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Es ist die Lage eines hilflosen Menschen, der nicht handeln, in diesem Fall nicht malen kann, obgleich er malen muß. Es ist das Handeln eines Menschen, der hilflos, unfähig zu handeln, dennoch handelt, in diesem Falle malt, da er malen muß. Samuel Beckett „Drei Dialoge“, 1949

Die Ausstellung fokussiert auf den schillernden Begriff der „Modern Times“ im Blick zurück auf eine der berückendsten Filmszenen des vergangenen Jahrhunderts. In Charles Chaplins berühmtem Film sehen wir den Autor als Opfer und Täter in unaufhörlicher Auseinandersetzung mit dem Räderwerk einer Maschine, die für den bedeutenden Moment des Films das Räderwerk der Geschichte ebenso vorstellt wie die Maschinerie der Gesellschaft. Chaplin besteht diese Auseinandersetzung trotz Blessuren mit Bravour im Stande tänzerischer Schwerelosigkeit und poetischer Leichtigkeit. In der Unangefochtenheit seiner Haltung realisiert sich ein Raum jenseits der Gravitationsgesetze des Wirklichen, der Raum des Künstlerischen, ein Raum zwischen All- und Ohnmacht.

Im Spannungsfeld zwischen der Litanei des Mythos von Sisyphos und der Sehnsucht nach Wirkung im Gesellschaftlichen umkreisen immer mehr Werke der zeitgenössischen Kunst die ebenso einfache wie grausame Frage nach dem Warum eines ungesicherten Wie. Die Ausstellung wird Werke versammeln, die diesen Bezirk der Fragwürdigkeit durchkreuzen. Dabei wird deutlich werden, daß die Position des Künstlerischen gerade in Gesellschaften undomestizierter Merkantilisierung nur als Position eines kalkulierten, verzweifelnd-hoffenden Scheiterns zu halten ist – frei nach Kafkas Diktum, daß es zwar keine Freiheit, sehr wohl aber einen Ausweg gibt. So wird die Ausstellung geprägt von Künst-lern, die in poetischer Diktion und gedanklicher Schärfe die Bedingungen menschlicher Existenz zuspitzen und in fragilen Bildern kristallin werden lassen.

Die Ausstellung versteht sich dabei als Plädoyer für die These, dass gesell-schaftliche Relevanz im Kulturellen mehr bedeutet als aktuelle Lesbarkeit vor dem Horizont eines soziologisch interpretierten Tagesgeschehens.

Das skizzierte Feld der Fragezeichen soll im Dialog zwischen Werken von Anna und Bernhard Johannes Blume, Pedro Cabrita Reis, William Kentridge, Peter Land, John Wood & Paul Harrison, Vollrad Kutscher, Jaume Plensa, Nedko Solakov und Eulalia Valldosera in den Blick genommen werden.

Durchsetzt wird die Ausstellung mit Textfragmenten aus den Werken Samuel Becketts, dessen Texte das Ausstellungsprogramm 2005 kommentierend begleiten werden - erhellend und verstörend auf der Spur der Frage, was künstlerische Haltung sei.

Carsten Ahrens – Direktor Mönchehaus Museum Goslar

Pressetext

only in german

Modern Times

mit Anna und Bernhard Blume, Thierry de Cordier, John Wood / Paul Harrison, William Kentridge, Vollrad Kutscher, Peter Land, Jaume Plensa, Pedro Cabrita Reis, Nedko Solakov, Eulalia Valldosera, Bill Viola, u.a.