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MODIGLIANI
Revolution des Primitivismus

Die Ausstellung ist von 17. September 2021 bis 9. Jänner 2022 zu sehen.

Anlässlich seines 100. Todestages würdigt die ALBERTINA in Wien den Künstler Amedeo Modigliani (1884-1920). Zeitlebens wenig erfolgreich, zählt Modigliani zu den bedeutendsten Malern der Geschichte, dessen Gemälde heute dreistellige Millionenbeträge erzielen. Eine eindrucksvolle Schau von über 120 Gemälden, Skulpturen und Zeichnungen des mythenumrankten Italieners, die Sie in das Paris des frühen 20. Jahrhunderts führt: der Geburtsstätte der modernen Malerei.

De Ausnahme-Ausstellung präsentiert dabei das Werk des Malers auf noch nie gesehene, ganzheitliche Weise: seine Zeichnungen, Skulpturen und Gemälde werden hier gleichzeitig präsentiert. Die Kunstgattungen wurden nicht getrennt beleuchtet, sondern können im gleichen Kontext und im Zusammenhang zueinander betrachtet werden: damit verwirklicht die ALBERTINA einmal mehr das Prinzip der Unteilbarkeit des Künstlerischen, die Grundlage aller großen Ausstellungen der letzten 20 Jahre.

Die Ausstellung geht über eine rein monografische Retrospektive hinaus, denn sie interessiert sich für Modiglianis Platz im brodelnden Kosmos der sogenannten „primitivistischen“ Einflüsse im Herzen der Pariser Kunstszene des frühen 20. Jahrhunderts. Diese große Ausstellung zeigt, wie sehr Modigliani von afrikanischer Kunst, den 4.000 Jahre alten Skulpturen der Kykladen oder auch der Kunst der Khmer Kambodschas fasziniert war. So wie bei Picasso, Derain und Brancusi verschmolzen diese Einflüsse auch bei Modigliani mit seinen Skulpturen, Gemälden und Zeichnungen.

Erstmals in Österreich zu sehen sind bedeutende Werke aus den renommiertesten Museen und Privatsammlungen der Welt aus drei Kontinenten, von den USA bis Singapur, von Großbritannien bis Russland. Die wichtigsten Beiträge steuern das Musée Picasso in Paris und die Sammlung von Jonas Netter bei, der zu ersten Sammlern Modiglianis, noch zu Lebzeiten, gehörte.

Kunst zwischen Archaik und Avantgarde
Die ALBERTINA stellt den Künstler in den Kontext eines außergewöhnlichen Kreises von Avantgarde-Malern und vor allem in die Nähe von Pablo Picasso. Der Kurator der Ausstellung, der Kunsthistoriker Marc Restellini – ein international anerkannter Spezialist für Amedeo Modigliani und Autor des im nächsten Jahr erscheinenden Werkverzeichnisses – spricht von einer Revolution der plastischen, visuellen und symbolischen Einflüsse. Diese Revolution war das Ergebnis der Begegnung mit antiken und außereuropäischen Objekten aus den Bereichen Kunst und Archäologie, die zu dieser Zeit in Museen und auf dem Markt zunehmend zugänglich waren. Sie betraf Modigliani ebenso wie seine Kollegen (Pablo Picasso, Constantin Brancusi, André Derain usw.) und zeigte sich in einer Veränderung der Formen, der Körper, der Ideen und der Gefühle, die in ihren Werken zum Ausdruck kommt. Im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen, für die der Große Krieg 1914 bis 1918 eine Zäsur darstellte, wurde Modiglianis Werk bis zu seinem Tod im Jahr 1920 von dieser Revolution geprägt.

Dieser Blick auf Modiglianis Schaffen und seine Beziehung zu den anderen Künstlern nimmt Abstand von der dramatischen Geschichte, die häufig im Gedächtnis bleibt: die eines jungen Künstlers aus Livorno, der im Alter von elf Jahren an einer Rippenfellentzündung erkrankte, dann 1898 an Typhus und der sein ganzes Leben unter chronischer Tuberkulose litt - der Krankheit die ihn letztendlich 1920 im Alter von 35 Jahren dahinraffte. Seine junge Verlobte, Jeanne Hébuterne, Mutter der gemeinsamen Tochter Jeanne und zum zweiten Mal, im achten Monat, schwanger, folgte ihm zwei Tage später, indem sie sich das Leben nahm. Die ALBERTINA wirft mit der Ausstellung „Modigliani – Revolution des Primitivismus“ ein neues Licht auf den Künstler: Aufgeklärt, inspiriert und umgeben von einem außergewöhnlichen Kreis talentierter MalerInnen und KünstlerInnen, leistete er einen unschätzbaren und ganz individuellen Beitrag zur Kunstgeschichte, indem es ihm gelang, zwischen Antike und Moderne ebenso wie zwischen den verschiedenen Künsten selbst eine Brücke zu schlagen.

Die Ausstellung wird mit besonderer Unterstützung des Musée national Picasso-Paris organisiert.