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Mark Lewis

In seinen Fotografien und Filmen setzt sich der 1957 im kanadischen Hamilton geborene und heute in London lebende Künstler Mark Lewis mit der kinematografischen und filmischen Struktur und Bildsprache des Kinos auseinander. Sowohl in seinen auf 35 mm gedrehten Filmen als auch bei seinen Farbfotografien, die er als “Location Photos“ bezeichnet, nutzt er die formalen Ausdrucksmittel und den technischen, logistischen Apparat der Filmindustrie. Mit aufwendigen Kamerafahrten, engagierten Schauspieler und einem professionellen Aufnahmeteam reflektiert er so die visuelle Macht und die Codes bewegter Bilder mit Ergebnissen, die gleichermaßen Huldigung wie kritische Überprüfung konventioneller filmischer Narrationen sind.

Seine als Loop projizierten Filme erscheinen zumeist als Geschichtsfragmente von Begegnungen im urbanen Raum, von Fahrten durch die Natur seiner kanadischen Heimat, durch kalifornische Stadtparks oder verfallene modernistische Architekturanlagen des sozialen Wohnungsbaus in London. Häufig vermeidet er einen klassischen narrativen Faden mit Anfang und Ende zugunsten eines gezielt isolierten gedehnten Moments. In vielen seiner Arbeiten bezieht sich Lewis auf bekannte idyllische und romantische Motive der Kunstgeschichte, besonders der Malerei, oder auf einzelne Sequenzen oder Einstellungen historischer Spielfilme, und übersetzt diese in epische Dimensionen. Aus dem Kontrast zwischen Detailansichten und Panorama, Statik und Bewegung entsteht ein eigener Rhythmus von Zeit und Raum, der sich bewusst vom herkömmlichen Erzählkino unterscheidet.

Auch bei der Installation seiner für Ausstellungen auf Dvd überspielten Filme wählt Lewis eine ungewöhnliche Vorgehensweise, da er anstelle der üblichen Black Boxes eine offene Ausstellungsarchitektur bevorzugt. Seine Filme und Fotos werden so parallel und gleichwertig präsentiert, wobei auch der bewusste Verzicht auf Sitzgelegenheiten eine andere Form der Rezeption erzeugt.

Mark Lewis hatte viele internationale Einzel- und Gruppenausstellungen. Seine Arbeiten waren zuletzt in der Wiener Secession, dem Museum voor Hedendaagse Kunst in Antwerpen und auf der 3. berlin biennale zu sehen. Die Ausstellung im Kunstverein ist die erste Einzelpräsentation in Deutschland und gibt einen umfassenden Überblick über seine bisherige Arbeit.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Tom Holert und Catherine Wood, einem Interview zwischen Mark Lewis und Yilmaz Dziewior und einem ‘uvreverzeichnis mit Kurztexten zu allen Filmen von Laura Mulvey, Kerstin Stakemeier und Janneke de Vries. Anlässlich der Ausstellung hat Mark Lewis exklusiv für den Kunstverein eine Edition angefertigt. Die Ausstellung wird gefördert von der kanadischen Botschaft.

Louise Lawler

Louise Lawler (geb. 1947 in Bronxville, New York) ist eine der anerkanntesten und einflussreichsten Vertreterinnen der Institutionskritik, einer Kunstrichtung, die sich seit Ende der siebziger Jahre auf kritische und konzeptuelle Weise mit dem Kunstbetrieb und seinen Bedingungen auseinander setzt.

Die künstlerische Produktion von Lawler umfasst von ihr arrangierte und später fotografierte Ausstellungen, bedruckte oder eingravierte Alltagsobjekte wie Streichholzheftchen, Servietten oder Gläser sowie die Vorführung eines Films ohne Bilder. Am Bekanntesten sind jedoch ihre dokumentarisch wirkenden Fotoarbeiten, die vorgefundene Inszenierungen von Kunstwerken in ihren institutionellen und gesellschaftlichen Zusammenhängen von Museen, Galerien, Auktionshäusern und Privatsammlungen wiedergeben. Ihre Aufnahmen verdeutlichen, wie sehr Kunst von ihrem Kontext abhängig ist, wie wenig sie wertfrei wahrgenommen werden kann und wie stark Kritiker, Ausstellungsmacher, Sammler und Händler an der Wert- und Bedeutungsproduktion von Kunst beteiligt sind. Lawler konzentriert sich dabei weniger auf das formalästhetische Erscheinungsbild der von ihr fotografierten Bilder und Skulpturen, sondern richtet ihre Aufmerksamkeit auf die Mechanismen ihrer Präsentation und Vermarktung. Darüber hinaus reflektieren ihre Fotos die Bedeutung von Kunst als Statussymbol und Indikator für Geschmack und Stil.

Mit ihrer eigens für die Ausstellungsreihe neue produktion : new production entstandenen Installation MoMA in Hamburg reagiert Louise Lawler auf die zunehmende Tendenz, Kunstausstellungen als medienwirksame Spektakel zu begreifen.

Im Rahmen von neue produktion : new production präsentiert der Kunstverein ausschließlich für seine Räume neu produzierte Werke und setzt damit einen zusätzlichen Schwerpunkt zu seinen retrospektiv angelegten Ausstellungen.

Beide Ausstellungen finden statt im Rahmen der 3. Triennale der Photographie.

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Ausstellungen im Rahmen der 3. Triennale der Photographie:

Mark Lewis

&

Louise Lawler MOMA IN HAMBURG

Kuratoren: Yilmaz Dziewior, Janneke de Vries