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Die GALLERIA LAURIN zeigt vom 28. Oktober 2005 bis zum 3. Dezember 2005 ein Installationsarrangement von Natalia Stachon (geb. 1976 in Kattowitz, Polen), die in Berlin lebt und arbeitet.

Die Künstlerin arbeitet in den Medien Fotografie, Skulptur und Zeichnung, die sie in raumspezifischen Installationsarrangements miteinander kombiniert. Das künstlerische Schaffen von Natalia Stachon lässt sich beschreiben als die kontinuierliche Arbeit an einem offenen System von Variablen und Möglichkeiten, dessen Bestandteile sowohl für sich alleine stehen wie auch zu grösseren Zusammenhängen miteinander verbunden werden können.

Landschaft im weitesten Sinne - als vorgefundene oder konstruierte, erinnerte oder erlebte - dient der Künstlerin als Grundlage für die Form- und Bildererfindung auf ihrer Suche nach Elementen, die Eingang finden sollen in ihr künstlerisches Reservoir. Landschaft ist Inspirationsquelle, das poetische Element und der Vermittler zum Betrachter, indem sie einen breiten Assoziationsraum eröffnet und an den persönlichen Erfahrungs- und Bilderschatz eines jeden appelliert. Dabei entstehen Fotografien von Landschaften, fotografische ?Ausschnitte', die sich der Zuschreibung an konkrete Orte entziehen oder Objekte, die meist aus alltäglichen Materialien, wie Spiegel, Teppich, Papier oder Plexiglas gemacht sind. In den Installationsarrangements, die auf einen gegebenen Raum Bezug nehmen, kombiniert Natalia Stachon die Fotografien mit Objekten und sucht durch die Verbindung der Elemente die Koordinaten eines gegebenen Raums neu zu bestimmen. Indem die Künstlerin verschiedene Arbeiten in einen räumlichen Kontext und einen thematischen Rahmen stellt, wird eine immer neue Wahrnehmung der einzelnen Werke ermöglicht und die Offenheit und Wandelbarkeit der einzelnen Elemente deutlich.

Ausgehend von den räumlichen Gegebenheiten der Galleria Laurin hat Natalia Stachon ein Installationsarrangement konzipiert, in dem sie die Arbeiten in den narrativen Zusammenhang des sagenumwobenen Flusses Styx stellt - als einem Ort des Übergangs und des prekären Dazwischenseins. Die Styx (feminin, wie nur wenige griechische Flüsse) stellte bekannterweise in der griechischen Mythologie die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und dem Hades der Toten dar, über den die Seelen der Toten geschifft wurden. Im Installationsarrangement ?Styx' wird mit den Fotografien, Objekten und der Wandzeichung ein Spannungsfeld aufgebaut, in dem der Besucher zwischen Gegensatzpaaren steht und sich Bruch- und Leerstellen zwischen den Polaritäten öffnen: schwarz - weiss, Positiv - Negativ, Leere - Fülle, Form - Inhalt, leicht - schwer, materiell - immateriell. Auf dem schwarzen Galerienboden steht ein schwarzer Kubus, der sich als Stapel von 300 Blättern schwarzem Fotokarton entpuppt, in den sich Blatt um Blatt die Kontur eines Berges in die Tiefe frisst. Die Form dieses Bergmassivs hallt in einem Teil der dreiteiligen Plexiglasarbeit ?styx 01' nach, der zentralen Skulptur der Ausstellung, die jedoch prekär an die Wand gelehnt ist und äusserst fragil wirkt. Das Foto-Triptychon ? dessen sich leicht kräuselnde Wasserflächen das Thema der Überfahrt auf der Styx zu illustrieren scheint - ist kaum wahrnehmbar, mehr Ahnung denn Abbild und scheint sich auf der wiessen Wand aufzulösen. Die Fotografie einer tiefen Felskluft ? hingegen ist fast gänzlich schwarz - die Leere wirkt massiv und dicht. Eine Komposition von Sean Reed die sich auf die Wandzeichnung bezieht, schafft eine musikalische Parallelebene, welche die Wahrnehmung des Betrachters beeinflusst. Man muss nicht selbst auf einer Eisfläche gestanden haben, die mit einem sachten Knacken ihr Brechen ankündigt, um ein Unbehagen zu verspüren und zu merken, auf welch unsicherem Grund man sich in der Ausstellung begeben hat. Letztlich ist es die Aufgabe des Rezipienten, die im Raum angeordneten Koordinaten gedanklich zu verbinden, die Bruchstellen und Leerstellen zu füllen und Übergänge zu schaffen. Im Dazwischen erschliesst sich ihr Zusammenhang.

Esther Flury

Pressetext

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Natalia Stachon: styx