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Nanaé Suzuki "Lucentic"

Wird die Suche nach der verlorenen Zeit am besten durch die Literatur beschrieben, so ist das angemessene Medium für die Suche nach dem verlorenen Ort die Fotografie. Jede Fotografie birgt in sich die Sehnsucht nach einer Anwesenheit an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Man merkt den Fotos von Nanae Suzuki die präzise farblich und formal durchdachte Aufbauarbeit ab, durchschaut sie aber nicht, schon allein das macht sie kostbar. Ihre Interesse an der Kunstgeschichte ist spürbar. Statt am Computer Effekte zu produzieren, baut sie ihre Stilleben, die alles andere sind als nature morte, zusammen. Ein Hauptelement des "Arrangements" ist Glas (Zwischen Glas und abschließende Rückwand sind die Fotos auch gerahmt). Partien, Fragmente von brillanter, stofflicher Farbigkeit - man kann den Gegenstand, dem sie angehören, selten bezeichnen - erscheinen wie durch Wassertropfen oder im Spiegel gesehen. Der Haupteindruck ist ein irreales Schillern von in Wasser und Licht getauchten Bildern. Durchsichtige und undurchsichtige Farben fließen ineinander. Man erkennt die große, umfassende und stabilisierende Form und darin die Aufsplitterung in verschiedenen Perspektiven, verschiedene Objekte, verschiedene Materialien. Und in jedem Detail gibt es noch einmal unendlich viel zu schauen.

Nanne Meyer "Lineament"

Die Linie ist das Grundelement der Zeichnung, ihre Möglichkeiten das "Alphabeth" des Zeichners. Eine Linie kann beides, befestigen und öffnen, ordnen und verwirren, umreissen und durchkreuzen, Grenze und Knäuel, bestimmt und unbestimmt sein.Wer eine Linie zieht, kann hineingezogen werden. Das Sehen fängt an zu spielen, Worte stellen sich dazwischen, selten läßt das immerwährende Denken die Linie ausreden. Linien ziehen heißt Fallen stellen.

Was ist eine Krempe ohne Hut? Was macht eine Linie, die die Leere einkreist? Kann ein Kreis eine Krempe, kann ein Strich eine Tischplatte sein? Linien bringen die Vorstellung ins Rollen, eine Linie ist eine Linie, ist ein alter Hut, ist Bleistift auf Papier. Zeichnen heißt: den Hut ziehen, Linien ziehen, Linien abbrechen, verknoten, laufen lassen, Hüte über den Haufen werfen, das Ernste spielerisch tun, das Beiläufige ernst nehmen und Konzentation mit Leichtigkeit verbinden.

In den Zeichnungen geht es um das Sehen und flüssiges Denken, um Bewegung Auflösung und Umdeutung, um Wasser und Worte, um das Auseinanderdriften von Sinn und Zweck, und das wieder Anlanden in fremden Zusammenhängen.

Pressetext

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Nanae Suzuki / Nanne Meyer