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Bereits 2005 zeigte das Kunstmuseum Bayreuth eine Ausstellung mit ca. 100 Gemälden, Zeichnungen und Graphiken von Ackermann (1887 – 1975) einem der Wegbereiter der abstrakten Malerei. In diesem Dezember feiert das Kunstmuseum Bayreuth sein 10-jähriges Bestehen mit der Präsentation von 142 Zeichnungen – einer Schenkung des Max Ackermann Archivs in Bietigheim-Bissingen, in der die große Vielfalt seines Œvres deutlich wird.

"Nach meinem Tod wird man vielleicht erkennen, dieses Bayreuth der Malerei." (Max Ackermann in einem Brief an Dieter Hoffmann vom 19. Mai 1969)

Das Œuvre Ackermanns spannt sich vom Jugendstil bis hin zur gegenstandslosen Malerei, in seinem Zentrum steht dabei immer die harmonische Form. Bekannt geworden ist Max Ackermann (1887–1975) in den 50er und 60er Jahren durch seine Farbtürme und Hymnen, mit denen er einen vollkommen eigenständigen Weg innerhalb der abstrakten Kunst jener Jahre beschritt. Zu diesem Zeitpunkt aber hatte Ackermann schon fast ein halbes Jahrhundert als Künstler gearbeitet und unverkennbare Spuren in der deutschen Kunstgeschichte hinterlassen.

Während seines Kunststudiums in Weimar, Dresden, München und Stuttgart prägten Max Ackermann vor allem Henry van de Velde, Franz von Stuck, Hans von Marées und Adolf Hölzel. Schon früh beschäftigte er sich mit der Idee eines Kultbaues. Aus all diesen Einflüssen entwickelt Ackermann bereits in den 20er Jahren eine eigene künstlerische Sprache, die als Konzentrat der deutschen Kunstentwicklung des 20. Jahrhunderts angesehen werden kann.

Entstanden ist ein Werk von unvorstellbarem Reichtum, ein Konzentrat der deutschen Kunstentwicklung des 20. Jahrhunderts, bestimmt durch die Suche nach dem Ideal eines Gesamtkunstwerkes, das Quintessenz aller Lebensbereiche sein und als Verheißung und Forderung zugleich wirken solle. – In dieser Grundhaltung war Ackermann einem anderen Künstler durchaus verwandt: Richard Wagner. Beider Œuvres liegt als durchgängiges Motiv ein Erlösungsmotiv zugrunde, das bei Ackermann in der Idee eines Kultbaus Form findet. Wagner spricht schon 1850 / 1851 in seinen „Züricher Schriften zu Kunst und Revolution. Das Kunstwerk der Zukunft, Oper und Drama“ zum ersten Mal vom 'Gesamtkunstwerk'.

Die frühen Zeichnungen Ackermanns zeigen einen Künstler, der sich mit Hingabe der Umwelt widmete. Bildnisse, Details des menschlichen Körpers oder Kleidungsstücke hielt er mit der gleichen Akribie fest wie Natureindrücke. Bis zum Beginn der 20er Jahre steht die Naturform im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit.

Entscheidend für die künstlerische Karriere Max Ackermanns waren die späten 20er und frühen 30er Jahre. In dieser Zeit vollzog Ackermann die maßgeblichen Schritte hin zu einer abstrakten und später auch gegenstandslosen Bildwelt. In zahlreichen Darstellungen aus den 20er Jahren, der realistischen Phase im Schaffen Ackermanns, spiegelte sich eine grundsätzliche Tendenz: Die Rückführung der Detailformen auf übergeordnete Großformen. Die abgebildete Form wurde mehr und mehr selbstständig, sie verlor ihren Nachahmungscharakter gegenüber dem Vorbild in der Natur. Diese Tendenz setzte sich in den 30er Jahren verstärkt fort.

Im Jahr 1966 vollzog sich in der künstlerischen Entwicklung Ackermanns ein Bruch, der in seiner Radikalität mit keinem früheren vergleichbar ist. Ackermann entdeckte für sich die damals neu auf den Markt gekommenen, schnell trocknenden Acrylfarben. Im Gegensatz zu Ölfarben ermöglichen Acrylfarben spontanes, schnelles Arbeiten, weil sich die Farbschichten nicht miteinander mischen. Neben Werken von Ernst Wilhelm Nay, die Ackermann 1966 in einer Ausstellung des Württembergischen Kunstvereins in Stuttgart ausführlich studierte, waren es die amerikanischen Hard-Edge-Künstler wie Frank Stella, Ellsworth Kelly oder Kenneth Noland, die ihn in dieser Zeit stark beeinflussten.

Max Ackermann zählt zu den Großen unter den deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Er gilt als Vollender der Lehre Adolf Hölzels und als einer der Wegbereiter der abstrakten Malerei. Die Vielfalt seines Oeuvres, das gleichsam die historische Turbulenz in der deutschen Geschichte widerspiegelt, ist beeindruckend.

Das Werk Max Ackermanns ist bestimmt durch die Suche nach dem Ideal eines Gesamtkunstwerkes, das Quintessenz und Summe aller Lebensbereiche sein und als Verheißung und Forderung zugleich in alle Lebensbereiche hineinwirken sollte.

Aus diesem Zusammenhang auch ist seine intensive Lehrtätigkeit zu verstehen: „Meine Werkstatt soll die Arbeitsgänge einer zeitgenössischen Gestaltung aufzeigen. Wiederholungen des Werkstattbesuches sind die Stationen zur Kunsterziehung. Solange eine musische Erziehung des Kindes, wie ich sie in der Forumsgruppe bildender Kunst im deutschen Kulturbund forderte und durch Vorträge und Praktikum erläuterte, nicht zur Tat wurde, so lange müssen sich junge und alte Menschen an die neuzeitlichen Gestalter direkt wenden, denn sie allein können das Wissen über neuzeitliche Malerei bereichern und den Geschmack verfeinern. Dann erst können sie unter die Richter gehen und sich ein Urteil über zeitgenössische Malerei leisten.“ (Max Ackermann: „Absolute Malerei“, in: „Die Wochenpost“, 1946)

Zur Max Ackermann-Ausstellung im Bayreuther Kunstmuseum präsentiert das Plakatmuseum eine kleine Auswahl mit Plakaten zu Künstlern, die mit Ackermann länger oder kurzfristig in Verbindung standen. Bei Franz von Stuck und Henry van de Velde hat Ackermann studiert, mit Kandinsky und George Grosz hat er zusammen ausgestellt. 1918/19 gehörte er dem Blauen Reiter an. Den Künstlern des Bauhauses stand er nahe. Willi Baumeister war zwar einerseits Konkurrent auf dem Gebiet der abstrakten Kunst, gleichermaßen aber auch mit Ackermann befreundet, der ihm als Gast in seinem Haus aufgenommen hat. Für den Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, hat sich Ackermann eine zeitlang begeistert, andere Maler (z. B. Otto Dix) haben sich wie Ackermann (zeitweise) am Bodensee, auf der Halbinsel Höri, niedergelassen.

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Max Ackermann
"Nach meinem Tod wird man vielleicht erkennen, dieses Bayreuth der Malerei."
143 Zeichnungen aus allen Schaffensphasen des Künstlers - eine Schenkung des Max Ackermann Archivs zum 10. Geburtstag des Museums