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„Moscow Girls und andere Geschichten“ zeigt serielle Video- und Fotoarbeiten der in Berlin lebenden Londoner Künstlerin Melanie Manchot.

Die 1966 geborene Künstlerin entwickelt in ihren raumgreifenden Installationen intensive Dialoge mit dem Publikum. In der Serie „Moscow Girls“ (2004) sammelt Manchot individuelle Geschichten junger russischer Frauen aus der Wendezeit nach 1991. Anhand von Fotoporträts und über Kopfhörer wahrnehmbaren Erzählungen wird ein intimer Austausch zwischen Betrachter und Betrachtetem, zwischen Berlin und Moskau erzeugt.

Auch in der Installation „Hotel Moskau“ (2005) spielt erzählte Geschichte eine zentrale Rolle. In der mehrteiligen Videoarbeit referieren sechs Moskauer Bürger jeweils ihre Version der Baugeschichte des berühmten Nobelhotels. In den mittleren 1930er Jahren war es im Zentrum der Stadt durch Stalin in Auftrag gegeben worden. Zwei Architekten fertigten Entwürfe an. Nach deren Vorlage unterschrieb Stalin, ohne zu bemerken, dass es sich bei den Entwürfen um zwei Alternativen handelte. Statt Stalin auf den Fehler hinzuweisen, erfolgte die Ausführung konsequent in zwei Hälften. Moskauer Zeitgenossen erzählen diese Geschichte nun individuell und aus verschiedenen Perspektiven. 2005 verschwand das Hotel aus dem optischen Gedächtnis der Stadt und wurde abgetragen. Mit ihrer Arbeit schafft Melanie Manchot der traditionsreichen Herberge ein Denkmal und lässt es in der Ausstellung neu entstehen.

Für „Groups and Locations (Moscow)“ (2005) arbeitete Manchot ebenfalls in der russischen Hauptstadt. Zu sehen sind Passanten, die die Künstlerin auf Plätzen, Bahnhöfen und in Parks spontan gebeten hat, inne zu halten und sich für ein Gruppenfoto zusammen zu stellen. Da in Moskau an vielen öffentlichen Orten Versammlungsverbot herrscht, entstanden die Bilder unter latenter Gefahr und sehr schnell. Manchot hat Momentaufnahmen gemacht, die sich zufällig begegnende Bewohner zeigt. Auf den Bildern stehen sie für ihre Stadt.

Die Ausstellung „Moscow Girls und andere Geschichten“ wird das gesamte Haus am Waldsee mit ca. 400 qm Ausstellungsfläche einnehmen. Weitere Werkgruppen, die zum Teil erst 2006 in Berlin entstanden sind, runden den Überblick ab. Das Werk der international arrivierten Künstlerin wird in diesem Umfang zum ersten Mal in Deutschland vorgestellt.

Zur Ausstellung erscheint ein 60seitiger Katalog, der für 10 € im Shop erhältlich ist.

Kuratorin: Dr. Katja Blomberg, künstlerische Leiterin Haus am Waldsee

Kurzbiografie Melanie Manchot, geboren 1966, lebt und arbeitet in London und Berlin. Manchot studierte an der New York University sowie an der City University in London und machte 1992 am Londoner Royal College of Art ihren Master in Fotografie. Seitdem stellt sie international aus und ist mit ihren Arbeiten in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Ihre preisgekrönten Werke wurden unter anderem in Ausstellungen der Photographers Gallery (London), des MIT List Visual Art Centre (Boston), im Hasselblad Center in Göteborg sowie auf der 1. Moskau Biennale gezeigt. Erste internationale Aufmerksamkeit erregte ihr Fotozyklus „look at you loving me“ (1998), in dem Manchot in sinnlichen Aktportraits den alternden Körper ihrer Mutter dem Medienmythos der ewig jungen Schönheit gegenüber stellt.

Mit der Ausstellung „Moscow Girls und andere Geschichten“ im Haus am Waldsee in Berlin wird die Künstlerin zum ersten Mal in großem Umfang dem deutschen Publikum vorgestellt.

Pressetext

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Melanie Manchot
“Moscow Girls und andere Geschichten“

Künstlergespräch
mit Melanie Manchot und Candice Breitz (in engl. Sprache)
Do, 4. Mai, 18.30 Uhr