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Martina Hoogland Ivanow - Satellite

Martina Hoogland Ivanows Fotografien vermitteln dem Betrachter eine gleichermaßen reale wie poetische Präsenz. Ihre Ästhetik ist ebenso bedrohlich wie hypnotisierend. Es sind Kurzgeschichten, die anhand einzelner Bilder erzählt werden. Die aktuelle Ausstellung im Künstlerhaus Bethanien trägt den Titel Satellite. Es handelt sich dabei um eine Serie von Fotografien verschiedener "alternativer" Communities. Die Bilder untersuchen nicht zuletzt die Liebes- und Familienbeziehungen der porträtierten Personen, deren Verstrickung in diese oder deren Entfremdung von emotionalen und sozialen Bindungen. Martina Hoogland Ivanow bedient sich in diesen Bildern einer dunklen, faszinierenden Ästhetik und wirft eine Reihe von Fragen zum "Außen" und zum Außenseitertum auf, die nicht nur die Bildsubjekte, sondern auch den Betrachter der Fotografien treffen sollen. Zeitgleich zur Ausstellung erscheint ein Fotobuch zu Hoogland Ivanows letztem Projekt. Der SteidlMACK-Verlag veröffentlicht im Oktober 2010 "Far Too Close", eine Meditation in Bildern über physische und gleichermaßen emotionale Distanz, sprich über die Nähe zu einem Sujet und die Entfernung zu einem Ort. Hoogland Ivanow verknüpft dabei familiäre Porträts und Interieurs mit entlegenen Landschaften der Erde. Hierfür hat sie viele Jahre lang Landstriche in Sibirien, Lappland, die Insel Sachalin und Feuerland bereist - alles Orte, die eine unverwechselbare Geschichte haben. Kombiniert mit Aufnahmen des Wohnviertels der Künstlerin lassen die Bilder ein literarisches Märchen entstehen, dessen anfängliche Unheimlichkeit sich nach und nach in ein Gefühl der Vertrautheit verwandelt.

Cedric Bomfords - Das Amt

Cedric Bomfords installative Werke entstehen aus Prozessen heraus, die der Künstler als "thinking through building" bezeichnet: die bauende Tätigkeit gleicht dem unmittelbaren Skizzieren oder Aufzeichnen von Ideen. Damit entzieht sich Bomford den linearen Vorgehensweisen, die üblicherweise bei Bau-, aber auch Kunstprojekten Anwendung finden und die fertige Arbeit einem schrittweisen Vorgehen, ausgehend von einem vorgefassten Plan, entspringt. Bei Bomford hingegen fallen Konzeption, Produktion und Umsetzung in einen Vorgang zusammen. Für seine Installationen überführt Bomford liegen gelassene Baumaterialien, die er in leerstehenden Neubauten, Rohbauten und verlassenen Aufzugschächten vorfindet, in raumgreifende, oft begehbare Skulpturen und erinnert so daran, dass in unseren Städten das Gegenwärtige auf den Überresten des Vergangenen fußt. In seiner Ausstellung "Das Amt" im Künstlerhaus Bethanien nutzt Cedric Bomford vor allem in Berlin gesammeltes Holz: von hundertjährigen Bodenhölzern bis zu Ausstellungsabfällen aus dem aktuellen Kunstbetrieb kommt die gesamte Bandbreite des Materials zum Einsatz. Der Künstler konstruiert aus den Hölzern und weiteren Fundsachen seine persönlichen urbanen Reflexionen, anhand der gesammelten Baustoffe verarbeitet er nicht zuletzt die architektonischen Impressionen seines einjährigen Aufenthaltes in Berlin. Das Werk wird bis zur letzten Stunde vor der Eröffnung erschaffen, gebaut, umgebaut und verändert. Erst die Vernissage friert den Schaffensprozess ein und ermöglicht das Kunstwerk.

Ane Mette Hol

Ane Mette Hols künstlerisches Werk befasst sich mit den Beziehungen zwischen Original, Abbildung und zeichnerischer Reproduktion. Die Künstlerin bedient sich bereits reproduzierter bzw. massenproduzierter Objekte wie Fotokopien, Bucheinbände oder auch Maler-Abdeckpapier und kopiert, beziehungsweise 're-produziert' diese in Form von Zeichnungen, wobei sie in zeitraubender Arbeit akribisch alle noch so minimalen Gebrauchs- und Abnutzungsspuren wie Kratzer, Flecken oder Heftklammerabdrücke ihrer Vorlagen wiedergibt. Die Abbildungen, die Ane Mette Hol unter Verwendung einer Vielzahl von zeichnerischen Werkzeugen auf diese Weise entstehen lässt, sind daher stets nicht nur Imitationen bereits existierender Gegenstände, sondern eigenständige kreative Schöpfungen. Herzstück der Ausstellung im Künstlerhaus Bethanien ist Hols 2010 entstandener, als Projektion gezeigter Animationsfilm After Day and Night. Er basiert auf zeichnerisch reproduzierten Stills von Webcam-Aufnahmen eines anonymen Landschaftsausschnitt mit Eisenbahntrasse und einer Bahnunterführung mit darüber hinweg führender Straße in den veränderlichen Licht- und Wetterverhältnissen eines 24 Stunden-Verlaufs. Betrachtet man After Day and Night als ein konzeptuelles Werk, erscheint es wie eine minimal bewegte Zeichnung - ab und an ist im Film ein vorbeifahrender Zug, ein Auto oder ein Passant auf der Straße zu sehen -, und macht dem Betrachter die Vergänglichkeit und das Verstreichen der Zeit bewusst. Die Ausstellung im Künstlerhaus Bethanien zeigt außerdem eine Auswahl der von Ane Mette Hol für die Animation produzierten Zeichnungen auf Papier.

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Cedric Bomfords - Das Amt
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