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Wir freuen uns, mit „Penetration“ die erste Einzelausstellung von Matthew Brannon in Berlin anzukündi-gen. Die Arbeiten des 1971 geborenen und in New York lebenden Künstlers sind häufig von düsterem Humorund provokativen Mehrdeutigkeiten gekennzeichnet. Bereits mit dem Titel der Ausstellung wird der Be-sucher in die Irre geführt. Das Wort „Penetration“ suggeriert sexuelle Konnotationen, die in der Ausstellung jedoch nicht eingelöst werden. Vielmehr verweist „Penetration“, neben seinen anderen, vor al-lem im Englischen gebräuchlichen Bedeutungen (wie bspw. Durchschlagskraft, Tiefenwirkung, Durch-dringung) auf das Interesse Brannons an Sigmund Freuds Schriften und an pathologischen Mustern bzw. Entgleisungen.

Matthew Brannons Werke zeichnen sich in erster Linie durch die Verwendung peripherer Medien von Werbe- bzw. Informationsmaterialien, wie Plakate, Filmtrailer, Anzeigen, Schilder usw. aus. Diese bestehen zwar alle aus den für sie jeweils typischen, gestalterischen und strukturellen Elementen, sie werdenjedoch mit absurden und zum Teil widersinnigen Inhalten versehen. So finden sich auf der neuesten, in der Ausstellung präsentierten Serie von Siebdrucken fiktiver Horrorfilm-Plakate bei den „Credits“ Angaben wie „Starring: Smells of Death, Gray Wolves Sipping Chianti, Gruesome Guests ...“ oder „Producedby: Fans of Fakes and Fans of Filth, Credibility Gains, Confidence Lost...“ Dabei geraten Sinn und Funktion der Credits durcheinander bzw. werden durch die eigene surreale Poesie des Künstlers ersetzt.

Die seit 2002 entstehenden bestickten und mit Metallfarbe bemalten Wandbehänge waren zunächst als mögliche Kulissen für seine fiktiven Horrorfilme gedacht. Mittlerweile haben sie eine eigene formaleSprache entwickelt. Lose zwischen Malerei und Dekor changierend werden hier Elemente der Natur,wie fliegende Vögel und sich im Wind bewegende Baumzweige, zitiert. Sie erinnern an chinoise Tapeten vom Ende des 18. Jahrhunderts, können jedoch auch als eine Form von „domestizierter“ und zu Dekoration „verkommener“ Natur gesehen werden.

In ähnlicher Weise „funktionieren“ die in nur wenigen Exemplaren im Hochdruckverfahren hergestelltenGrafiken. Hier werden florale Motive in Umrisslinien mit scherenschnittartigen Schattenbildern von Mes-sern kombiniert. Eine unterschwellige psycho-pathologische Lesart bietet sich sowohl hier wie auch in der zentralen Wandarbeit der Ausstellung an. Mehrere überdimensional vergrößerte, schwarze Messerscheinen in unterschiedlichen Perspektiven – einem Mobile gleich – vor der Wand zu fliegen. Die Wahldes gewöhnlichen Küchenmessers als Motiv liegt in seinen populär-kulturellen Konnotationen begründet. Als zur Waffe missbrauchter Haushaltsgegenstand steht es in der Regel für spontane und impulsivbegangene Taten. Das Messer als Archetypus einer Waffe funktioniert aber ebenso in umgekehrterWeise: als Mittel zur Verteidigung. Vor dem Hintergrund des eingangs erwähnten Interesses Matthew Brannons an der Psychoanalyse lassen sich die Messer, die bei Freud als Symbole für Penetrations-ängste gelten, im übertragenen Sinne als eine Bedrohung durch die Zerrissenheit unserer verborgenstenSehnsüchte und Geheimnisse lesen.

Das von Liam Gillick gestaltete Ausstellungsplakat steht in einer Reihe von Plakaten, die befreundeteKünstler im Auftrag von Matthew Brannon für dessen Ausstellungen entworfen haben.

Pressetext

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Matthew Brannon "Penetration“