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Ab 8. Juli steht das Germanische Nationalmuseum vier Monate lang im Bann der Burg. Und dies ist durchaus wörtlich zu nehmen: Die große Ausstellungshalle verwandelt sich in eine Burg mit Mauern und Turm und bietet so den passenden Rahmen für „ Mythos Burg“ vom Mittelalter bis in die Gegenwart.

Drei Jahre dauerten die Vorbereitungen für „Mythos Burg“, die als parallel laufende Doppelausstellung von GNM und Deutschem Historischen Museum Berlin angelegt ist. Ausgehend von der Erkenntnis, dass die Burg bereits im Mittelalter sinnbildlich verwendet wurde - von der Gralburg über die Minneburg bis hin zu Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott“- zeigt die Nürnberger Ausstellung die Kulturgeschichte der Burg vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Die Betonung liegt dabei nicht nur auf der realen Burg, die über originale Bauteile, neu entwickelte Burgenmodelle und archäologische Funde fassbar wird, sondern auf dem Mythos, der sich in literarischen Quellen, etwa dem Parzival, kostbaren Handschriften wie dem Sachsenspiegel, Gemälden und kunsthandwerklichen Objekten manifestiert. Eng mit der Burg verknüpft ist der „Mythos Ritter“, exemplarisch vorgestellt durch Götz von Berlichingen und Kaiser Maximilian I., die sich selbst als ideale Ritter stilisiert haben. Der Mythos des Rittertums dokumentiert sich auch in der Nachbildung der sagenhaften Tafelrunde von König Artus. Das Vorbild, eine runde Tischplatte des 13. Jahrhunderts aus Winchester, galt jahrhundertelang als originaler Tisch der Artusrunde.

Spielte die Burg bereits in der mittelalterlichen Festkultur eine Rolle, so präsentiert die Ausstellung erstmals auch deren Weiterentwicklung in der Renaissance- und Barockzeit mit Feuerwerksburgen und Ritterfesten. Darüber hinaus zeigt sich, dass Burgen als verteidigungsfähige Wohnsitze bis lange nach dem Dreißigjährigen Krieg in Nutzung blieben. Die Mittelalterbegeisterung des 19. Jahrhunderts führte zur Errichtung von künstlichen Ruinen, zur Entdeckung der Rheinburgen sowie dem Ausbau von Burgen für Herrscher und Industriemagnaten und gipfelte in den Märchenschlössern Ludwigs II. Die anhaltende Bedeutung zeigt der Umbau vieler Burgen im „Dritten Reich“, aber auch die Märchenburgen von Walt Disney bis hin zu Harry Potters vieltürmigem Hogwarts. Gerade Spielwaren machen die anhaltende Aktualität des Themas Burg und Ritter deutlich. Die Besucher der Ausstellung werden deshalb von den beiden Playmobil-Burgen aus dem brandneuen Sortiment des Jahres 2010 begrüßt.

Eine dreibändige Publikation fasst die Forschungserkenntnisse aus diesem gattungsübergreifenden Burgenprojekt zusammen. Die Ausstellung wird ergänzt durch ein buntes Rahmenprogramm mit verschiedenen Themenführungen, einer Vortragsreihe mit neuen und spannenden Vorträgen sowie einer Filmreihe im Filmhauskino mit qualitätvollen Filmen des Ritter- und Burgengenres. Darüber hinaus steht das diesjährige Museumsfest am 11./12. September ganz im Zeichen von „Mythos Burg“ und bietet ein Erlebnis der besonderen Art: Bogenschützen, Beinschnitzer, Zimmerer, Alchemisten, Gaukler und Musikanten spiegeln das ganze Spektrum des „Mythos Burg“ mit all seinen Facetten. (Birgit Friedel)

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Mythos Burg