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Internationaler Medienkunstpreis NRW für Herwig Weiser „Zgodlocator" basierend auf einem an der Kunsthochschule für Medien Köln entwickelten Konzept. Den Förderpreis des internatio- nalen Medienkunstpreises NRW 2002 erhält Tillmann Roth für sein Projekt "The Spletizizerz ".

Der Nam June Paik Award

Die Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW untermauert mit dem Nam June Paik Award 2002, der ersten Verleihung des internationalen Medienkunstpreises NRW, die Absicht, Medienkunst als Schwerpunkt der Stiftungsarbeit auf- und auszubauen.

In Nordrhein-Westfalen, insbesondere in Köln und Düsseldorf, entwickelte sich seit den sechziger Jahres des 20. Jahrhunderts eine rege Videokunstszene, angeregt insbesondere durch den großen koreanischen Künstler Nam June Paik, der mit kunstspartenübergreifenden Performances innerhalb der Fluxus-Bewegung Aufsehen erregte. Zwar wechselte er seinen Wohnsitz 1964 nach New York, in Düsseldorf jedoch übernahm er als in- ternational anerkannter Künstler mit der Professur an der Kunstakademie zwischen 1978 bis 1995 eine auch kulturpolitisch zentrale Aufgabe innerhalb der sich rege entwickelnden Szene in NRW.

Der Preis hat eine besondere Gestalt: er besteht aus einer internationalen Medienkunstausstellung - damit füllt er eine Lücke im Ausstellungswesen des Landes - und aus zwei Preisen.

Der Nam June Paik Award ist der Internationale Medienkunstpreis des Landes NRW. Er wird vom Minister- präsidenten, Wolfgang Clement, verliehen und wird von der Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW aus- gelobt. Er soll im zweijährigen Rhythmus verliehen werden. Der Nam June Paik Award ist mit EUR 25.000 dotiert. Medienpartner für diese Ausstellung sind der WDR, Köln, und das Magazin DER SPIEGEL, Hamburg. "zgodlocator" - zum Projekt:

Der zgodlocator wurde von Herwig Weiser in enger Zusammenarbeit mit dem Elektroingenieur Albert Bleck- mann und dem Technomusiker RandomX Ende der 1990-er Jahre entwickelt.

Objekt seines operativen Zugangs zu den Computern ist nicht die Software, sondern im direktesten Sinne der Körper, innerhalb dessen die Programme laufen, ihre Hardware. Weiser granulierte weggeworfene Geräte und zerlegte den Schrott in seine wertvollsten Bestandteile sowie ein schweres öliges Ferrofluid, das zu geringen Bestandteilen in jeder Maschine fließt und sie am Laufen hält.

Unter die schillernden metallischen Sandlandschaften und das Öl montierte er Sets von starken Batterien, die über eine Steuereinheit in unterschiedlichen Kombinationen in schneller Folge aktiviert werden können. Über einfache manuelle Steuerapparate klinken sich die Besucher als Mitspieler des Technodramas ein und versetz- en die Materialien in dynamische Turbulenzen.

Das Drama hat seinen ureigenen Klang. Durch Sensoren werden zusätzlich die Geräusche der Bewegungen des Computerschrotts abgenommen und einem speziellen Programm zugeführt, das die Töne verstärkt und über den Eingriff der Teilnehmer spielbar macht. Die Apparatur wird so auch zum Musikinstrument.

Im zgodlocator wird totes Hardware-Material zu neuem technischem Leben transformiert, reanimiert. Es entsteht ein expanded cinema der besonderen Art: Vierdimensional, in enger Koppelung von Bild und Ton generieren sich durch den Eingriff der Mitspieler ständig neu Mikroindustrielandschaften von eigenartiger Schönheit.

Begründung der Jury:

Der Nam June Paik Award 2002 geht an den österreichischen Künstler Herwig Weiser und seine Partner (Albert Bleckmann und F.X. Random) für ihre Arbeit „Zgodlocator".

Alle sechs Werke der Ausstellung haben die Jury aufgrund ihrer Poesie und der sehr unterschiedlichen Zugänge zur künstlerischen Handhabung medientechnischer Instrumente überzeugt.

In Weisers Projekt schätzte die Jury besonders den eingreifenden und kritischen Umgang mit der Mastermaschine des beginnenden 21. Jahrhunderts, dem Computer. Jenseits eines traditionellen Kunstbegriffes stehen bei ihm Prozesscharakter, Offenheit und spielerische Erkundung im Fokus der künstlerischen Auseinandersetzung mit Medientechnik.

