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In seinem kurzen Leben (1966-2002) hat Michel Majerus ein außergewöhnliches Werk hinterlassen. In einem rasanten Trip raste er durch eine visuelle Datenbank sowohl der Alltagskultur als auch der Kunstgeschichte.

Michel Majerus folgte nicht nur dem Zeitgefühl der 1990er Jahre, das von der Digitalisierung in der Kultur, von Techno und Ekstase geprägt war, er bestimmte es wesentlich mit. Dabei entstand ein Mix aus visuellen Codes von High und Low, wobei sich Majerus auf eminente Art und Weise des Mediums „Malerei“ bediente. Seine raumgreifenden Installationen waren letztlich auch eine Demonstration der Leistungsfähigkeit eines Mediums, der Malerei. Das Kunsthaus Graz mit seiner avancierten architektonischen Struktur ist ein idealer Ort, um Michel Majerus’ zentrale raumbezogene Arbeiten zu präsentieren.

Michel Majerus trat nie gegen die Malerei an. Vielmehr nahm er sie als Instrumentarium auf, um damit das Phänomen „Raum“ neu zu definieren. Von der Bildfläche als „Arena“ bei Jackson Pollock über die Farbräume Barnett Newmans bis zur Übertragung der Malerei in den Objektbereich in der Pop-Art reichte sein Weg, der ihn in die Virtualität der Gaming-Culture führte. Beim Spielen am Computer oder an der Konsole erkannte Majerus die zeitgemäßen Erweiterungsmöglichkeiten künstlerischer Produktion und Rezeption sowie die Revitalisierung des kunsthistorischen Repertoires (Minimal Art, Pop-Art, etc.). Mit dem Einsatz von Sampling war Techno die erste ekstatische digitale Musikbewegung. Alle erdenkbaren Sounds wurden digital gemixt und gesequenced. Michel Majerus transferierte diese Praxis in den Bereich des Visuellen. Ein Nebeneinander und Übereinander verschiedenster Zitate – von Rubens bis Disney – erzeugten einen Pluralismus, der seine frühen Arbeiten bestimmte. Der enge assoziative Bezug zur Gaming-Culture – Majerus war begeisterter Spieler von „Mario“ – ließ die Räume, die er kreierte, immer dynamischer, transparenter und flüchtiger werden, womit er seiner Malerei unheimliche Aktualität verlieh. Er hat den viel beklagten Tod der Malerei nicht akzeptiert. Im Gegenteil, er versuchte die Vitalität und Leitfunktion dieses Mediums zu beweisen. Die traditionelle Vorstellung vom Künstler, die von Subjektivität, Originalität und Authentizität ausgeht, wurde von Majerus negiert. Er fungierte vielmehr als Organisator des Visuellen, als Regisseur.

In seinen späten Arbeiten verzichtete Michel Majerus weitgehend auf direkte Zitate. Nur in Assoziationen wurden Anklänge an die Pop-Art evoziert. Wahrnehmungsphänomene interessierten den Künstler in dieser Phase mehr, wenn er etwa durch Positionierung von architektonischen Elementen den Blick auf Bilder verstellte, gleichzeitig aber neue optische Varianten anbot.

Das Kunsthaus Graz ist mit seiner deutlich vom White Cube abweichenden Struktur ein idealer Ort, um die Installationen von Michel Majerus adäquat zu präsentieren. Vier zentrale Ausstellungen des Künstlers wurden dabei rekonstruiert und einige andere sind zitathaft in die Ausstellung integriert. Die Gleichzeitigkeit und das Ineinandergreifen verschiedener Ausstellungsteile ermöglicht den Besucherinnen und Besuchern ein Navigieren durch die kurze Schaffenszeit von Michel Majerus.

Pressetext

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Michel Majerus - Installationen 92-02
Eine monographische Ausstellung
Kuratoren: Günther Holler-Schuster, Peter Pakesch

Stationen:
12.02.05 - 16.05.05 Kunsthaus Graz
24.06.05 - 16.10.05 Stedelijk Museum, Amsterdam
18.11.05 - 05-02-06 Deichtorhallen, Hamburg
19.11.05 - 26.02.06 Kestner Gesellschaft, Hannover
13.12.06 - 16.04.07 Musée d´Art Moderne Grand-Duc Jean, Luxemburg