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Im Frühjahr 2002 stellte die Kritikerin Anne Maier im [basement] der Galerie Arbeiten des jungen Münchener Künstlers Michael Sailstorfer vor. In den folgenden Monaten entwickelte sich seine Karriere mit einer staunenswerten Geschwindigkeit. Für die Skulptur D-IBRB, ein Baumhaus aus Flugzeugteilen, das im letzten Jahr über unserem Stand auf dem Art Forum Berlin thronte, erhielt er den 'Christian Karl Schmidt Förderpreis für zeitgenössische Kunst'. Kurz darauf wurde ihm auch der 'Leonhard-und-Ida-Wolf-Gedächtnispreis' der Stadt München zugesprochen und die 'Süddeutsche Zeitung' kürte ihn zum Hoffnungsträger des Jahres 2003 in der Sparte Bildende Kunst. Ausgestattet mit einem Stipendium der ‚Studienstiftung des Deutschen Volkes' wird er im Herbst sein Studium am ‚Goldsmith College' in London fortsetzen. Vor dem Umzug nach England eröffnen wir in der Galerie seine erste große Einzelausstellung. Unter dem Titel Welttour werden vom 6.9. -18.10 Skulpturen und Videoarbeiten zu sehen sein. Zur Ausstellung erscheint eine kleine Publikation mit einem Text von Mark Gisbourne.

"Die skulpturalen Arbeiten von Michael Sailstorfer basieren wesentlich auf Intervention, Dekonstruktion und Rekonstruktion. Charakteristisch für sein Werk ist der ausgeprägte Sinn für das Vorhandene. Vorhandenes, das in etwas Anderes transformiert wird. Sei es ein Natur-Raum, der einem Kunsteingriff ausgesetzt wird (Waldputz, 2000), oder ein alter Polizeiwagen, der sich in ein Schlagzeug verwandelt (Schlagzeug, 2003). In allen Fällen ist sowohl dem Produzenten wie auch dem realisierten Objekt ein wacher Instinkt für das selbstverzehrend Spielerische eigen. Das alltäglich Zweckmäßige wird mit Humor ins Unzweckmäßige, oder anders ausgedrückt, in eine ästhetische Zweckmäßigkeit überführt: Bedeutung und Funktion erhalten dadurch einen zweiten Gebrauchswert. Durch Sailstorfers Neigung zum "Froebeling" kann ein Sportflugzeug ebenso einfach zu einem Baumhaus (D-IBRB, 2002), wie ein Reisebus zu einem nicht nutzbaren skulpturalen Objekt werden (Dean & Marylou, 2003). Ein Haus verzehrt sich in einem Ofen (3 Ster mit Ausblick, 2002), Wohnmobile verwandeln sich in ein Haus (Heimatlied, 2001), ein Haus wird zu einem Möbelstück (Herterichstr. 119, 2001) und ländliche Bushaltestellen finden sich plötzlich als frisch eingerichtete Wohnräume wieder (Wohnen mit Verkehrsanbindung, 2001). In der imaginären Welt Sailstorfers zeigt das Veränderliche eine variable Permanenz und was permanent scheint wird veränderbar. Laternenmasten können zu transportablen Raketen werden, die von Abschussrampen starten (Sternschnuppe, 2002) und Straßenlampen benötigen mit einmal einen Schirm zum Schutz gegen Mücken (Mückenhaus, 2001). Definiert man die Verwendung von Ironie als sokratische Methode, mit deren Hilfe wir zu neuer Bedeutung finden und in deren wörtlicher Bedeutung das Gegenteil enthalten ist, dann haben wir in Michael Sailstorfer einen zeitgenössischen Produzenten spielerisch ironischer Objekte". (Mark Gisbourne) Pressetext