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Michael Kienzer ist bekannt dafür, dass er die Bedeutung von Dingen in ihr Gegenteil verkehrt. Objekte oder Situationen werden ihrem vertrauten Umfeld entrissen und erscheinen in einem neuen Kontext. Kienzer ist gewissermaßen ein Analytiker der Ordnung der Dinge: Mittels Dekonstruktion, Transformation, Verfremdung und schließlich Rekonstruktion befragt er Grundlagen und Grenzen scheinbar starrer Zu- und Anordnungen.

In seiner bereits dritten Ausstellung in der Galerie Hohenlohe zeigt Michael Kienzer minimalistische, reduzierte Installationen, die jedoch alles andere als nicht Raum füllend sind. Eine davon ist ein sorgfältig gestapelter und stabil konstruierter Holzhaufen, respektive Aluminiumhaufen. Rund 200 Stück Holzscheite hat der Künstler dazu in Aluminium gießen lassen. Abgesehen davon, dass das Stapeln und die Verdichtung von Materialien eine zentrale Rolle in vielen seiner Arbeiten spielen, ließ sich Kienzer hier vor allem vom Material Holz inspirieren. Holz ist ein lebendiges Material, Sinnbild für Wärme und Behaglichkeit. Ganz anders das Aluminium, welches „kaltes und totes“ Material ist. „Bei dem Wechsel von Holz zu Aluminium interessiert mich in erster Linie der Transfer von Wärme in Kälte”, so Kienzer. Das Abgießen als künstlerisches Mittel ist Kienzer also deshalb so wichtig, weil dadurch Dinge neu besetzt und wahrgenommen werden können.

Das dominierende Material in der Ausstellung ist eindeutig Aluminium. Dazwischen findet der Besucher jedoch so manch überraschendes Detail – zum Beispiel Radiergummis, die einerseits eine trennende bzw. verbindende und andererseits eine tragende bzw. stützende Funktion übernehmen. Ähnlich den Fußnoten in manchen Büchern, die auf oft wundersame Weise den Haupttext nicht nur ergänzen, sondern erst zu dem machen, was er ist, sind Kienzers Details „am Rande“ weitaus mehr als bloße Farbtupfen im grauen Aluminium, sondern essentieller Bestandteil seiner Skulpturen. Wer kann schon mit Sicherheit sagen, ob es der Teufel ist, der im Detail steckt oder der liebe Gott, wie der Kunst- und Kulturhistoriker Aby Warburg schrieb. Vielleicht ist es einfach nur die Kunst, die darin steckt.

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Michael Kienzer