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Eröffnung: 14. Februar 2008, 19.30 Uhr Begrüßung: Peter Bogner Zur Ausstellung spricht: Goschka Gawlik, Kuratorin

Die 1977 in Polen geborene Videokünstlerin und Malerin Marzena Nowak, studierte Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau bei Leon Tarasiewicz und hatte bereits mehrere Einzel- und Gruppenausstellungen. Die Warschauer Künstlerin wurde in ihrem Land zunächst für ihre poststrukturellen Bilder bekannt, in denen sie obsolet gewordene Schnittmuster und Designs von Stoffresten zur feinen Kunst der Abstraktion erhoben hatte. Indem sie diese altmodischen, dem abwesenden Körper entwendeten Muster ihrer Funktion entkleidet und als eine Art hochmoderne Konstruktion für ihre Kunst benützt, spielt sie mit ihrer Erinnerung an ihre Kindheit, das Elternhaus und die Arbeit ihrer Mutter als Schneiderin während des Kommunismus. Ihre im Bereich der sinnlich-imaginären Wahrnehmung angesiedelten Bilder und Videofilme reflektieren die Schärfung des eigenen (Selbst-)Bewusstseins: mit der Entdeckung oder Schaffung von etwas "Sinngemäßem" und der Möglichkeit seiner Mitteilung auch im Dialog mit der Kunst-und Malereigeschichte.

Manche ihrer experimental anmutenden Gemälde mögen ein Echo auf die expansive Raum- und Zeiteroberung der russischen Konstruktivisten, die non-relationalen Kompositionen von Wladyslaw Strzeminski erzeugen, andere erinnern an die Zielscheiben-Bilder von Jasper Johns oder das systematische und monotone Abmessen des Zeitdaseins der Konzeptkunst. Nowak arbeitet kontinuierlich an einem Bild, in dem durch das alltägliche Wiederholen der schnittigen Linien die reale Lebensumgebung und das Lebensgefühl zuletzt ins Malerische als ein Weg auf Umwegen in die Unendlichkeit transformiert wird. Das Bild wird zum Schnittpunkt und das Schnittmuster zur abstrakten Chiffre im schwebenden Leerraum der "gegenstandslosen" Suche nach Sinn oder Halt wie in einem mysteriösen (Alb-)Traum. Das ständige Sichvergewissern seiner Selbst erlangt zum unerreichten Ziel. In dem aktuellen Projekt für die Passagegalerie im Künstlerhaus hat Marzena Nowak eine mehrgliedrige Rauminstallation konzipiert, die aus Bildern, Videos und einem Teppich als dem verbindenden Bodenobjekt besteht. Der Ausstellungstitel “Orla” bezieht sich auf den Namen einer Warschauer Straße, in der die Künstlerin zuletzt einige Zeit gewohnt hat. Mit diesem Straßennamen verknüpft sie die Vergangenheit mit der eigenen Gegenwart, indem sie dem gestalteten Raum unterschiedliche biographische Prägungen und Spuren wie in einem Traum zuweißt. “Orla” bedeutet keinen historischen Ort und keinen äußeren Wahrnehmungsfaktor, sondern der Name markiert hier innere emotionelle Verwurzelung und Bewusstseinswerdung des Einzelnen in dem scheinbar unsichtbar gewordenen Vergangenen. Die Erlebnisberichte oder Erinnerungsstücke, die Marzena Nowaks Bildwelten auf der Oberfläche komprimieren, stellen eine Art Erzählung in einer schwebenden, dem Tanz verwandten Form dar, es sind zum Teil auch poetische Beschwörungen, flüchtig und "wandlerisch", einmal von Luftigkeit und Leichtigkeit, ein anderes Mal von trübender Dichte und nahezu totemistischer Würde geprägt. Die Grenze läuft im Irgendwo: zwischen der offenen Form des Abstraktmalerischen und der strengeren Form der Objekte.

Goschka Gawlik

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Marzena Nowak
Orla