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Die norwegische Künstlerin Mette Tronvoll (*1965 Trondheim) sucht in ihrer konzeptuellen Fotografie Menschen in ihren Lebensräumen am Rande der Zivilisation auf. In ihren Portraits kommuniziert sie mit japanischen Frauen beim Seetangsammeln, Nomaden in den Weiten der mongolischen Steppe, jungen und alten Menschen beim heißen Bad in den Naturquellen Grönlands oder Elitesoldaten in geheimen Trainingslagern in den Wäldern Südnorwegens.

Seit die Künstlerin Ende der 90er Jahre ihr Atelier mit dem Arbeiten im Freien vertauscht hat, sucht sie Menschen in Abgeschiedenheit. Indem sie persönlich Kontakt aufnimmt, sich Geschichten erzählen lässt, gewinnt Tronvoll das Vertrauen der Portraitierten. Diese scheinen vor der Kamera innezuhalten, als horchten sie nach etwas Fremdem, das weniger erschreckt als verführt. 
In unserer globalisierten Welt arbeitet Tronvoll das Individuelle und Authentische an jenen Rändern der Wahrnehmung heraus, die außerhalb des Schirms medialer Allgegenwart und kommerzieller Interessen der Massengesellschaft liegen. An diesen Rändern fängt Tronvoll exemplarisch Leben ein, das nicht auf Medienwirksamkeit und Repräsentanz spekuliert, sondern auf Instinkten und Urvertrauen beruht. Tronvoll gelingt es, den sachlichen Blick der „Becher-Schule“ mit menschlicher Teilnahme zu füllen.

Während ihrer Zeit in New York in der 90er Jahren entstanden Portraits in Innenräumen, die ebenfalls Teil der aktuellen Ausstellung sind. In Alltagskleidung und ohne schützendes Ambiente öffnen diese Menschen sich dem Blick der Kamera, als sei sie Komplize und Vertraute. Ebenso nah erscheint der Blick der Fotografin, wenn sie sich menschenlosen Gletschern Grönlands nähert. Im Windschatten der Zivilisation und doch nicht abgekoppelt, unterliegen auch sie dem alles verändernden Alterungsprozess.

Das Abseitige, Verschwiegene und sich im Alter Verändernde sind Themen, denen sich Mette Tronvoll nähert. Voller Respekt arbeitet sie Spuren puren Lebens heraus, das in der Abgeschiedenheit, abgekoppelt von modernen Eventkulturen, besonders klar aufscheint. Mette Tronvoll steht mit ihren Bildern in der Tradition ganzfiguriger Portraits, die ihr Landsmann Edvard Munch Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt hat und wie sie in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg von August Sander systematisiert wurden. Tronvolls Stärke liegt in einem empathischen Blick, der Sachlichkeit durch Menschlichkeit ersetzt und zu stilllebenhafter Ruhe führt.

Im Haus am Waldsee wird Mette Tronvoll die Betrachter ihrer Sommerausstellung „Auf Augenhöhe“ mit dem Alltag am Rande der Weltwahrnehmung vertraut machen und nach Japan, in die Mongolei und Grönland führen.

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Mette Tronvoll
Auf Augenhöhe