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Besucher/innen werden eingeladen, auf Sesseln oder Sofas zu sitzen. Rund um sie sprechen Frauen mit jemand anderem. Die Off-screen-Gesprächspartner sind Leute, die den Frauen nahe stehen, aber ihre innigen Beziehungen wurden dadurch unterbrochen, dass die Kinder der Frauen migrierten. Die Frauen sprechen zu einem Enkelkind, das sie nie aufwachsen sahen, zu einem angeheirateten Kind, das sie sich nicht aussuchten oder gutheißen, mit einem emigrierten Kind oder, in einem Fall über einen Graben von drei Generationen hinweg. Eine von leichtem Unbehagen erfüllte Intimität ist charakteristisch für die Situation. Manchmal hört man die andere Stimme, manchmal nicht.

Zwischen der Frau und ihrer/m Verwandten entwickelt sich Kommunikation, aber aufgrund des Aufbaus der Installation auch gleichzeitig zwischen den Videoporträts und den Frauen und Besucher/innen. Der auf allen Ebenen vorhandene performative Aspekt erzeugt ein Verschmelzen von Kommunikationen.

Die Frauen werden in einer stetigen Close-up-Einstellung, als Porträts gefilmt. Das unbarmherzig permanente Bild ihrer Gesichter verhilft der Tiefe ihrer Verluste zu einem bescheidenen Denkmal. Es zwingt die Zuseher, diesen Frauen ins Gesicht zu sehen, in die Augen, und zu hören, was sie zu sagen haben. Auch wenn ihre Sprachen fremd sind und voller Ausdrücke, die seltsam scheinen, ist ihr Diskurs doch einer, mit dem wir uns alle affektiv identifizieren können.

Es gibt keine Erzählstimme; die Mütter übernehmen das ganze Reden. Jeder Anschein von Tourismus ist sorgsam vermieden: Obgleich er visuell intensiv ist, zeigt der Film weder Monumentalität noch malerische Szenerie. Es wird kein Spektakel geboten um ein Verlangen nach Schönheit zu befriedigen; stattdessen beschäftigen sich die Filme aufs Innigste mit den Individuen vor der Kamera. Jedes Geräusch ist diegetisch.

Dieses Gefühl von Intimität wird nicht nur vom persönlichen Diskussionsthema gesteigert – die Abreise eines Kindes, das nach Westeuropa ging – sondern auch von der „Privatheit“ der Konversationen. Der/die Filmemacherin richtete die Aufnahme ein, schaltete die Kamera ein, und verließ den Raum, um nach der abgemachten Zeit wieder zurückzukehren. Diese Geste, die Autorität abzugeben und das Geschehen dem glücklichen Zufall der Interaktionen zwischen zwei Menschen zu überlassen, macht die Filmarbeiten hoch performativ.