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Mit seinen Arbeiten bewegt sich Mika Taanila (*1965) in den Gebieten des Dokumentarfilms, der experimentellen Musik, deren visueller Umsetzung und der wissenschaftlichen Versuchsanordnung. In seinen Filmen prallen Nostalgie und Zukunftsglaube aufeinander und vermischen sich. Die Auseinandersetzung mit technologischer Evolution und künstlicher Intelligenz sowie deren gesellschaftsphilosophischen Implikationen ziehen sich wie Konstanten durch sein Schaffen.

Einem breiteren Publikum wurde Mika Taanila bekannt durch seine Teilnahme an der 7. Istanbul Biennale (2001) sowie der Manifesta 4 (2002) in Frankfurt. In Futuro - A New Stance for Tomorrow (1998) widmet sich Taanila einer klassischen Aufstieg- und Fall-Geschichte von Architekturtechnologie. Der Film rekonstruiert anhand von found footage-Material den rasanten Erfolg des Futuro-Hauses, das auf einer Erfindung des finnischen Ingenieurs Matti Suuronen (*1933) basiert, die er in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre gemacht hat. Das Futuro-Haus, welches die Form einer fliegenden Untertasse hat und aus 100% Plastik besteht, wird zum Objekt in dem sich Fortschrittsglaube und utopische Vision der 1960er Jahre wieder spiegeln.

Im Film The Future Is not What It Used To Be (2002) porträtiert und dokumentiert Taanila einen der Pioniere der elektronischen Musik, Erkki Kurenniemi (*1941). Im Film wird Kurenniemis Wunschvorstellung Mensch und Maschine miteinander zu verbinden mit seinen Interessengebieten Robotik, Informatik und Musik auf faszinierende Art und Weise zusammengebracht. Eine zentrale Rolle im Film spielt die Musik von Erkki Kurenniemi. Ebenfalls nimmt die Musik und deren visuelle Umsetzung in Optical Sound (2005) den wichtigsten Stellenwert ein. In der Tradition von Walter Ruttmann und Viktor Eggeling, die zu Beginn der 1920er Jahre abstrakte visuelle Umsetzungen von Musik geschaffen haben, basiert Taanilas Film auf der Komposition The Symphony #2 For 12 Dot Matrix Printers des kanadischen Duos [The User] (Thomas McIntosh and Emmanuel Madan). Der längst überholte Drucker nimmt dabei die Hauptrolle ein und hypnotisiert durch seine rhythmische Monotonität den Betrachter. Der 1997 entstandene Film Thank You For The Music - A Film About Muzak (1997) wird Taanila für die Ausstellung in einer neu kreierten Installation mit dem Titel Stimulus Progression (2005) präsentieren. Unter der Musikgattung Muzak versteht man funktionelle, „easy-listening“ Musik, die in Fahrstühlen, Kaufhäusern, Hotels und manchen Arbeitsumgebungen mit meist neu arrangierter Musik zur Dauerberieselung eingesetzt wird. Sinn und Zweck dieser Form von Musik besteht darin durch ihre „anästhesierende“ und verführerische Struktur den Hörer zu beruhigen und ihn zum Konsum bzw. zur Produktivität zu motivieren. Taanilas Film beleuchtet die Geschichte von Muzak und deren psychoakustische Wirkung.

Ausgangsmaterial für die Installation A Physical Ring (2002) sind anonyme Bildaufzeichnungen aus den 1940er Jahre eines physikalischen Experiments, dessen Sinn und Zweck bis heute nicht erklärbar ist. Durch eine sehr präzise Schnitttechnik und der hypnotischen Musik, die von Mika Vainio stammt, der besser bekannt ist als ein Teil des finnischen Avantgarde-Musik-Duo Pan Sonic, entfaltet der Versuch seine mysteriöse Wirkung erneut. Befremdend erscheinen auch die Fussball spielenden Roboter aus dem Film Robocup99 (2000) - jährlich treffen sich Computeringenieure und Forscher mit dem Spezialgebiet der künstlichen Intelligenz zum Robocup. In ihm verbirgt sich der Utopiegedanke, dass im Jahr 2050 der Computer und dessen künstliche Intelligenz über derjenigen des Menschen steht. So unbeholfen komisch auch die derzeitigen Maschinen wirken, lässt sich bereits erahnen, dass im Jahr 2050 aus der Utopie Realität werden könnte.

Die Ausstellung präsentiert eine umfassende Werkschau von Mika Taanilas Filmen wie Futuro - A New Stance For Tomorrow (1998), The Future Is not What It Used To Be (2002), Verbranntes Land (2002), Optical Sound (2005) sowie die Videoinstallationen Physical Ring (2002), Stimulus Prgoression (2005) und Nocturne (2005).

Ein ausführlicher Katalog zur Ausstellung mit Essays von Heike Munder und Ken Hollings wird bei JRP/Ringier erscheinen.

Pressetext

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Mika Taanila - Human Engineering