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Die Installationen, Fotografien, Videos und Skulpturen von Nasan Tur verwirren, irritieren in einem eigenwilligen Spiel mit der Wahrnehmung. Speziell für Wiesbaden entworfen, steht im Zentrum der Ausstellung Nasan Turs neueste Arbeit „Nichts geht mehr“, die sich mit der Stadt und ihrer langen Spieltradition auseinandersetzt. In einem Roulettekessel sind Sinn und Regeln des Glücksspiels aufgehoben, indem die Kugel eine Endlosbewegung beschreibt, durch die der spannungsvoll erwartete Moment der Entscheidung über Gewinn oder Verlust ausbleibt – Eine genau entgegengesetzte Erwartungshaltung ruft die Installation „Was ich euch schon immer sagen wollte“ hervor, die sich in den öffentlichen Raum richtet: Auf dem Balkon des Kunstvereins installiert Nasan Tur eine Mikrofonanlage und es bleibt jedem selbst überlassen, ob er diese Aktionsdisposition nutzen und mit einem Statement für kurze Zeit in den Alltag auf der Wilhelmstraße eingreifen möchte.

Eingriffe einer anderen Art nimmt Nasan Tur in seiner neuesten Fotoserie vor, in der er seinen Blick auf die ausladende Gestikulation von Politikern zur rhetorischen Unterstützung ihrer Botschaften fokussiert, die bei Kundgebungen in Pressefotos festgehalten wurden. Nasan Tur wählt einen Ausschnitt aus dem vorgefundenen Bildmaterial, der die Geste aus dem ursprünglichen, politisch-agitatorischen Zusammenhang löst und neue, völlig andere Interpretationsmöglichkeiten eröffnet - jede Geste kann plötzlich etwas andres bedeuten, wird zur Projektionsfläche für Assoziationen . Einen stillen Gegenpol zu dieser Ausschnitthaftigkeit setzt Nasan Tur in seiner Videoarbeit "somersaulting man", in der er seinen filmischen Blick auf Reaktionen zufälliger Passanten in verschiedenen Großstädten richtet, die mit einem sich auf ungewöhnliche Weise – in Purzelbäumen – fortbewegenden Mann konfrontiert werden.

Es entsteht eine reziproke Dynamik zwischen Kunstwerk und dem zur Teilnahme aufgeforderten Betrachter, die die Arbeiten auf den Besucher selbst ausdehnt und ihn zu einem Teil der Ausstellung werden lässt. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.

Anlässlich dieser Ausstellung wird Nasan Tur eine Edition für den Nassauischen Kunstverein produzieren.

Nasan Tur

1974 geboren in Offenbach 1990-1991 Aufenthalt in Ankara, Türkei Studium Hochschule für Gestaltung, Offenbach, Prof.Lewis Baltz Städelschule Frankfurt, Prof. Ayse Erkmen 2000 Artprize „Identity“ Deutsche Bank 2002 Rentenbank artprize 2002 2005 Artprize Frankfurter Künstlerhilfe 2006 London-Stipendium, Hessische Kulturstiftung Wiesbaden

Ausstellungen (Auswahl)

2005 Urban Realities : Focus Istanbul, Martin-Gropius-Bau Berlin und Kunsthalle Budapest, kuratiert von Christoph Tannert ...mehr als nur Gäste..., Badisches Landesmuseum Karlsruhe 3 Video, Museum of Modern Art Istanbul, kuratiert von Rosa Martinez und Fulya Erdemci 2004 Monitoring, Kulturbahnhof Kassel, Germany Love it or Leave it - 5th Cetinje Biennale, kuratiert von René Block und Natasa Ilic, Montenegro Das erinnerte Haus, Museum Folkwang, Essen, kuratiert von Necmi Sönmez Indifference/Difference, Mains d’Œuvres, kuratiert von Laplateforme, Paris Brothers and Sisters and Birds, Badischer Kunstverein, kuratiert von Angelika Stepken, Karlsruhe Emporter des femmes à paris, Goethe Institut Athen Junge Kunst, Saarland Museum Saarbrücken Hinter der Sonne, Forum im Dominikanerkloster, Frankfurt 2003 I'm too sad to kill you!, Istanbul Museum of Contemporary Art Absolvenz , Städel Museum, Frankfurt Neresi?/Burasi?, Museum of Modern Art Saitama, Japan Blut und Honig - Blood and Honey, Sammlung Essl - Kunst der Gegenwart, kuratiert von Harald Szeemann, Wien BAR, raumpool e.V. Frankfurt, kuratiert von Felix Ruhöfer Die neue Kunsthalle, Kunsthalle Mannheim Waterresistant, W12 Studio, Städel Schule Frankfurt

Pressetext

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Nasan Tur: Nichts geht mehr
Kuratoren: Peter Forster, Klara Jung