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Finissage
Die Ausstellung Der Malerische Raum, Nora Schöpfer und Karl Schleinkofer kann in der Galerie Schloss Wiespach in Hallein am Samstag 27.02.2021 zwischen 10 und 14h noch einmal abschließend besucht werden.
Die Kuratorin der Ausstellung Margit Zuckriegl ist vor Ort und steht für Informationen zur Verfügung.

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Der Malerische Raum
Nora Schöpfer, Karl Schleinkofer

(2.10. – 21.11.2020)

Mit einem Titel wird die Schau von zwei künstlerischen Positionen überschrieben, die einerseits sehr unterschiedlich sind, andererseits sich um ähnliche Anliegen bemühen. „Der Malerische Raum“ meint damit eine Symbiose von zweidimensionaler Malerei und dreidimensionaler Raumgestaltung. In der Fläche der malerischen Gestaltung ist „Raum“ immer eine Illusion, eine Anspielung auf die Tiefe im gestalterischen Repertoire; waren es seit der Renaissance Zentralperspektive und räumliche Verkürzungen, die ein räumliches Gebilde konstruierten, so hat sich spätestens seit dem Impressionismus die Geometrie in Richtung Kolorit verschoben: nun lässt sich an verblassenden, verschwindenden Farben ein Tiefenraum erahnen, artikulieren modulierte Farbvaleurs ein Vorne und Hinten im Bild. Im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelten sich zahlreiche Strategien, Raum in der zweidimensionalen Bildfläche zu suggerieren, von polyperspektivischen kippenden Raumteilen bis zu psychologi-schen Untiefen, von subjektiven kastenartigen Raumverengungen zu weitsichtigen Panoramen. Viele Künstler erarbeiten sich eine eigene Vision auf die Wahrnehmung „ihres“ Raumes und schaffen damit eine Art individuelles Vokabular des Räumlichen.

Im ersten Raum werden Arbeiten der in Innsbruck lebenden Künstlerin Nora Schöpfer gezeigt. Nora Schöpfer geht in ihren malerischen, graphischen und fotografischen, wie auch in ihren installativen Arbeiten von einer allgemein gültigen Annahme aus: wir alle sehen Räume mit unserem optischen Sensorium als Einblick in eine Tiefe. Dennoch sind ihre Räume mannigfaltige Konstrukte aus zahlreichen Details, Unterräumen, Linien, Kreuzungen – sie sind sich verändernde Realitäten in einem kompositorischen Universum, illusionäre Architekturen in einem Netzwerk aus verschiedenen Perspektiven. Schöpfer führte den Betrachter in Räume, die mehr mit der Psyche als mit der Ratio zu tun haben, die sich auflösen und verbinden, die hinein-führen und ausschließen, die den Blick aufhalten oder weiterleiten und eine Vielzahl von Illusionen und Assoziationen anbieten. Ihr Handwerk ist der Trigonometrie ebenso entlehnt wie der Bewusstseinsforschung, der klassischen Kunst wie etwa dem Bauhaus ebenso wie einem poetischen Informel, der Malerei ebenso wie der Dunkelkammerarbeit.

Im mittleren Raum treffen großformatige Arbeiten von Nora Schöpfer auf die kraftvollen Zeichnungen von Karl Schleinkofer.Der in Passau lebende und lehrende Künstler ist ausschließlich Zeichner und hat sich damit dem Papier als Trägermaterial, wie auch allen möglichen Kreiden, Stiften, Graphiten und Bleien, Pastellen und Tuschen verschrieben. In energetischen Bewegungen umkreist er die Zentren seiner Bewegungsdiagramme, führt Geste um Geste, Lineament um Lineament, kreisende und stürzende Linienführungen aus. Hier zeigt sich eine ganz auf die Handschrift der Physis konzentrierte Duktus, der – gleichsam neben einer ungegenständlichen Malerei – eine abstrakte Zeichenkunst artikuliert, deren einzige Motivation der innere Ausdruck und seine Sichtbarwerdung ist. Im dichten Übereinanderlagern der Striche und Linien, im Freilassen und Zumalen entsteht eine räumliche Tiefe, die von der Epidermis der Zeichenschrift weg ins „Herz der Finsternis“ (wie bei Joseph Conrad), in „Turbulenzen des Unendlichen“ (Henri Michaux) führen.Der dritte Raum ist diesem Eindruck der endlosen Tiefe in den kleinerformatigen Arbeiten von Karl Schleinkofer gewidmet.

Margit Zuckriegl, Kuratorin