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Eröffnung: Samstag 9. März, 2013 | 18.00 - 21.00 Uhr 9. März - 4. Mai, 2013

Ein astrologisches Zeitalter dauert etwa 2150 Jahre - die Zeit, die der so genannte Frühlingspunkt braucht, um sich aus einer Konstellation des Tierkreises in den nächsten zu bewegen. In unserer Zeit wäre dies ein Übergang vom Sternzeichen Fische zu Wassermann. Es gibt Menschen, die glauben, dass solche Veränderungen direkte Auswirkungen auf die Menschheit haben und den Aufstieg und Fall von Zivilisationen oder kulturellen Tendenzen beeinflussen. Das Wassermann-Zeitalter wird mit Liebe, Eintracht, Integrität, Freiheit, Neubeginn, Rebellion, Wahrhaftigkeit und Transparenz assoziiert sowie mit den Farben Silber, Aquamarin, Violett, Rosa und Blau. Es scheint allerdings kein Einvernehmen darüber zu geben, ob dieser neue Zeitabschnitt bereits eingetroffen ist oder noch weit von uns entfernt liegt.

Erleben wir bereits eine neue Ära der Menschheit oder befinden wir uns noch unter dem Einfluss des Zeichens und der Wertewelt der Fische - einer von Macht und Kontrolle? Können oder sollten wir uns hoffnungsvoll an die Sterne wenden? Die Werke in dieser Ausstellung skizzieren ein Bild von kosmischen und irdischen Begehrlichkeiten, sie beschwören mögliche Alternativ-Welten herauf und lehnen sie in einigen Fällen auch ab. The New Age of Aquarius dokumentiert das Ringen einiger Künstler mit Begrifflichkeiten wie Hoffnung und Zweifel und stellt die Wirksamkeit esoterischer Symbolik im 21. Jahrhundert in Frage.


Zum medialen Repertoire von Mark Titchner (geb. 1973) gehören Digitale Drucke, Wandzeichnungen, Videoarbeiten, Skulpturen und Installationen. In seiner Arbeit erforscht Titchner sowohl weltliche als auch geistliche Glaubenssysteme, oft mit Schwerpunkt auf ausgegrenzte, diskreditierte oder vergessene Ideologien und Objekte, denen wir unseren Glauben schenken. Er will uns an sein Werk glauben machen und bedient sich der unpersönlichen Sprache öffentlicher Sphären - von der quasi-Mystik von Unternehmensleitbildern bis hin zu den Maximen des revolutionären Sozialismus. Motive aus Werbung, religiöser Ikonografie, Club-Flyern, Transparenten von Gewerkschaften, aus Progressive-Rock und politischer Propaganda - alle wetteifern um unsere Aufmerksamkeit. Der gemeinsame Nenner dieses Strebens nach Idealen ist die Suche nach Erleuchtung, eine Sehnsucht nach irgendeiner Form von Transzendenz. Und doch muss uns die Botschaft, abstrahiert aus ihrem ursprünglichen Kontext, bedeutungsleer erscheinen. Wir wissen, dass wir dazu aufgefordert sind zu reagieren, aber wir wissen nicht warum. Was uns bleibt, sind die formalen Bedingungen eines dringlichen Appells und unser persönliches Bedürfnis nach Bedeutung.

