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Die Spannung zwischen künstlerischen und nichtkünstlerischen Darstellungsformen einerseits und möglichen Sehweisen andererseits bildet einen Schwerpunkt der Arbeiten der niederländischen Künstlerin Mirjam Kuitenbrouwer. Sie verwendet die in ihrem Archiv gesammelten Aufnahmen von Architekturen, Einrichtungen und Alltagsgegenständen als Material, das von verschiedenen Standpunkten und Perspektiven aus immer wieder umgruppiert wird. Die im Grafischen Kabinett der Secession aufgebaute Installation oszilliert zwischen Raum und Fläche und stellt sie so gegenseitig in wechselnde mimetische Verhältnisse.

Die Faszination für die Darstellung und Relationen von Räumen hat die Künstlerin immer wieder auch theoretisch reflektiert. Der Katalog The Stay: "Mirjam Kuitenbrouwer's Dwelling (1998)" enthält neben Zeichnungen und Fotografien auch tagebuchartige Eintragung von oft aphoristischer Kürze, die unablässig um die Konstruktion und Wahrnehmung von Raum kreisen. Wenn sie am 16.8.1994 notierte: "I am not that much interested in perfection, rather in precision", ist damit ihre Arbeitsweise beschrieben, die Denken prozesshaft definiert. Die dabei erarbeiteten Positionen sind Zwischenergebnisse, deren Gültigkeit nur durch fortwährende Überprüfung bewahrt werden kann.

Ausgehend von einem Gemälde baut Mirjam Kuitenbrouwer den darauf dargestellten Raum in das Grafische Kabinett der Secession ein und geht dabei über die Herstellung einer blossen Vorbild/Abbild-Relation hinaus, indem sie beide kunstvoll miteinander überschneidet: Ist der Raum ein Ausstellungsraum des Bildes oder wird er selbst ausgestellt? War das zweidimensionale Gemälde Modell der Installation oder wird es zu deren Essenz? Sind Bild und Raum unabhängig voneinander zu denken? Der Sog der Fragen endet nicht an den Türen des Grafischen Kabinetts, sondern infiltriert leise jenen Alltag, dem Mirjam Kuitenbrouwer unauffällig ihr Material entnimmt.

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Mirjam Kuitenbrouwer
Reservoir Spillway