press release only in german

Die Preisträger des Marler Video-Kunst- und Video-Installations-Preises 2008

Beeindruckt von der hohen Qualität der Einreichungen zeigte sich die Jury des Video-Kunst-Preises und des Video-Installations-Preises. Ingesamt hatte die Jury 211 Video-Arbeiten gesichtet und für den Video-Instatations-Preis, der nach zwei Jahren wieder ausgeschreiben worden war, über 79 Konzepte beraten. Die hohe Qualität der Einreichungen gestaltete die Auswahl der Arbeiten für die Ausstellung zu den Marler Medien-Kunst-Preisen äußerst schwierig. Einige einige gute Arbeiten konnten nur deshalb keine Berücksichtigung finden, weil eine Begrenzung der Auswahl einzuhalten war.

Die Jury, bestehnend aus Dr. Birgit Hauska (SK-Stiftung Köln), Magdalena von Rudy (Preisträgerin des 12. Marler Video-Kunst-Preises), Prof. Dr. Helen Koriath (Universität Osnabrück), Uwe Kammann (Adolf-Grimme-Institut Marl), Echo Ho (Kunsthochschule für Medien Köln) und Dr. Uwe Rüth (Kurator der Marler Medien-Kunst-Preise) beschloss:

1. Den 13. Marler Video-Kunst-Preis erhält Daniel Burkhardt (geb.1977) aus Köln für sein Werk "Rauschen & Brausen 1", 2007, 4min 52sek

Begründung der Jury: "Es ist kein Zufall, dass das Lob der Jury fast einstimmig auf Daniel Burkhardt gefallen ist. Er hat bereits den Sonderpreis des 12. Marler Videokunstpreises gewonnen und in diesem Jahr eine Arbeit vorgelegt, in der er seiner Formensprache treu geblieben ist, allerdings mit einer beträchtlichen Weiterentwicklung. Burkhardts Videoarbeit "Rauschen und Brausen 1" ist ein gelungenes minimalistisches Medienwerk, das durch konzeptuelle Klarheit, stringente Komposition und meisterliches timing überzeugt. Die Präzision und geschickte handwerkliche Ausführung dieser digitalen Bild-komposition offenbaren dem Zuschauer eine radikale Reduktion der Urbanität, die sich durch den Prozess stetiger Doppelung immer mehr abstrahiert und am Ende auflöst in eine Landschaft des Ungewissen. Das Bild wirkt dabei stets sehr plastisch, Assoziationen zu traditionellem Kunsthandwerk – wie Teppichknüpf- oder Webkunst – drängen sich trotz der Virtualisierung auf. Die Entwicklung des Bildes beschränkt sich in konsequenter Weise auf vertikale Ausdehnung und horizontale Bewegung und auf die Gegenüberstellung von Statik (im geradezu doppeldeutigen Sinne) der Gebäude und Dynamik des Verkehrs. Dabei bewegt sich das am Anfang einsam aus dem Nichts ragende Hochhaus scheinbar immer weiter nach hinten. Diese Illusion eines Zoom-Effektes erzeugt einen künstlichen Blick, der dem Zuschauer einen neuen Raum öffnet; vom Konkreten zur Abstraktion, von der Nähe zur Distanz. Die Musik von Gerriet K. Sharma ist nicht nur eine sehr gelungene Begleitung und Kontemplation des Bildereignisses – sie schafft zugleich eine magische Ruhe, wirkt wie eine Erdung für den Schwebezustand der Bilder."