James Howard (geb. 1981) ist von Spam-Mails fasziniert, die mit betrügerischer Absicht verfasst wurden oder versuchen fragwürdige Konsumgüter zu verkaufen. Als Erforscher von Internet-Betrügerstrategien und Liebhaber der niederen Kommunikationsstufen, die damit in Verbindung stehen, bestehen seine jüngsten Arbeiten aus Textbaussteinen und Bildern, die aus echten E-Mails seines Spam-Ordners entlehnt wurden. Die daraus resultierenden Collagen werden schließlich als Poster und Bildschirmfotos präsentiert. Das Resultat ist eine Litanei von Verlockungen, die sich unsere vermeintlichen Unsicherheiten zu Nutze macht und ein grelles Bild der hintergründigen, abgründigen kommerziellen Kommunikation unserer Tage heraufbeschwört. Howards Arbeiten wurden in letzter Zeit sowohl in der Saatchi Gallery, als auch im Frankfurter Kunstverein ausgestellt. Shana Moultons (geb. 1976) Installations- und Performancekunst geht von ihrem fiktiven Alter Ego Cynthia aus - einer hypochondrischen, auf Wunderheilungen fixierten Hausfrau - und thematisiert TV-Shopping-Produkte und Esoterik-Rituale. Obwohl Cynthia an die Eintracht des Universums glaubt, lebt sie in einem sozialen Vakuum. Gleichwohl wird der Betrachter in die skulpturale Ausstattung ihrer Videos mit einbezogen und ist Teil ihrer Vision. Für einen kurzen Moment nimmt das Publikum an ihrem schnörkellos schillernden Fantasieleben teil, in dem Objekte und Konsumgüter zugleich banal und unheimlich erscheinen. Ihre Videoarbeiten wurden international ausgestellt und vorgeführt u. a. bei General, New York , im Migros Museum, Zurich; im Uppsala Art Museum,Uppsala; Rencontres Internationales Paris /Berlin, Paris; Aurora, Edinburgh; beim Darklight Festival, Dublin; Impakt Festival, Utrecht; auf den internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen; bei Broadway 1602, New York und bei Gimpel Fils, London. Moulton's performances wurden u.a. aufgeführt bei The Kitchen, New York; auf der PERFORMA 09, New York; in der Aurora Picture show, Houston; Electronic Arts Intermix, New York ; The Bluecoat , Liverpool; und dem Socrates sculpture Park, New York. Juliana Cerqueira Leite (geb. 1981) beschäftigt sich mit der Geschichte der figurativen Kunst und im Besonderen mit der Formgebung von Willensäußerungen. Es geht ihr um die Idee von Kontrolle über Materie und um die physische Übersetzung des Körpers, von Wille und Verlangen. Sie untersucht, wie durch eine wiederholte Absicht Form entstehen kann. Leite ist in erster Linie Bildhauerin und nutzt traditionelle skulpturale Prozesse und Materialien, verabschiedet sich aber gleichzeitig auch von der althergebrachten Logik figurativer Darstellung. Leite zitiert körperlich anstrengende Tätigkeiten wie Graben, Rollen, Klettern und Fallen, um sich skulpturalen Fragestellungen zu nähern. Schließlich widmet sie sich diesen Themen auch mittels Zeichnungen, Fotografien und mit Hilfe von Video. Leites Praxis vereint Performance und Skulptur, um die physische Wandelbarkeit im Zentrum des alltäglichen Seins darzustellen. Juliana Cerqueira Leite hat Ihr Studium 2006 mit einem MFA in Sculpture an der London Slade School of Fine Art abgeschlossen und anschließend einen MA in Drawing am Camberwell College of Art absolviert. Ihre Arbeiten wurden jüngst in Gruppenausstellungen in Littauen, Californien und London gezeigt, u. a bei Newspeak in der Saatchi Gallery London, in Bold Tendencies IV in der Hannah Barry Gallery, London, außerdem im Rahmen der 4. Marrakech Biennale und jüngst in einer Einzelausstellung in der Galleria Lorcan O'Neill in Rom. Juliana hat 2006 den Kenneth Armitage Sculpture Preis gewonnen und war 2010-11 Stipendiatin für das A.I.R. Gallery Stipendium. Sie absolvierte 2009 die Künstlerresidenz am Banff Arts Center in Alberta Canada. Margo Trushina (geb. 1981) thematisiert die Mechanismen der Wahrnehmung und der Komplexität unserer Beziehung zum Raum. Ihre Arbeit beinhaltet interaktive Installationen und Außen-Skulpturen, die uns einladen, über konstruierte Räume in ihrer Funktion als soziale, psychologische und auch als Wahrnehmungs-Umgebungen nachzudenken. Trushina studierte Fotografie an der Staatsuniversität Moskau und am "Institute of Problems of Contemporary Art" bei Josef Bakhstein in Moskau. Im Anschluss erhielt Sie ihren MA in Fine Art vom Chelsea College of Art in London. Seit 2006 hat sie ihre Arbeiten in verschieden Ausstellungen gezeigt, u.a. in Russland, Europa und Großbritannien. Neben verschiedenen Galerieausstellungen wurden ihre Arbeiten in zahlreichen öffentlichen Ausstellungen gezeigt, darunter das Castello De Rivoli Museo D'Arte Contemporanea in Turin, im Multi-Media Art Museum, Moskau; im Chelsea Parade Ground, London und beim Archstoyanie Land Art Festival, Moskau. Trushina war Teilnehmerin der Young Art Biennial 2012 in Moskau und wird im Sommer in der Summer Exhibition der Royal Academy, London ausstellen.

