaffen der letzten Jahre. Es ist eine dynamische Form, die an der Grenze zwischen Großskulptur und bioamorpher Architektur angesiedelt ist. Die Arbeit bietet als futuristische Version eines totalen Kunstwerks umfassende physische, mentale und ästhetische Erfahrungen. "Wave UFO" ist ein Raum mit verführerischen Qualitäten, in dem der Betrachter aus der Realität des Alltags in einen esoterischen Kosmos entführt wird.

"Wave UFO" ist eine visionäre Arbeit, die Kunst, Wissenschaft, Performance, Musik und Architektur in einer Art Gesamtkunstwerk vereint. Mariko Mori hat in diesem Projekt neue Technologien, Computergrafiken, Videoprojektionen und technische Strukturen zusammengeführt, um den Horizont der Erfahrungen zu erweitern. Die Betrachter partizipieren an Moris Vorstellung miteinander verbundener Traumwelten. In einer Kapsel, im Inneren der walförmigen, etwa 5 x 11 x 5 m großen Architekturskulptur, die über eine Treppe betretbar ist, können drei Personen cirka sieben Minuten lang in Liegen beherbergt werden. Die in die Kuppel der Kabine projizierten Bilder werden durch eine Art Biofeedback der Gehirnströme der Teilnehmer interaktiv generiert. Mori schickt die "Reisenden" in einer computeranimierten Videoprojektion durch einen spirituellen Kosmos. Das Konzept des Werks beruht auf der Idee, dass alle Lebewesen dieser Erde miteinander in Beziehung stehen. Dem Publikum soll damit die Vision einer "neueren" Welt vermittelt werden. In ihr scheinen alle kulturellen Schranken beseitigt zu sein. In Moris Statement "Wave UFO ist der Überzeugung, dass sich der Mensch als ein kollektives Wesen, durch positive und kreative Evolution vereinigen und kulturelle Unterschiede sowie nationale Grenzen überwinden wird", sind Anklänge an die buddhistische Vorstellung des Nirwana unüberhörbar. Dieses Gedankengut manifestiert sich auch in den anderen in Bregenz ausgestellten Werken. Neben dem "Wave UFO", das auch als Modell zu sehen ist, zeigt Mariko Mori Bilder und Zeichnungen, die wie Formationen aus dem Universum oder die Visualisierung der Erleuchtung wirken. Weiterhin entwickelte Mori für das Kunsthaus eine Skulpturengruppe aus alienhaften Figuren. In ihrer Geschlossenheit fordern diese "Reisenden aus der Zukunft" den Betrachter geradezu symbolhaft heraus, unbekannte Orte zu bereisen und Grenzen zu überwinden. Der utopische Traum, der hier zum Ausdruck kommt, verbindet Mori nicht nur mit der historischen Sehnsucht nach einer Einheit jenseits nationaler Identitäten, sondern reflektiert auch ihre Identität als Japanerin.

Das komplexe Werk wurde in Turin in spezieller Fertigung in einem Werk der Automobilindustrie hergestellt und wird nun in Bregenz erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Das Lichtmanagement für das "Wave UFO" wurde von Zumtobel Staff produziert..