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Die Ausstellungreihe „media flow. videoventure on electronic music“ gilt dem Phänomen der visual music, einer zeitgenössischen Praxis der visuellen Musik. Seit Mitte der 90er-Jahre werden verstärkt Live-Visualisierungen, sogenannte visuals, zu meist elektronischer Musik projiziert, vor allem bei Raves und in Clubs. VJs (visual oder video jockeys) projizieren dabei mit Video-Beamern digitale Videosequenzen oder schalten diese auf Bildschirme.

Visual music kann daher auch als eine Art Live-Cinema verstanden werden, mit oft mehreren, auf die räumlichen Verhältnisse abgestimmten Bildflächen. Die visuals selbst können abstrakt oder figurativ sein, narrativ sind sie allerdings eher selten. Inzwischen gewinnen auch Studioproduktionen von visual music immer mehr an Gewicht, bedingt durch die wachsende Zahl von DVD-Beigaben zu CD-Releases und die Gründung von DVD-Visual-Labels. Mit den Studioproduktionen nähert sich die visual music den Musikvideos an, die Grenzen werden durchlässiger.

Die Ausstellungsreihe soll aktuelle Entwicklungen im Bereich der visual music aufzeigen. Dazu werden Visualisierer aus unterschiedlichen Bereichen eingeladen, um unterschiedliche Arten des visuellen Umgangs mit Musik aufzuzeigen. Je nach Herkunft der Visualisierer, beispielsweise aus den Bereichen Kunst, Architektur oder Design, fällt der Zugriff auf das visuelle Material und die visuelle Realisierung anders aus. Die für „media flow. videoventure on electronic music. part I“ ausgewählten Visualisierungen stammen aus den Bereichen Kunst (Graw Böckler, mehrmalige MUVI Award Gewinner Oberhausen; Gabriel Shalom, audiovisual artist), Architektur (Matthias Siegert, Teilnehmer Internationales Videofestival Bochum; Jacqueline Klein, Labelvisualisiererin von Traum; Yvette Klein, Video, Animationen, Installationen) und Mediendesign (Ilja Knesovic/visuarte und Katrin Asen).

Die ausgewählte Musik stammt vorwiegend aus dem Bereich der elektronischen Musik. Mit ihr wird bewusst eine relativ homogene Musikauswahl angestrebt, um die visuellen Differenzen stärker in den Vordergrund treten zu lassen.

Die Ausstellungsreihe „media flow. videoventure on electronic music“ fußt auf der gleichnamigen Studioproduktion, die im Rahmen der ersten Ausstellung mit dem visual von Matthias Siegert zur Musik von Joachim Spieth releast wird.

Die Musikvisualierungen von Graw Böckler „This Time Last Year“, „Because“ und „How to play a record“ zu Musik von Mantler, Ulf Lohmann und Tujiko Noriko pendeln zwischen Musikvideo, Kunstvideo und visual. Ihr Zugriff auf die Musik basiert auf der ästhetischen Wahl alltäglicher Situationen und filmischer Mittel wie Beschleunigung oder Mulitlayering. Dieser Zugriff transzendiert einerseits die Musik, andererseits werden auch die Bildsequenzen von der Musik transzendiert – so eng ist die audiovisuelle Infizierung geraten.

Für Yvette Kleins Video „Occupy“ hat der Musiker Riley Reinhold eine Auswahl von Musikstücken von Thomas Brinkmann kuratiert, die zum stets geloopten Video gespielt werden. Auf diese Weise kommuniziert das Video mit mehreren Musikstücken. Dadurch wird die übliche Hierarchie und das zeitliche Zusammenspiel von Musik und Video geändert, die adaptiven Kräfte von Bildern zu Musik werden freigesetzt.

Katrin Asen bewegt bei „motion in contrast“ die Kamera zur Musik von Resonator und erreicht damit eine bewegungsorientierte visuelle Umsetzung der Musik, gleichsam mit dem Tanz einer Kamera. Ausschließlich mit der Bearbeitung einer kurzen Filmsequenz, die Sophia Loren beim Versprühen von Mückengift zeigt, bestreitet Ilja Knesovic seine Visualisierung zur Musik von Tim Blechmann und Oliver Prechtl.

Gabriel Shalom hat mit „Small Room Tango“ ein audiovisuelles Werk geliefert, bei dem nicht nur Ton und Bilder von ihm stammen, sondern er zudem der musikalisch-schauspielerisch Ausführende ist. Shalom sieht den Schnitt als das entscheidende Kriterium audiovisueller Produktionen an und löst die Bilder spielender Klavierhände von der Musik, um sowohl einen Tanz der Finger als auch einen Tanz des Schnittes zu erzeugen.

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