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More than a story
Markus Draper. Malerei
3. September bis 23. Oktober 2021

BERLIN ART WEEK: Freitag, 17. September, 12-21 Uhr

Mit More than a story stellt Markus Draper in der Galerie Poll erstmals eine Auswahl seiner Bilder vor, die auf den Ausbruch des Vulkans Mount St. Helens im US-Bundesstaat Washington am 18. Mai 1980 zurückgehen.

Der Vulkanausbruch hat die USA erschüttert: 57 Menschen und tausende Tiere starben, Millionen Tonnen Asche wurden innerhalb von Sekunden in die Luft geschleudert, hunderte Quadratkilometer in Ödland verwandelt. Der Berg, ein Symbol der Stabilität, sprengte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Drittel weg. Und dies nicht auf Hawaii oder in Alaska, sondern im amerikanischen „Kernland“ während des Kalten Krieges. Nachrichten und Medienberichte waren entsprechend emotional geprägt: „Sleeping Beauty turned Killer“, „A diary of destruction“ oder „The Day the Earth stood still“ lauteten die Schlagzeilen.

Fotos und Videos dieser Naturkatastrophe begannen Markus Draper 2007 zu faszinieren. Im selben Jahr wählte er erstmals die eigentümlichen Formationen der Aschewolken als Motiv, bis heute sind sie in loser Folge immer wieder Gegenstand seiner Malerei.

Charakteristisch für Drapers Malweise ist die Lasur, der schichtweise Auftrag durchscheinender Ölfarben. Nach der Motivfindung zerlegt er seine „Malvorlage“ in einzelne „Farbfolien“, die er mit dem Pinsel auf die Leinwand überträgt – in der Regel nur einen Farbton, von Hell nach Dunkel. Dabei ist die präzise Übertragung der Tonwerte entscheidend, um ein dichtes Bild zu erreichen. Häufig wird die Leinwand zum Abschluss mit einer ganzflächigen Farblasur überzogen.

Wichtig ist dem Künstler, dass seine Bilder nicht „verortbar“ sind (More than a Story, 2020; Hard to Say, 2021; Killing Me Softly, 2021). „Meine Bilder wollen kein konkretes Ereignis wiedergeben, sich nicht auf eine lokalisierbare Gefahr beziehen, sondern ein allgemeines Gefühl der Unsicherheit zum Ausdruck bringen, eine Art sozialer Diagnose: Es gibt ein Unbehagen, diffuse Ängste und Malaisen, die sich nicht auf bestimmte Ursachen beziehen lassen. Aber auch eine Art Kritik: Möglicherweise ist es angenehmer, in einem Zustand der Angst zu verharren, als eine Veränderung der Verhältnisse in Angriff zu nehmen“, beschreibt Draper seine Intention.

Wie Gewissheiten zusammenstürzen, wie diese Verunsicherung durch Bilder in den Medien ausgelöst wird, ist ein zentrales Thema in der Arbeit von Markus Draper. In den zurückliegenden Jahren untersuchte er dies vor allem anhand prägender Ereignisse der jüngeren deutschen Geschichte, wie der Leipziger Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 (Demotape, 2013), der Geiselnahme von Gladbeck (Rentfort Nord, 2011) oder der Enttarnung der RAF-Aussteiger in der DDR (Grauzone, 2015).

Markus Draper, geboren 1969 und aufgewachsen in Görlitz, studierte 1991 bis 2000 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, am Central Saint Martins College, London und an der Columbia University, New York. 2000 schloss er sein Studium als Meisterschüler bei Professor Ralf Kerbach ab. Draper erhielt den Marion-Ermer-Preis (2001) und den Vattenfall Kunstpreis Energie (2006) sowie zahlreiche Stipendien. Seine Arbeiten wurden in Einzelausstellungen in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (2007), der Berlinischen Galerie (2014) und im Kulturhistorischen Museum Görlitz (2015) sowie in institutionellen Gruppenausstellungen weltweit gezeigt. Werke des Künstlers befinden sich u. a. in der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, im Museum Folkwang in Essen, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und in der Berlinischen Galerie. Markus Draper lebt und arbeitet in Berlin.

Es erscheint ein Katalog im Verlag Spector Books.