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Die Landschaft, ob angedeutet, ausgedeutet oder mitten im Prozess der Auflösung in unfassbare Nebelschleier, ist das Thema, mit dem sich der 1948 in Solothurn geborene Künstler Michael Biberstein seit langem auseinander setzt. Oft wird sein Werk unmittelbar mit der Landschaftsmalerei in Verbindung gebracht. Dies ist zwar prinzipiell richtig, allerdings nicht so sehr im wörtlichen Sinn, sondern auf eher abstrakte Weise. Seine Arbeiten bezeichnen oder bedeuten nämlich keinerlei Landschaften; vielmehr vermitteln sie Gefühle von Weite und sublimer Stille. Ausstellungs- oder Werktitel wie "Die Apotheose des menschlichen Geistes im Sehen der Landschaft" oder, schlichter, "Beschleuniger und Kompressoren", "Endorfinbeschleuniger" oder "Augensegler" unterstreichen diese Loslösung von der Landschaft ins atmosphärische. "Ich sehe Bilder als Sehmaschinen. Die Welt existiert für mich einzig und allein als ein Ablauf physikalischer Prozesse. Dies ist meine Einstellung nicht etwa weil ich die Welt an Hand der von uns bisher Erkannten Gesetzmässigkeiten dieser physikalischen Abläufe zu meiner restlosen Zufriedenheit erklären könnte, nein, das leider nicht. Es ist vielmehr gerade die (empirisch derivierte) Einsicht, dass unser Wissen für eine Umfassende Theorie von Allem nicht ausreicht - und wohl niemals ausreichen wird -, das mich zu einem militanten Agnostiker macht.

Ich bin kein Mystiker. Ich bin, wie gesagt, ein "militanter Agnostiker" (d.h., es soll mir keiner kommen und behaupten, er wisse, worum es hier in diesem Leben eigentlich und vor allem schlussendlich gehe!). Religionen sind für mich allerdings nicht wertlose Gebilde menschlicher Jenseitsfantasien - im Gegenteil: Da sie für den derzeitigen Zustand der Menschheit in hohem Grad determinierend sind und überall wo es Menschen gibt vorkommen, muss man annehmen, dass sie ein oder mehrere tief liegende Bedürfnisse des Menschen abdecken.

Was ich in und mit meiner Arbeit versuche, ist einerseits, auf empirische Weise die Beziehungen zwischen den im Namen metaphysischer Dogmasystemen erschaffenen Bildsprachen und deren physiologische Wirkung auf den Betrachter zu eruieren, und andererseits, denselben physiologischen Ablauf auszulösen: Den Effekt des Verzauberungstricks ohne Hokus-pokus, wie es ein Freund von mir mal ausdrückte. Meine Bilder werden des öfteren als "mystisch" und "meditativ" beschrieben. Ersteres stimmt nicht, da den Arbeiten keine metaphysische Erwartungshaltung zugrunde liegt, letzteres stimmt, sofern es nur den Zustand der Verinnerlichung, der Entspannung und der Kontemplation beschreibt."

Michael Biberstein wurde 1948 in Solothurn geboren wo er bis 1964 lebte. Danach Übersiedlung in die USA wo er seine Ausbildung abschliesst, unter anderem dem Studium der Kunstgeschichte mit einem für ihn wegweisenden Jahr mit David Sylvester am Swarthmore College in Philadelphia.

Als Maler ist Michael Biberstein Autodidakt, lebt und arbeitet seit 1978 in Sintra, Portugal.

Seit 1974 zahlreiche Einzelausstellungen in Europa und Übersee, u.a. 1989 Kunstverein Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf; 1991 Museo Nacional de Arte Antiga, Lissabon; 1992 Kunstverein Salzburg; 1995 Kunstverein Freiburg i.Br.; Museu de Arte Contemporañea, Funchal; Kunsthalle Winterthur; Centro de Arte Moderna, Lissabon; 1997 Institut für Moderne Kunst, Nürnberg; 1998 The Bron House of Art, Brünn; 2001 Center for Contemporary Art, Prag; Tallinn Art Hall; 2002 Helmhaus, Zürich; 2003 MEIAC, Badajoz, Spanien; 1992 Teilnahme an der Documenta IX in Kassel.

Die Ausstellung dauert vom 27. August bis 9. Oktober 2004.

Pressetext

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Michael Biberstein
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