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Matthew Buckinghams Arbeiten fragen, wie Geschichte entsteht, wie sie uns in Bildern und Worten vermittelt wird und wie sie heute erzählt wird. Der 1963 in den USA geborene Künstler hat sich in zahlreichen Filmprojekten und Installationen mit historischen Figuren wie Abraham Lincoln, Charles Darwin und Edgar Allan Poe beschäftigt. Als Filmemacher der Generation, die sich vor dem Hintergrund der Filmgeschichte der 1960er und 1970er Jahre bewegt, entwickelt er seine vielschichtigen Arbeiten auf der Grundlage der Untersuchungen des Films durch den ‚Structural Film’ und theoretischer zeitgenössischer Diskussionen um die visuelle, politische und soziale Bedeutung und Macht des Mediums. Buckinghams Werk ist denen anderer Künstler wie beispielsweise Tacita Dean verwandt, indem er die Mittel des Films nicht nur als Materialien, sondern auch als Bedeutungsträger und -generatoren versteht.

Die besondere Qualität seiner Arbeiten besteht darin, dass die materielle Entstehung des Films, die Grundlagen des künstlerischen Vorgehens, sowie der inhaltliche Zugang zu dem Thema in die Endprojekte eingeschrieben sind und transparent bleiben. So ist Situations leading to a Story (1999) nicht nur ein dokumentarischer Spielfilm, sondern auch die Erzählung seiner eigenen Entstehung. Buckingham gelingt es, über die konkrete Auseinandersetzung mit Themen, wie etwa der Lebensgeschichte des ersten befreiten amerikanischen Sklaven Amos Fortune (Amos Fortune Road, 1996), eine Vielzahl von Aspekten zeitgenössischer künstlerischer Filmarbeit anzusprechen.

Im Westfälischen Kunstverein, in seiner ersten Einzelpräsentation in Deutschland, wird Buckingham sein neues Projekt One Side of Broadway (2005) zeigen, eine Diainstallation, die mit Bild und Ton die Zeit um 1910 evoziert, in der New York zentraler Schauplatz der Entwicklung des Spielfilms und der Kinos war. Diese Zeit verbindet sich unmittelbar mit heute, wenn Buckinghams fotografische Aufnahmen vom Broadway von 1999 die Frage nach der Bedeutung dieser Geschichte zu unserem heutigen Wissen und Wahrnehmen stellen. Die zweite Installation, Definition (2000), meditiert über die englische Sprache, die von Samuel Johnson in einer Dachkammer in London aufgeschrieben und standardisiert wurde. In der Verschränkung dieser Arbeiten mit einer weiteren, die sich mit dem Filmemachen selbst beschäftigt, entwickelt Buckingham im Raum des Kunstvereins ein Geflecht von Sprache, Bildern und der Frage der Bedeutung dieser Werkzeuge, mit denen wir unsere Welt erfassen und gestalten.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.

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Matthew Buckingham
Kurator: Carina Plath