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Die Horton Gallery freut sich, die Arbeit „Shelf Live“ in ihrem neuen Projektraum ausstellen zu können. Es handelt sich um eine Reihe von minutiösen Zeichnungen der in Berlin ansässigen Künstlerin Nikola Irmer. Den Zeichnungen liegt eine Serie von Fotos zu Grunde, welche in den Lagerräumen des Naturkundemuseums Berlin aufgenommen wurden. Der Künstlerin gelingt es, die formalen Beziehungen, Rhythmen und Muster in diesen Readymade-Stillleben-Szenen festzuhalten, um so potentielle Geschichten und psychologische Szenarien hervorzurufen.

Mit dieser Arbeit wird die Art und Weise des Wissenserwerbs der westlichen Zivilisationen über die Natur in Frage gestellt, denn der Vogellagerraum beherbergt eine gewaltige Anzahl von Exemplaren, die dorthin verbannt wurden, weil sie nicht länger in den Sammlungen, die der Öffentlichkeit gezeigt werden, ausgestellt werden. Der Raum misst circa 20 mal 15 Meter und enthält hunderte von Glasvitrinen, in denen präparierte Vögel ausgestellt sind.

Angetrieben von dem Streben nach Wissen, vor allem von der Suche nach neuen Arten und neuen Wegen diese zu klassifizieren, wurde besonders im 19. Jahrhundert eine gewaltige Anzahl von Tieren gejagt, getötet, nach Europa verschifft, zu Probekörpern präpariert und in den Sammlungen zusammengetragen. (Es gibt das Gerücht, dass unzählige Kisten von Expeditionen, so berühmt wie die von Darwin, niemals geöffnet wurden und in den Dachböden und Kellern von Europas Naturkundemuseum vor sich hinmodern.) Die individuellen Körper der Tiere waren vor allem als Repräsentationsmodelle ihrer Arten von Interesse. Der Prozess des Präparierens (das Ausstopfen und Beizen) verwandelte das Tier in einen Probekörper, der auf diese Weise nur im Kontext einer Reihe oder eines Systems der Klassifizierungslehre, zum Beispiel der Homologie, eine Bedeutung trug. Diese Arbeitsweise wurde jetzt von neuen zeitgenössischen Methoden der Artenbestimmung verdrängt, sodass die Glasvitrinen der Lagerräume mit einer großen Anzahl von überflüssigen Probekörpern vollgestopft sind und der Öffentlichkeit unzugänglich bleiben. Die daraus entstandenen chaotischen und planlosen Anordnungen lassen neue, unbeabsichtigte und bewegende Verbindungen entstehen.

Nikola Irmer lebt und arbeitet in Berlin. Sie erhielt ihren MFA von dem „Hunter College“ in New York und ihren BFA von der „Glasgow School of Art“. Ihre Arbeiten waren unter anderem Teil von Ausstellungen in der „Galerie Julia Garnatz“ in Köln und dem Axel Lapp Projekt in Berlin. Die Ausstellung „Shelf Live“ in der Horton Gallery Berlin läuft zeitgleich mit ihrer Einzelausstellung von Gemälden in der Galerie „Schaltwerk Kunst“ in Hamburg.

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Nikola Irmer
Project Space: Shelf Life