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No War No Vietnam
24.08.2018 - 06.10.2018

Mary Bauermeister, Thomas Billhardt, KP Brehmer, Đinh Q. Lê, Harun Farocki, Robert Filliou, Sarah Haffner, John Heartfield, Jürgen Holtfreter, Wolf Kahlen, Lê Brothers, Matthias Leupold, Bjørn Melhus, Arwed Messmer, Siegfried Neuenhausen, Nguyễn Hoàng Giang, Nguyễn Mạnh Hùng, Nguyễn Phương Linh, Nguyễn Trinh Thi, Oanh Phi Phi, Veronika Radulovic, Martha Rosler, Klaus Staeck, Sung Tiêu, Trương Tân, Günther Uecker, Ernst Volland, Wolf Vostell, Berthold Hörbelt & Wolfgang Winter, Jan Zabeil, Günter Zint

Eröffnung: Fr 24.08.2018 19:00 Uhr
Begrüßung: Veronika Witte
Einführung: Veronika Radulovic, Do Tuong Linh

Ausgehend von der Bedeutung des „Vietnam-Krieges“ für die 68er Bewegung stellt dieses Ausstellungsprojekt erstmalig künstlerische Antikriegspositionen der 60er-Jahre in Form von Photomontagen, Videos, Malerei, Fotografien und Originaldokumenten aktuelle Kunst aus Vietnam gegenüber. Mit den Mitteln der Performance, dem Videospiel oder dem Reenactment persiflieren die vietnamesischen Künstlerinnen lakonisch den Krieg, das Militär und die eigene Biografie. Mit scharfer Ironie kommentieren sie den Kriegstourismus nach My Lai, entlarven die Gesänge im Propagandafilm durch das Mittel der Montage oder hinterfragen in kühl kalkulierter Ästhetik mediale Berichterstattung, Zensur und ihren Migrationsstatus als Kind eines Vertragsarbeiters oder sogenannter Boots­flüchtlinge. All diese vietnamesischen Geschichten von Kriegstraumata, Migration und dem Streben nach künstlerischer Freiheit provozieren die Frage, wie stark bis heute unsere Vorstellung von und Erwartungshaltung gegenüber vietnamesischen Künstlerinnen von den Bildern dieses Krieges geprägt ist? Oder: Hätten wir 1968 Vietnam wahrgenommen ohne den dort stattfindenden Krieg?

Was macht den US-amerikanischen Krieg in Vietnam bis heute zu etwas Außergewöhnlichem? Liegt es daran, dass die Spätfolgen der Napalm-Verseuchung genetische Schäden verursachen, deren Ende nicht absehbar ist? Oder bot dieser Krieg der 68er Generation die Möglichkeit, den eigenen Krieg zu verarbeiten – oder lautet die erschreckend einfache Antwort: Weil es der erste über das private TV-Gerät konsumierbare Krieg war?

Bilder gingen um die Welt. Da war das Foto mit dem vor einem Napalmangriff fliehenden Mädchen oder die Erschießung eines Vietcongs in Saigon. Es waren Bilder, die schockierten, nachdenklich und wütend machten und die zu neuen politischen Auseinandersetzungen führten. Studentinnen, Wissenschaftlerinnen und Künstler*innen gingen auf die Straße. Auch die Kunst begann, sich einzumischen, und reagierte auf die medialen Bilder von Krieg und Gewalt.

Während die protestierenden Studentinnen alte Denkmodelle verwarfen, schickten einige junge Künstlerinnen die malerische Tradition zum Teufel und drückten ihren Protest gegen den Krieg in neuen Kunstformen aus. Provokante Happenings und Aktionen prägten fortan ein ganzes Jahrzehnt und damals entstandene Slogans wie „Make love not war“ von John Lennon und Yoko Ono sind heute so populär wie damals.

Die Ausstellung „No War No Vietnam“ zeigt aktuelle, selbstbewusste vietnamesische Kunst und historische Positionen der 68er Generation, die kaum etwas von ihrer Aktualität eingebüßt haben; wie z.B. John Heartfields Mahnung von 1967: „Heute noch seht ihr im Film den Krieg im fernen Vietnam. Doch wisset: wenn ihr nicht einig euch wehrt, mordet er morgen auch euch.“

kuratiert von Veronika Radulovic, Do Tuong Linh und Veronika Witte