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The Telephone Book ist der einzige Film, den Merv Bloch (*1938, lebt und arbeitet in New York) Zeit seines Lebens produzierte. 1971 realisiert, war er meilenweit vom damaligen Trend des New Hollywood Cinema entfernt und orientierte sich stattdessen am schillernden Glamour der New Yorker Pop Art. Bei Kritik und Publikum war der Film ein grandioser Flop und galt nach kurzem Gastspiel in jeweils zwei Kinos in New York und Los Angeles als verschollen. Aus heutiger Sicht ist bereits die eigenwillige Handlung bemerkenswert; es geht um die hübsche junge Alice, die sich in einen obszönen Anrufer verliebt. Jenseits dieses an sich fragwürdigen Inhalts ist auch die Machart beeindruckend, so etwa die Dialoge, die manchmal erratisch, absurd und viel zu lang wie bei Quentin Tarantino sind, manchmal zynisch wie bei Oscar Wilde. Daneben besticht der Film in seiner Umsetzung als Aneinanderreihung clipartiger Sequenzen, die ihrerseits sorgfältig, bisweilen experimentell vertont wurden. 2008 entdeckten Moritz Peters und Florian Lambl von Hello Film in Berlin zufällig einen Filmausschnitt auf Youtube; sie machten Merv Bloch ausfindig, fanden nach langer Suche eine existierende Filmkopie und fertigten eine DVD-Edition davon an. Das in der Ausstellung präsentierte Konvolut besteht aus originalen Filmstills, dem kompletten Shooting script, verschiedenen Originaldokumenten und dem Film selber. Anlässlich der Ausstellung gibt die Kunsthalle gemeinsam mit Hello Film eine limitierte Sonderausgabe des Schubers The Telephone Book heraus; neben der DVD und dem Katalog beinhaltet er exklusiv den Nachdruck des Shooting scripts.