Die Dekonstruktion und Uminterpretation medienindustrieller Bausteine sieht die Jury in besonderer Weise mit der Pionierarbeit des Namenspatrons für den Preis verbunden. Auch Nam June Paik begann seine Karriere als Medienkünstler mit direkten Eingriffen in die Fernseh- und Videomaschinerie. So wie Paik die Technik in chaotische Zustände versetzt hat, so hinterfragt auch Weiser auf ganz andere und eigene Art die Welt der Technologie und ihren machtvollen Einfluss auf die Maschine und die Gesellschaft.

"The Spletizizerz" - zum Projekt:

Das Projekt beschäftigt sich mit den Überschneidungen von Ton und Bildern. Anders als bei herkömmlichen Herangehensweisen (Videoclips, Konzertaufzeichungen) wird bei "The Spletizizerz" durch unterschiedliche Annäherungen versucht, ein audiovisuelles Ereignisfeld von Musik und Bild zu erschaffen.

Künstler aus England, Norwegen, Russland, den USA, Österreich und der Schweiz wurden im September 2002 nach Köln an die Kunsthochschule für Medien eingeladen, um dort ihre Erfahrungen auf den Gebieten Sound und Bild auszutauschen und in mehreren Aufzeichungen festzuhalten.

Ein wesentlicher Bestandteil künstlerischen Schaffens ist dabei nicht nur die eigene Ideenwelt und die künstlerische Vision sondern auch der Ort, der einen umgibt, Sicherheit gewährt, inspiriert und zur Arbeit anregt. Es entwickelt sich eine weit gefächerte Palette von Methoden, Techniken und Herangehensweisen sich mit und durch Medien auszudrücken. Um dieser Vielfalt gerecht zu werden, legt "The Spletizizerz" großen Wert auf den interkulturellen/interkontinentalen, und intermedialen Austausch von Ideen, Gedanken und Strategien.

Räumliches Symbol für diese Schnittstelle bietet dabei ein hölzerner Pavillon, der als Versammlungs-, Essensund Rückzugsort für die Produktion dienen wird. Kontrukteure des Pavillons sind die Architekten Christian Goldbach und Robin Bischoff, Stuttgart.

"The Spletizizerz" konzentriert Künste und Künstler sowie unterschiedliche Kunstformen an drei Tagen in Köln und hält dieses "Event" durch das Medium Fernsehen fest.

Ab Januar 2003 wird der Pavillon mit den gespeicherten Aufzeichnungen des Events auf Tournee gehen: Stationen der Ausstellung werden Düsseldorf, Budapest, Berlin, Sao Paolo, u.a.m sein.

Begründung der Jury:

Souverän bewegt sich der junge in Köln lebende Künstler mit seiner Arbeit zwischen den Medien und zwischen den Künsten.

„Spletizizerz" ist ein minimaler utopischer Ort mit einer erstaunlichen Komplexität. Im Zentrum steht das Ex- periment, Musikern aus verschiedenen kulturellen Kontexten, die eine besondere Beziehung zum Visuellen haben, eine Plattform der intensiven Begegnung, aber auch einen komprimierten Zeitraum des Arbeitens zur Verfügung zu stellen. Dazu hat Roth zusammen mit befreundeten jungen Architekten eigens ein spezielles räumliches En- vironment entwickelt. Dem eigentlichen Ort der Produktion vorgelagert ist ein Raum, in dem sich die Musiker wohl fühlen, entspannen, kommunizieren und gemeinsam essen können.

Der so genannte Backstage-Bereich, der normalerweise Qualitäten aufweist, die jegliche Schaffenslust verhindern können, erhält hier eine besondere, fast liebevolle Aufmerksamkeit als Voraussetzung für die gelungene künstler- ische Arbeit. Im Studio können die Musiker sowohl mit ihren eigenen Projektionen experimentieren, als auch in Beziehungen treten mit den Vorstellungen und Ideen der anderen.

Aus den so entstehenden audiovisuellen Fragmenten montiert Roth dann schließlich eine DVD, die einen Zugang zu den Ton-Bild-Konstruktionen ermöglichen soll, die der Basisstruktur des Experiments entspricht: anregend, sprunghaft, assoziativ, nicht linear.

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Nam June Paik Award
Ausstellung zum Internationalen Medienkunstpreis NRW

Künstler:
Herwig Weiser, Tillmann Roth

Namensgeber:
Nam June Paik