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Der norwegische Schriftsteller und Künstler MATIAS FALDBAKKEN (*1973) mischt in seiner Arbeit konzeptuelles Vorgehen mit trivialen Gesten, Vandalismus und Appropriation, Poesie und Pop-Kultur. Für die Kunst Halle Sankt Gallen hat er eine Reihe neuer Werke produziert, die er unter dem Titel «Extreme Siesta» vereint.

Die Ausstellung kreist um die Idee der künstlerischen Produktion als Praxis des Nichtstuns und der Negation - dies nicht ohne eine ordentliche Prise Sarkasmus. Seine Skulpturen, Wandmalereien oder Videoarbeiten, für die Faldbakken Klebeband, Sprayfarbe, rohe Leinwände und found footage verwendet, setzen diese Auffassung präzis und radikal um. Faldbakken betrachtet Kunst tatsächlich "als das Gegenteil von Arbeit, Nicht-Produktivität in gewisser Weise. Das ist es, worauf ich in St. Gallen eingehen möchte: Kunst als Nicht-Arbeit. Und Kunst, die in einer von der Idee der Arbeit entfernten Situation hergestellt wurde. Der nahezu Debord'sche Gedanke, ein dem Akt der Negation gewidmetes Leben sei ein Leben der Negation von Arbeit, wird zu einer behaglichen Formulierung von 'Kunst-als-extreme-Nicht-Arbeit' gedreht".

Faldbakken ist in der Kunstwelt für die Auseinandersetzung mit dem Thema der Negation bereits bekannt und sein Schaffen wurde gar als “konzeptueller Nihilismus” bezeichnet. Über die visuelle Repräsentation der Verneinung hinaus kann Faldbakkens Kunst als Inkarnation einer künstlerischen Haltung verstanden werden, die nicht nur auf der Darstellung der Negation basiert, sondern vielmehr auf einer unangepassten Lebenseinstellung. In Faldbakkens Werk treffen - ausgehend von dieser Haltung - verschiedene Anliegen aufeinander, z.B. der vandalische Impuls, die Suche nach Freiheit durch Rebellion, die Obsession mit Tod und Suizid, die Ablehnung von Ästhetik sowie die Ästhetik der Ablehnung, oder die Überzeugung, dass Kunst als eine notwendige negative Kategorie bestehen sollte.

Trotz der Verwendung verschiedener Medien spiegelt «Extreme Siesta» eine sehr greifbare und präzise Attitüde wider, so dass die Ausstellung als einheitliches Projekt zu verstehen ist. Es werden ausschliesslich neue Arbeiten zu sehen sein, die sich durch eine bewusst einfache Ausführung auszeichnen: eine Kombination von „do it yourself“-Ästhetik, Faulheit, billigen Materialien und schneller Verarbeitung, die das Publikum mit der Idee einer „nicht-produktiven Produktion“ konfrontiert. Die Werke besitzen einen ambivalenten Status; sie befinden sich irgendwo zwischen radikaler Geste und dem Risiko, zu einfach zu wirken. Exemplarisch dafür wird die Wandmalerei UNTITLED (OUTLINE) sein, in der Faldbakken die schicken Räume der Kunst Halle mit einem halb-fertigen monochromen Graffiti schmücken wird, das sich über Fenster und Türen erstreckt. Dazu ist vor der Kunst Halle ABSTRACTED CAR #2 parkiert, ein besprühtes Auto, das gleichzeitig ein ungewohntes Monument für den Vandalismus und den Aktionismus darstellt. Diese Arbeiten sind künstlerische Gesten, die natürlich als „schlampig“ gelesen werden können, die aber im Kontext einer Institution für Gegenwartskunst auch komplexe Themen wie Jugendkultur, die Geschichte der Abstraktion und gesellschaftliche sowie institutionelle Selbstzensur ansprechen.

Das grosse „Nein“, für das Faldbakkens Werke zu plädieren scheinen, wird aber in letzter Analyse zur positiven, produktiven und offensiven Geste, die sowohl das Publikum wie auch die Kunst Halle selbst zu einer tiefgründigeren Reflexion zwingt. Es geht um gesellschaftliche und kulturelle Konventionen, die bestehen, um gebrochen zu werden, aber auch um die Diskussion über die Rolle von Arbeit in der Definition unseres alltäglichen Lebens.

Matias Faldbakken (*1973 in Dänemark, lebt und arbeitet in Oslo) studierte an der Academy of Fine Art Bergen und der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, Städelschule, Frankfurt am Main. Einzelausstellungen fanden in folgenden Institutionen und Galerien statt (Auswahl): IKON Gallery, Birmingham; The National Museum of Art, Design and Architecture, Oslo; Annen Etage, the annex at the Faculty of Visual Arts, KHiO, Oslo; Reena Spaulings Fine Art, New York (2009); Simon Lee Gallery, London; Galerie Giti Nourbakhsch, Berlin (2008); STANDARD (OSLO), Midway Contemporary Art, Minneapolis (2007). Des Weiteren war Faldbakken an zahlreichen Gruppenausstellungen beteiligt, zuletzt im Museu d'Art Contemporani de Barcelona (MACBA); Kunsthalle Andratx, Mallorca; Marvelli Gallery, New York (2009); Aspen Art Museum; Henie Onstad Art Centre, Høvikodden; Rekord, Oslo; Cosmic Galerie, Paris; Museum of Contemporary Art, North Miami, Florida; Elizabeth Dee Gallery, New York; Den Frie Udstilling, Kopenhagen; Tel Aviv Museum Of Art (2008).

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Matias Faldbakken
Extreme Siesta