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Künstlergespräch mit Michaela Melián am Freitag, dem 2. August um 19 Uhr

Die Auseinandersetzung mit dem Erscheinen und Verschwinden, der An- und Abwesenheit ist ein wichtiges Motiv in Michaela Melians (* 1956 in München) kulturkontextuellen Arbeiten. Häufig erscheinen ihre Werke vorläufig und instabil. Da gibt es aufblasbare "Hüpfburg"-Architekturen als kurzzeitige Intervention in den Innenstädten von Hamburg oder München, Gesichtsfragmente auf durchscheinenden Mobiles oder fragile, begehbare Rauminstallationen aus Lattengerüsten und Taftstoff, über die Diaprojektionen gleiten.

Für die Ausstellung im Kunstverein Springhornhof hat sie eine Form genähter Zeichnungen entwickelt, deren Basis Landschaftsfotos und Aufnahmen von Interieurs aus den Heimatmuseen in Schneverdingen und Neuenkirchen sind, die bei einem Besuch in der Lüneburger Heide im vergangenen Frühjahr entstanden sind. Ein durchgehender Faden läuft um die Silhouetten von Möbeln, Gebäuden, Straßenkreuzungen oder Bäumen. Das Bild bleibt jedoch unvollständig und verändert sich mit dem Fall des Garns. Man hat es nicht mit dem klarumrissenen Abbild eines greifbaren Zustandes zu tun, sondern mit der bildhaften Annäherung an eine Landschaft, die als Kulturlandschaft einem permanenten Wandel unterzogen ist.

Ein dreieckiges Filzobjekt in der Mitte des Raumes und die genähten Zeichnungen tragen den Titel "Triangel", der sich auf den im Deutschen Herbst 1977 erschienenen autobiografischen Roman "Die Reise" von Bernward Vesper bezieht, der auf dem Gut Triangel in der Lüneburger Heide aufgewachsen ist. Das Buch gilt als Vermächtnis der Söhne und Töchter der Nazigeneration.

Geschichte aus einem veränderten, feministischen Blickwinkel wird in einem Teil der Ausstellung erzählt, der mit "Life as a Woman: Bertha, Bertha, Hedwig" überschrieben ist. Drei Installationen aus Holz, Taft und auf die Wand gestempelten oder auf Stoffbahnen projizierten Porträts beziehen sich exemplarisch auf die Frauenfiguren Bertha Benz, Hedy Lamarr und Bertha Pappenheim, die wichtige Beiträge zur Automobilentwicklung, Psychoanalyse und Kommunikationstechnologie geleistet haben, ein Umstand, der in allen drei Fällen aus der Historienbildung weitgehend ausgeblendet ist.

Um die museale Re- bzw. Neukonstruktion der Geschichte von Orten geht es bei der Wandzeichnung "Reconstructing Rothenburg", die in einem der oberen Ausstellungsräume entstehen soll. Hier transferiert Michaela Melian Namenszüge, die sich an der Stadtmauer von Rothenburg o.d.T. entlangziehen. Es sind die Namen von Spendern aus aller Welt, die den Wiederaufbau der Mauer unterstützt haben, und so ihrerseits ein Teil jenes Idealbildes einer mittelalterlichen Stadt werden.

"Aus der Perspektive eines popkulturellen Selbstverständnisses, das Musik, Bildkultur und Kunst in einer Praxis verbindet, konstruiert Michaela Melian mit alltäglichen und allgemein bekannten Materialien ein haptisches wie konzeptuell analytisches Werk. "Weiche" oder "flüssige" Bilder mit Claes Oldenburgschen Formprinzipien werden mit aktuellen kritischen Methoden der Ortsspezifik und Kontextanalyse kombiniert, festgeschriebene Lesbarkeiten von Gegenständen, Symbolen und Geschichte unterlaufen." (Dirk Snauwaert in: Ausst. Kat. Kunsthalle Bremen 2001)

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Michaela Melian
TRIANGEL