Shezad Dawood (geb. 1974) studierte am Central St Martins College und dem Royal College of Art und absolvierte anschließend einen postgraduierten Studiengang an der Leeds Metropolitan University. Dawood arbeitet unter Einbeziehung diverser Medien und schaut auf ein diskursives Modell der Praxis, das sowohl mystische als auch literarische oder historische Erzählungen in sich aufnimmt. Seine Projekte stehen häufig in Bezug zu seiner komplexen Herkunft und sind vom Sufismus mindestens so stark beeinflusst wie von Samuel Beckett. Für seine groß angelegten Interventionen arbeitet er oft mit Musikern, Schauspielern und anderen Akteuren zusammen. Dies geschieht an den verschiedensten globalen Standorten, einschließlich des Nahen Ostens, Europas, Indiens, den USA und Südamerikas. Jüngste Projekte beinhalten 'Waiting (Insha'allah)', eine Wiederaufführung von Samuel Becket's Stück "Warten auf Godot" und "Until the end of the world", eine großformatige Neon-Installation bei "The Third Line" in Dubai (beide in 2008), die beide nacheinander vom Museum of Modern Arab Art in Quatar erworben wurden. Dawood war 2001 eine der Preisträger des "Abraaj Capital Art Prize". Seine Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderen 2009 in "Altermodern", kuratiert von Nicolas Bourriaud in der Tate Britain in London und auf der 53. Biennale von Venedig und 2010 auf der Busan Biennale in Korea. Weiter hatte er Ausstellungen in Dubai, Mumbai, New Delhi, Fribourg, Amsterdam, Sydney and Winnipeg. 2012 prodizierte er einen in Spielfilmlänge produzierten Science Fiction Film, der 2012 bei Modern Art Oxford gezeigt wurde. Dawood lebt und arbeitet in London, wo er Senior Lecturer und Research Fellow in Experimental Media an der Universität von Westminster ist.


Nadim Samman hat am University College London Philosophie studiert, bevor er seinen Doktor vom Courtauld Institute of Art erhalten hat. Er hat Texte in zahlreichen Publikationen veröffentlicht, u.a. in Third Text, The Art Newspaper, Art Review, Contemporary, Asian Affairs, Art India, Artchronika, Erotic Review, Naked Punch, Under/current und WestEast. 2011 war Samman Co-Kurator von One of a Thousand Ways to Defeat Entropy ein offizielles Projekt im Rahmen der 54. Venedig Biennale und hat 2012 zusammen mit Carson Chan die Marrakesh Biennale kuratiert. Er ist Mitglied der International Association of Art Critics (AICA).


New Age of Aquarius eröffnet am 9. März und wird bis zum 4. Mai 2013 bei DUVE Berlin (Gitschinerstrasse 94/94a, 10969 Berlin) zu sehen sein. Öffnungszeiten der Galerie: Dienstag bis Freitag, 11 - 18 Uhr, Samstag 12 - 16 Uhr und nach Vereinbarung. Für weitere Informationen können Sie uns telefonisch unter 030 77 902 302 erreichen oder Sie senden uns eine Email: mail@duveberlin.com. Für weitere Informationen zu den Künstlern, kontaktieren Sie bitte die Galerie.

Wir freuen uns schon sehr, Sie zur Eröffnung in der Galerie begrüßen zu dürfen.

Mit den besten Grüßen, Alexander Duve

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New Age of Aquarius
kuratiert von Nadim Samman

Künstler: Shezad Dawood, James Howard, Juliana Cerqueira Leite, Shana Moulton, Matthew Stone, Mark Titchner, Margo Trushina