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Der vielbeachtete polnische Künstler Mirosław Bałka (geb. 1958) zeigt in dieser Ausstellung zum ersten Mal ausschließlich Videoarbeiten. Nach 1989 war er mit eindringlichen, menschliche Grunderfahrungen reflektierenden Skulpturen und Installationen schnell auch im Westen bekannt geworden. 1998 hat er zusätzlich begonnen, meist kürzere Videofilme zu drehen. Er nimmt alltägliche Momente und Szenen auf, wobei sich die Aufmerksamkeit häufig auf eher beiläufige Details richtet. Die Filme entstehen meist ohne große Vorbereitung und mit einfacher Technik. Bałka selbst beschreibt seinen Ansatz (etwas ironisch) als dokumentarisch, da er in vielen von ihnen etwas aufzeichnet, das ihm auf seinen Spaziergängen oder Reisen begegnet. Was man in den Videos jedoch sieht, entspricht keineswegs den Erwartungen an einen dokumentarischen Film. Die meisten haben eine zuerst vielleicht rätselhafte und dann poetische Dimension. Aus geringen Vorkommnissen werden so Bilder von hoher Intensität, die an grundlegende menschliche Erfahrungen, Ängste und Hoffnungen rühren.

In Blue Gas Eyes sieht man z. B. die doppelte Projektion des Flammenkranzes eines Gasherds. Die sich leicht bewegenden Lichtkreise haben eine beinahe hypnotische Wirkung. Die Schönheit dieses Bildes aber vermischt sich mit dem Zischen des Gases, das seine natürliche Unschuld in der Geschichte des 20. Jahrhunderts verloren hat. Direkter noch handelt T-Turn in einem verlangsamten Schwenk von einem der Orte des großen Mordens und Strebens: Treblinka. In einer anderen Arbeit wird eine Fernsehsendung über Verbrechen mit der Beobachtung von Insekten verbunden, und in der größten Projektion erlebt man das Werden und Vergehen einer eigentümlich irrealen Weltlandschaft.

Alle gezeigten Arbeiten sind keine reinen Projektionen, sondern mit skulpturalen Zusätzen versehen. Mal wird das Video auf eine Salzfläche projiziert, die auf dem Boden ausgelegt ist, mal in eine Raumecke hinein, vor der sich eine Bank für zwei Zuschauer befindet. Mit solchen Mitteln wird dem flüchtigen Medium des Films ein konkreter Ort und eine gleichsam körperliche Präsenz im Ausstellungsraum gegeben. Insgesamt werden sechs solcher Videoinstallationen sowie eine Sequenz von Einzelbildern auf einem Monitor gezeigt.

Der Ausstellungstitel „Lichtzwang“ ist einem Gedicht von Paul Celan entnommen. Er spielt in leicht ironischer Weise mit den Bedingungen des für die Kunst so wichtig gewordenen Mediums Video. Mehr noch ist der Titel jedoch ein Hinweis auf die ambivalente Bedeutung der Metapher des Lichts. Nicht alles wird durch Licht ‚erleuchtet’, manchmal scheint der Umweg über das Undeutliche oder gar Dunkle einen besseren Zugang gerade zu den schwierigen Dingen zu ermöglichen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Abbildungen aller gezeigten Arbeiten und einem Text von Julian Heynen.

Aus Anlass seiner Ausstellung in K 21 hat Mirosław Bałka exklusiv für die Editionsreihe Editions K20K21 eine Druckgrafik geschaffen, die im Museumsshop zu erwerben ist.

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Miroslaw Balka: Lichtzwang