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Parallel zum grafischen Werk von Toulouse-Lautrec zeigt das Mönchehaus Museum Goslar Fotografien von Martin Eder. Der 1968 in Augsburg geborene Künstler ist durch raffiniert gemalte Idyllen bekannt geworden, in denen laszive junge Mädchen und sphyngenhafte Katzen die Hauptrollen spielen. Wer in ihnen nur kitschige Affirmation sieht, verkennt die zärtliche Ironie der Bilder. Sie sind nie nur Oberfläche, sondern zugleich auch Seelenspiegel. In präziser Manier malt Eder in ihnen die Tagträume und Projektionen eines zeitgenössischen Jedermann. Darin gleichen sie seinen Fotografien, deren Titel „Die Armen“ nach der Vorstellung ihres Autors gleichermaßen das Bildpersonal wie den Betrachter adressiert. Der Künstler zeigt hier Frauenakte, die keinem klassischen und erhabenen Schönheitsideal folgen, und trifft sich darin mit Henri de Toulouse-Lautrec. Martin Eder nutzt die Fotografie wie einen Seismografen. Mit ihr spürt und erfasst er die Stärken und Schwächen, Schmerzen und Sehnsüchte, Wünsche und Obsessionen der Frau. Er zeigt sie nicht nur, wie sie ist, sondern auch, wie sie sein möchte. Im Rollenverhalten der von ihm porträtierten Frauen scheint hinter dem Indikativ stets ein Konjunktiv auf: der Wunsch, die Wirklichkeit im Sinne eines innigen Traums, eines selbst gewählten Ideals, einer spezifischen Ich-Vorstellung hin zu überwinden. Wenn Flaubert von seiner Romanheldin sagte: „Madame Bovary, das bin ich.“, so mag Eder von sich sagen: „Meine Akte, das bin ich.“ Und die Betrachter von ihnen: „Sie sind wir.“

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Martin Eder
Die Armen