press release only in german

Als „getreue Freundin der Schönheit“ hat eine Kollegin Martina Schumacher einmal bezeichnet und die Künstlerin selbst hat dieser Einschätzung nicht widersprochen. Bereits während ihres Malereistudiums entdeckte sie Silberbeschichtungen und Metall- und Hochglanzlacke, die sie auf groß dimensionierte Holzbildträger auftrug, als Alternative zu den traditionellen Arbeitsmaterialien. In der seit 2000 entstandenen Serie ihrer Air Movies gestaltet die Künstlerin das jeweilige Bildmotiv aus Tausenden von farbig glitzernden, runden Metallplättchen, die freischwingend auf Holzplatten genagelt werden. Für die erste Gruppe dieser Paillettenbilder verwendete Martina Schumacher Porträtaufnahmen von Freunden, die auf den 240 x 180 cm großen Formaten in Schillernde Persönlichkeiten verwandelt wurden.

Seitdem dient ihr vorzugsweise das reiche Angebot der Medienbilder zur Auswahl der Motive. Mithilfe eines für sie entwickelten Computerprogramms, rekonstruiert Martina Schumacher das gewählte Bild aus einer auf 45 Nuancen begrenzten Farbpalette, in der die von ihr gebrauchten Metallplättchen industriell gefertigt werden. Für die Auswahl des Bildmotivs ist das darin vermutete visuelle Faszinationspotential entscheidend. Ihre künstlerische Handschrift unterwirft die ‚Malerin’ dementsprechend einer technisierten Arbeitsweise, die der beabsichtigten sublimen Wirkung dient. Mit ihrer Kunst will Martina Schumacher den Betrachter verführen. 30.000 Pailletten bewegen sich im Bild Supernova (Tod eines großen Sterns), 2003, sachte im Luftzug und das Licht erzeugt darauf ein Glitzern und Flimmern, das es dem Blick erschwert, das Motiv in seiner Gesamtheit zu erfassen. Je näher man tritt, desto mehr löst sich das Bild des rötlich leuchtenden, kosmischen Körpers auf in die Vielzahl seiner Farbpixel. Aus nächster Distanz begegnet man im Spiegel des einzelnen Metallplättchens dem eigenen Blick. Anscheinend unbeeindruckt von den krisenhaften Ereignissen unserer Gegenwart, hat sich Martina Schumacher dafür entschieden ihre Kunst dem Schönen und Erhabenen zu widmen. Bei der Auswahl ihrer Vorlagen konzentriert sie sich auf mythenhafte Phänomene. Das Bild Explosion, 2005, zeigt einen gewaltigen Vulkanausbruch, dessen dunkle und silberfarbene Staubwolken sich in der rosa schillernden Atmosphäre des Bildes aufzulösen scheinen. Zu den neuerdings entstehenden Kreisbildern wurde die Künstlerin durch das besonders in der jüngeren Generation beliebte Zeichnen von Mandalas angeregt, deren Vorbild der altindischen Mystik entstammt. Fasziniert von der geometrisch definierten Vollkommenheit einiger im Internet gefundener Abbildungen, hat sie daraus kreisrunde Scheiben entwickelt, deren Oberfläche aus verschiedenfarbigen Acrylglasspiegeln zusammengesetzt ist. Eine eigens für die Arnsberger Ausstellung konzipierte Arbeit verzichtet zuletzt ganz auf eine konkrete Motivvorlage. Silberglimmer bedeckt den gesamten Boden des Kabinetts, das verführerische Material wird zum Bild im Raum.

1972 geb. in Geislingen, Studium der Malerei an der Universität der Künste Berlin u. Royal College of Art, London, Meisterschülerin von Georg Baselitz, 2003 Georg Meistermann Stipendium. Ausst. u.a. 1999 Richtfest, Galerie Michael Schultz, Berlin, 2000 Romantick, Forum Junge Kunst, Galerie Olaf Stüber, Berlin, 2001 Berlin Republic, Galerie Mehdi Chouakri, Berlin, 2002 Klasse Baselitz, Kunstverein Oberhausen, 2003 Junge Kunst 2003, Kunstverein Trier, 2004 Frozen Beauty; Kunstverein Bochum (E), 2005 Works on Paper, Sharjah Art Museum, Saudi-Arabien. Lebt in Berlin.

only in german

Martina Schumacher
Kuratorin: Dagmar Behr