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In seiner Diplomarbeit MOMA. the museum of the mechanical age, 2002, vereinte Misha Stroj in einem collagenartig gestalteten Buch 119 problems. Das Buch stellt den Ordnungsprozess der, vom Künstler als dauerhaft drängend wahrgenommenen, Fragestellungen dar und ist Ausgangspunkt seines interdisziplinären Kunstschaffens. Misha Stroj hat sich zum Ziel gesetzt, aus der Analyse experimenteller Situationen, denen er thematische Klammern setzt, die Gestalt des Kunstwerks entstehen zu lassen. Auf einer der Doppelseiten des Buches ist das Problem no.59 dargestellt. Neben einer Fotografie, die auch als Motivvorlage der Arnsberger Einladungskarte verwendet ist, findet sich ein Zitat nach Isaac Newton: „Eine von außen einwirkende Kraft ist ein Einfluß, der auf einen Körper ausgeübt wird, um seinen Zustand, und zwar entweder den der Ruhe oder den der gleichförmig-geradlinigen Vorwärtsbewegung, zu verändern. Der Künstler sucht die Konfrontation mit den äußeren Gegebenheiten.

Misha Strojs Arbeitstitel für diese Ausstellung: Erborgte Maßnahmen, die auf Aufträge warten, verweist auf die inhaltlichen Bezüge, die dem Projekt als Klammer dienen. Als erborgte Maßnahmen begreift er zunächst einmal die Umstände der Entstehung seiner Ausstellung, die ortsspezifischen Kräfte, die er sich anzueignen gedenkt. Bei seiner Recherche erwiesen sich u.a. die Dekorfolien der in Arnsberg ansässigen Firma INTERPRINT als inhaltlich und materiell nutzbar und auf seine Anfrage hat sich die aufgeschlossene Geschäftsleitung zu einer Kooperation bereit erklärt. Erborgt sind die Maßnahmen des Künstlers auch insofern, als er im Vorlauf der Ausstellung einen Text in der regionalen Presse veröffentlichen ließ, in dem die Bevölkerung um die Überlassung einer Vielzahl durchaus ungewöhnlicher Dinge gebeten wurde. Die darin angefragten Kümmelpflanzen und Löwenpranken haben sich bislang noch nicht eingefunden. Der Arbeitstitel enthält darüber hinaus den Hinweis auf die beabsichtigte Adaption zweier literarischer Werke, des Lehrstücks „Die Maßnahme“ von Bertolt Brecht und von Heiner Müllers 1979 entstandenem Drama „Der Auftrag". Die Arnsberger Versuchsanordnung, die sich mit der Darstellung historischer Brüche auseinandersetzt, greift das genannte Entstehungsjahr auch als eine von zwei zeitlichen Koordinaten auf. Die andere, das Jahr 1967, bezieht sich auf die wirkungsvolle Inszenierung minimalistischer Kunst, in einer Ausstellung zu diesem Datum. Die beiden Jahreszahlen begrenzen nicht zuletzt auch einen problematischen Abschnitt deutscher Zeitgeschichte. Die Gestalt des entstehenden Kunstwerks wird sich aus dem Konzentrat definieren, das aus der Interaktion zwischen den Vorgaben des Künstlers, den Gegebenheiten Arnsbergs, der Institution des Kunstvereins und den Ereignissen in der Zeit der Inszenierung des Konzepts heraus gefiltert werden kann. Allerdings hat der Künstler bereits bemerkt, daß die Zeit nicht mehr für ihn arbeitet und warnt vorausschauend: " im Zweifelsfall Askese".

1974 geb. in Ljubljana/SL, Studium der Philosophie in Wien, Studium an der Akademie der Bildenden Künste, Wien, bei Renée Green. Ausst. u.a. 1999 colour, Transart-Symposium 3, Wien, 2000 well, I did my mirror piece, Public Art Project, Glasgow, Tara Junge Kunst 2000, Dorotheum, Wien, 2001 Die Kunst der Stunde..., Laznia Center of Contemporary Art, Gdansk/P, 2002 Schmarotzer, Akademie der Bildenden Künste, Wien, 2003 The Bourgeois Show, Dunkers Kulturhus, Helsingborg/S; Kontext, Form, Troja – Junge Szene 03, Secession, Wien, 2004 manifesta 5, San Sebastián; rheinschau. art cologne projects, Köln. Lebt in Wien.

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Misha Stroj "die zeit arbeitet nicht mehr für mich"
Kuratorin: Dagmar Behr