2. Drei "Besondere Erwähnungen" für weitere herausstechende Arbeiten werden vergeben an: a) Aki Nakazawa, (geb.1976), Köln, für "Negai wo hiku / Drawing wishes", 2006, 4´35´´erhält zusätzlich das Arbeitsstipendium der Kunsthochschule für Medien Köln zugesprochen

Begründung der Jury (Auszug): "Hallo? Hallo, ich bin’s! – So beginnen private Telefongespräche, die Menschen täglich auf der ganzen Welt miteinander führen, egal, wie groß die Distanzen zwischen ihnen sind. Es gibt kein konkretes Anliegen, nichts, das dringend besprochen werden müsste; man will sich einfach nur mal melden, ein paar Sätze wechseln, hören, wie es dem anderen geht. Aki Nakazawas Video geht von diesem bekannten Muster aus. Mit äußerst sensibel und pointiert eingesetzten audiovisuellen Mitteln gelingt es der Künstlerin, Beobachtungen und Erfahrungen aus dem alltäglichen modernen Migranten- und Nomadenleben im globalen Dorf zu einer kleinen Episode mit autobiografischen Zügen zusammen zu fügen."

b) Gudrun Kemsa, (geb.1961), Düsseldorf für "Las Vegas Freeway 15", 2007, 5´20´´

Begründung der Jury (Auszug): "Das Video "Las Vegas Freeway 15" zeigt eine Fahrt bei gleich bleibender Geschwindigkeit durch Las Vegas. Monoton und traumhaft zieht langsam eine modellhafte Architektur mit märchenhaften Gebäuden, leeren Baustellen und abstrakten Schattenflächen kulissenartig am Betrachter vorbei. Auf sehr überzeugende Weise und mit größter Radikalität und täuschender Einfachheit zeigt Gudrun Kemsa Aufnahmen der aberwitzigen Fassadenwelt Las Vegas und führt subtil durch die strenge formelle Konsequenz ihrer Darstellung die Oberflächlichkeit und die Disney-World ähnliche Märchenhaftigkeit dieser Stadt vor."

c) Clara S. Rueprich, (geb.1970), Leipzig, für "condition M", 2006, 3´53´´

Begründung der Jury (Auszug): "Zu einem reinschwarzen Bild hören wir anfangs Hundegebell. Dann zeigt uns die in nur einer einzigen Einstellung verharrende Kamera den Blick in einen grauen, an ein Gefängnis erinnernden fensterlosen Raum. Auf dem Steinboden liegt horizontal eine penibel arrangierte Linie aus rohen Fleischstücken. Jagdhunde erscheinen an einer Tür und werden gleich wieder von einem Mann in Overall mit Stiefeln und Lederpeitsche gezüchtigt und zurückgetrieben. Es geht um das Brechen des Willens des Untergebenen. Subtil werden Macht, Ohnmacht und die Insignien der Macht thematisiert. Die streng durchdachte, stark reduzierte und in sich stimmige Komposition von Bild und Raum haben die Jury für dieses Werk ebenso eingenommen wie der gesellschaftskritische Ansatz und die hohe Emotionalität dieses Werkes, das einen in beklemmender Stimmung zurücklässt."

Weiterhin sind für die Ausstellung zum 13. Marler Video-Kunst-Preis folgende Arbeiten der Künstler/innen ausgesucht worden:

Frank Bubenzer, Berlin, "n-tv Dance", 5´ Eli Cortinas Hidalgo, Köln, "2 or 3 things I knew about her", 13´ Roswitha von den Driesch / Jens-Uwe Dyffort, Berlin, "Goliath", 11´ Andreas Golinski, Essen, "Zbaraz", 8´ Florian Gwinner, Berlin, "Dekoration", 5´22´´ Philipp Hartmann, Hamburg, "requiem für Frau H.", 5´ Agnes Meyer-Brandis, Köln, "Pause", 2´40´´ Aurelia Mihai, Hamburg, "Von Herzen", 5´12´´ Helmut Mittermaier, Berlin, "The Varanasi Tapes", 20´ Johanna Reich, Köln, "Silent movie star", 2´ Harald Schleicher, Wiesbaden, "A man´s got to do what a man´s got to do", 9´ Volker Schreiner, Hannover, "CELL", 4´27´´ Daniela Schulz, Berlin, "Fluxus GERD-ner", 3´13´´ Ignacio Uriarte, Berlin, "archivadores en archivo", 8´21´´ Maria Vedder, Berlin, "Schwelle", 8´12´´ Ge-Suk Yeo, Hamburg, "gang gang – a cycle of four sound poems", 22´44´´

