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In Opus VIII "Ein Leben", das zwischen 1880 und 1884 entstand, beschäftigt sich Klinger erneut mit dem historisch tradierten Leidensweg der Frau. Während er in "Eva und die Zukunft" die Bibel als "literarische Vorlage" nutzt, skizziert er in "Ein Leben" anhand eines Einzelschicksals und mit Hilfe von Allegorien die aus seiner fatalistischen Weltsicht resultierende allgemeingültige Situation des weiblichen Geschlechts. Dabei greift Klinger als einer der ersten deutschen Künstler das Problem der Prostitution auf. Als mögliche Anregungen gelten zeitgenössische Werke der französischen Literatur und der 1886 in Norwegen erschienene und kurz darauf verbotene Roman "Albertine" seines Freundes Christian Krohg, dessen Entstehungsprozess Klinger mit großem Interesse verfolgt. Der 15-teilige Radierzyklus "Ein Leben" entsteht in einem langwierigen Arbeitsprozess, den Klinger mehrfach unterbrechen muss, da er gleichzeitig mit der Ausgestaltung der Villa des Kammergerichtsreferendars Julius Albers in Berlin-Steglitz beschäftigt ist. Sowohl Albers wie auch der dänische Schriftsteller Georg Brandes, dem dieses Opus gewidmet ist, nehmen regen Anteil an der Entwicklung dieser Folge und ermutigten den Künstler in seiner Arbeit. Sie gehören zu den wenigen Zeitgenossen, die das vollendete Werk wertschätzten.