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Eröffnung: Sa 4.10.2008, 11.00 Uhr

“Realism is reality; that’s wonderful, impressive. I bow down before it and turn myself into a copying machine. Photos are just copies of reality; that is the only truth.” (Araki in “Bijutsu Techo”, Sept. 1971)

Die Ausstellung „Nobuyoshi Araki – Silent Wishes“ umfasst an die 200 s/w Fotografien des japanischen Fotografen. Sie zeigt den jungen, noch unbekannten Araki und stellt diese Werke einer neuen Serie gegenüber. Wie eine Klammer fungieren die ruhigen, stillen Bilder aus den 1970er Jahren und die aktuelle kontemplative Werksauswahl über das Gesamtschaffen des renommierten Künstlers hinweg: der Blick richtet sich auf ruhige Interieurs, stille Szenen voll zarter erotischer Spannung, häusliches Ambiente und lineare Straßenzüge in einem Tokio jenseits der betriebsamen Business-Hektik. Das Herzstück der Ausstellung ist die intime Serie „My Wife Yoko“, welche die junge Gattin des Künstlers auf der Hochzeitsreise, im eigenen Haus, bei Ausflügen in ihrer Umgebung beschreibt und umkreist.

In der Schau wird eine Suite von kleinformatigen frühen Fotografien aus der Sammlung des MdM mit 60 Leihgaben aus dem Besitz der Leica Galerie Salzburg verknüpft. Begleitend zur Ausstellung erscheint der Katalog „Araki – Silent Wishes“. Es ist die erste Publikation dieser bisher nicht gezeigten Serien und dokumentiert einen weitgehend unbekannten Araki: Einen hochsensiblen Künstler, der sich behutsam seinen Motiven annähert und eine poetische Erzählung über das Leben, die Frauen, die heimlichen Wünsche entwickelt. Nobuyoshi Araki wird am 25. Mai 1940 in Tokio geboren, wo er noch heute lebt und arbeitet. Er studiert Fotografie und Cinematografie an der Chiba Universität (Japan). Nach seinem Studium arbeitet er bei einer Werbefirma und fängt neben seiner kommerziellen Fotografentätigkeit an, das Equipment für seine freien Ideen zu nutzen. 1965 eröffnet Araki seine erste Personalausstellung mit der Arbeit „Satchin and his Brother Mabo“ in Tokio. Zwei Jahre später lernt Araki seine spätere Frau Yoko Aoki kennen, die er 1971 heiratet.

Seit der Begegnung mit Yoko wird seine Frau das bevorzugte Modell und Motiv seiner fotografischen Recherche. Die Dokumentation der Hochzeitsreise wird zu einer der wesentlichsten Fotoserien Arakis und erschienen als Publikationen mit dem Namen „Sentimental Journey“.

Im Jänner 1990 stirbt seine Frau Yoko im Alter von 42 Jahren. Araki verknüpft seine Trauer mit Gedächtnisausstellungen. Der Tod als erschreckende Erfahrung fließt nun stärker in seine Arbeiten und drückt sich in Szenen und Motiven aus, die subkutan mit der Bedrohung durch Tod und Gewalt zu tun haben.

Gleichzeitig wird der kulturelle japanische Kontext stärker sichtbar, der auch die unmittelbaren Realitäten seiner Stadt Tokio in sich trägt.

Araki betrachtet das Medium des Fotobuchs als die adäquate Möglichkeit, sein Bildschaffen zu verbreiten und zu dokumentieren. Er hat hunderte Bücher veröffentlicht, die sich mit dem Leben in Tokio und seiner ganz persönlichen Sicht auf seine Stadt und seine Umgebung auseinandersetzen und gleichzeitig eine besondere Art der Dokumentation seiner rastlosen Leidenschaft zu fotografieren darstellen. Im Mittelpunkt seines Schaffens steht aber die Faszination für das Erotische, für das andere Wesen „Frau“ und ihre Verstrickungen in traditionelle und moralisierende gesellschaftliche Vorstellungen.

Kuratorinnen: Margit Zuckriegl und Andrea Hofinger