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„Folly“: Nils Normans Pavillon ist nach den kapriziösen Zierbauten benannt, die zur beliebten Ausstattung englischer Landschaftsparks des 18. Jahrhunderts gehörten. Der 1966 in Kent geborene britische Künstler, der international im urbanen Raum Projekte realisiert, verwandelte eine marode Grillhütte am Dorfteich in Neuenkirchen in einen lichten, luftigen Ort zum Verweilen. Norman öffnete die halbgeschlossenen Wände und gab so die Sicht auf die Umgebung frei. Die mosaikartige Täfelung und die Komposition der treppenförmigen Rundbank im Inneren des Pavillons, die Strukturierung der den Bau erweiternden Pflasterung und des Wegs zum Teich samt des Anlegestegs mit weiterer Sitzbank am Wasser deuten auf die kleinteilige Parzellierung der Felder vor den Landreformen des 18. und 19. Jahrhunderts. Die Silhouette auf der Wetterfahne, die Normans „Folly“ krönt, repräsentiert den „Bauernkönig“ Georg III. Regent von England und Hannover. Die unter Georgs Herrschaft in Gang gesetzten Landreformen in England waren Vorbild für eine massive Veränderung der Agrarlandschaft in weiten Teilen Europas.

Norman lebt in London und Kopenhagen, wo er an der Königlich Dänischen Akademie für bildende Kunst lehrt. Nach Abschluss eines Malereistudiums an der St. Martins School of Art in London betrieb er gemeinsam mit Künstlerkollegen wie Stephan Dillemuth, Josef Strau, Merlin Carpenter und Andrea Fraser experimentelle Produktions- und Ausstellungsplattformen in Köln, London und New York. Seine Arbeiten waren in zahlreichen Biennalen und in Ausstellungen namhafter Kunstinstitutionen wie der Tate Modern in London vertreten. Doch liegt sein Fokus auf ortsspezifischen architektonischen, landschaftsplanerischen und skulpturalen Interventionen und Gestaltungen in städtischen Environments. Blickerweiterung durch Öffnung und historische Aufladung der räumlichen Gegebenheiten: Wer in Normans „Folly“ Platz nimmt, sollte sich auf eine Intensivierung der Wahrnehmung gefasst machen.
(Belinda Grace Gardner)