3. Die Preisträger/innen des 5. Marler Video-Installations-Preises sind:

Ute Hörner (1964) / Mathias Antlfinger (1960), Berlin, mit "CC – contact call" Die Installation "CC – contact call" ist eine ebenso hintergründige wie satirische Anspielung auf die Manipulationsbereitschaft und das Konditionierungspotenzial des Menschen und den pawlowschen Reflex, wenn Papageien im Museum Klingeltöne imitieren.

Joanna Schulte (1969), Hannover, mit dem Konzept-Entwurf "Von der Wiederkehr der Unordnung oder Repeat of ordinary" Vergoldete Putzschwämme und ein Wischmopp aus Brokat? Ob Sisyphos den Stein rollt oder jedes Wochenende der Flur gemacht werden muss: Gegenstand der Installation von Joanna Schulte sind Ordnung und Unordnung sowie die scheinbare Wertlosigkeit und Unsinnigkeit der "einfachen" handwerklichen Arbeit die in einer ewigen Schleife von Wiederholung und Zerstörung begründet liegt.

Tina Tonagel (1973), Köln, mit "Bewegungsstudien zwischen Illusion und Projektion – Maschine zur Echtzeitfilmerzeugung" Gegen die inflationäre Flut digitaler Bilder setzt Tina Tonagel ihre analogen "Volksbeamer" zur Echtzeitfilmerzeugung. Umgebaute Overheadprojektoren dienen ihr als "low-tech-beamer" und generieren mittels unterschiedlichster elektronischer und mechanischer Umbauten spielerische, aleatorische "Videos".

Weitere mit ihren Konzepten ausgestellte Künstler sind: Alexander Edischerow, Münster, Sophie Ernst, Vierlinden, Barbara Esser, Düsseldorf, Matthias Fitz, Berlin, Oliver Held, Köln, Leslie Huppert, Berlin, Robert Jacobsen, Nettlingen, Ira Marom, Köln, Benoit Maubrey, Brück, Agnes Meyer-Brandis, Köln, Gabriele Seifert, Köln, Peter Simon, Köln, Jan Peter E.R. Sonntag, Berlin, Sibylle Stürmer, Köln, Maria Vedder, Berlin, Clea T. Waite, Berlin

only in german

13. Marler Video-Kunst-Preis / 5. Marler Video-Installations-Preis 2008

Preisträger: Daniel Burkhardt, Aki Nakazawa, Gudrun Kemsa, Clara S. Rueprich, Hörner / Antlfinger, Joanna Schulte, Tina Tonagel

Alle Künstler: Frank Bubenzer, Eli Cortinas Hidalgo, Roswitha von den Driesch / Jens-Uwe Dyffort, Andreas Golinski, Florian Gwinner, Philipp Hartmann, Agnes Meyer-Brandis, Aurelia Mihai, Helmut Mittermaier, Johanna Reich, Harald Schleicher, Volker Schreiner, Daniela Schulz, Ignacio Uriarte, Maria Vedder, Ge-Suk Yeo, Daniel Burkhardt, Aki Nakazawa, Gudrun Kemsa, Clara S. Rueprich, Hörner / Antlfinger, Joanna Schulte, Tina Tonagel, Alexander Edischerow, Sophie Ernst, Barbara Esser, Matthias Fitz, Oliver Held, Leslie Huppert, Robert Jacobsen, Ira Marom, Benoit Maubrey, Agnes Meyer-Brandis, Gabriele Seifert, Peter Simon, Jan-Peter E.R. Sonntag, Sibylle Stürmer, Maria Vedder, Clea T. Waite