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Mit der Einzelausstellung von Martha Jungwirth (*1940, Wien) präsentiert das Kunstmuseum Ravensburg die bislang umfassendste Ausstellung der österreichischen Malerin in Deutschland, deren Bildwelten zwischen gestischer Abstraktion und Gegenständlichkeit oszillieren. Mit einem nuancenreichen Kolorit formen Jungwirths Werke ein eigenes, bedeutungsoffenes »Äquivalent zur starren verbindlichen Realität« (Jungwirth, 1988). Die Werkschau spannt einen Bogen von Schlüsselwerken aus den 1970er Jahren bis heute und setzt einen Schwerpunkt bei Jungwirths Aquarellen. Jungwirth wurde 2018 mit dem renommierten Oskar-Kokoschka-Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, das die Albertina Wien in einer Retrospektive vorstellte. In Deutschland fand die letzte Einzelausstellung vor 20 Jahren statt.

Martha Jungwirths Malereien sind sensuelle Notationen von Gesehenem, Erfahrenem und Erinnertem. In ihren Arbeiten gelingt es ihr, innere Bilder in eigenständige Farb- und Formkompositionen zu überführen, ohne die Referenz zum gegenständlichen Motiv, als Urzelle der Arbeit zu verleugnen. Impulsgeber ihrer Aquarelle und Ölmalereien sind sowohl Eindrücke von Reisen nach Griechenland, Mexiko oder Kambodscha, wie auch Abbildungen politischer Ereignisse, kunsthistorischer Gemälde oder die griechische Mythologie. Im Arbeitsprozess dient Jungwirth der Körper in zweifacher Hinsicht als Filter äußerer Eindrücke: »Wenn die äußere Bewegung, die Körperbewegung und die innere Bewegung zusammentreffen und wenn dieses Zusammentreffen glückt, dann geht die Malerei los« (Jungwirth, 1994). Der energisch körpergebundene Malprozess bleibt bei Jungwirth unter Einschluss des Zufalls sichtbar. Flecken, Tropfen und Farbrinnsale schaffen eine Atmosphäre des Fluiden, Offenen und Transparenten und lassen sinnliche Turbulenzen entstehen. Um in den Arbeiten dieser Künstlerin anzukommen, muss man das Risiko eingehen, sich in ihnen zu verlieren.