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Johann König, Berlin freut sich, die erste Einzelausstellung des in Vancouver lebenden Künstlers Mark Soo in Berlin zu präsentieren. Die Ausstellung Several Circles besteht aus der gleichnamigen Zwei-Kanal-Videoinstallation und einer Serie fotografischer Arbeiten.

Die zwei Projektionen von Several Circles zeigen einen fahrenden 1989er Ford Escort und einen Raddampfer, den Star of Knoxville, bei seiner Fahrt auf dem Tennessee River. Die Originalaufnahmen entstanden simultan und jeweils vom gegenüberliegenden Gefährt aus, womit Soo auf Dan Graham’s Arbeit Two Correlated Rotations von 1970 verweist. Mark Soo spielte das digitale Videomaterial auf einem LCD-Monitor ab, von dem er es auf analogem Filmmaterial abfilmte, das er für die Installation wiederum digitalisierte. Die wie eine Raubkopie (Bootleg) wirkenden Videobilder werden von Technomusik des legendären Detroiter DJs Theo Parrish (Remix von Carl Craig) begleitet. Die zirkuläre Struktur der Endlosschleife (Loop) des Technotracks korrespondiert mit den Radbewegungen sowohl des Dampfers als auch des Automobils.

Alle drei Elemente von Several Circles stehen für technische und kultur-geschichtliche Revolutionen, mit denen Mark Soo einen Bogen über 100 Jahre amerikanischer Industriegeschichte spannt und dabei sowohl auf Momente des Fortschritts als auch der Regression anspielt. Die Dampfmaschine des im 19. Jahrhundert weit verbreiteten Raddampfers wurde von dem Verbrennungsmotor des Automobils abgelöst, dessen zentraler Produktionsort in Detroit lag. Auch der Ford war ein erfolgreiches Exportprodukt der USA, bis Ende der 1980er Jahre die günstigeren japanischen Modelle den Markt eroberten. Zeitgleich entstand in Detroit Technomusik, die dank japanischer Drum-Machines und Synthesizer als digitale Musikform die Kulturhoheit des analogen Detroit Rock der Motown-Bands ablöste.

Im hinteren Bereich der Galerie werden fotografische Arbeiten gezeigt, in denen sich Mark Soo dem Konzept des focal range widmet. Als Vorlage dienten ihm 35mm-Filmaufnahmen von Menschenansammlungen etwa bei Konzerten und politischen Märschen. Die Ausschnitte von einzelnen Negativen sind so weit vergrößert, dass die Körnung des Filmmaterials und das Bild in seiner abstrakten, quasi atomi-schen Mikrostruktur sichtbar werden. Nur bei größerem Abstand sind die Formen und Motive wieder erkennbar. Soo untersucht hier das Wechselspiel von Nähe und Distanz im Hinblick auf den sich verändernden Umgang des Betrachters zu den bildlich dargestellten Objekten, Ereignissen und ihrer Geschichte.

Mark Soo wurde 1977 geboren und lebt in Vancouver, wo er 2001 seinen Abschluss am Emily Carr College of Art and Design machte. Er hatte Ausstellungen unter anderem bei Western Bridge, Seattle; CCA Wattis Institute for Contemporary Art, San Francisco; Museum van Hedendaagse Kunst Antwerpen; Nasher Museum of Art, Durham und bei Blanket Contemporary Art, Vancouver. 2009 erhielt Mark Soo den Shadbolt Foundation VIVA Award. Als Stipendiat des Canada Council of the Arts, Ottawa und der kanadischen Botschaft in Berlin nimmt Soo zurzeit am Studioprogramm des Künstlerhaus Bethanien teil.

Several Circles entstand 2010 als Auftragsarbeit für die OR Gallery, Vancouver/Berlin.

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