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Der "Mandelkern" ist der Teil des Gehirns, in dem Angstgefühle entstehen. In der für den Dortmunder Kunstverein konzipierten Ausstellung zeigt Norbert Bisky eine neue Serie von Arbeiten, die aufgrund seiner Auseinandersetzung mit neurowissenschaftlichen Phänomenen des Gehirns entstanden sind.

„Angst“ ist einer der wenigen deutschen Begriffe, die Eingang in den internationalen Sprachgebrauch gefunden haben. Der Mandelkern, lateinisch Amygdala, ist wesentlich an der Entstehung von Angst beteiligt und spielt eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse möglicher Gefahren: er verarbeitet externe Impulse und leitet vegetative Reaktionen ein. Das Angstzentrum erhält Informationen aus sämtlichen Sinnessystemen und wird als diejenige Hirnregion betrachtet, die für die emotionale Einfärbung von Informationen zuständig ist. Eine Beschädigung oder Zerstörung dieses Systems führt zum Verlust von Furcht- und Aggressionsempfinden und so zum Zusammenbruch mitunter lebenswichtiger Warn- und Abwehrreaktionen.

Welche Farben hat die Angst? Welche Bilder rufen unsere Ängste hervor? Und worin liegt ihre Faszination? Angstbilder sind seit jeher Gegenstand der Kunst. Häufig hatten sie eine apotropäische Funktion. Als Motor kollektiver Phantasien gehören sie zu den prägenden Grundstrukturen menschlicher Kultur und Gesellschaft. In Norbert Biskys Malerei geht es um die Auswirkung neuer Verunsicherungen zwischen Krisen und Katastrophen, die alltäglich in das Bewusstsein der Menschen dringen. Sowohl persönliche Erfahrungen als auch aus der Medienwelt stammende Nachrichten formuliert der Künstler mittels farbintensiver Töne in Szenen, die Schönheit, Sexualität, Gewalt und Zerstörung vereinigen. Malerei als Exzess und als Werkzeug der Analyse.

Im Dortmunder Kunstverein wird Bisky seine Bilder erstmals in einer Einzelpräsentation mit Objekten kombinieren und in den Ausstellungsraum hinein ausweiten, um die Reizung des Mandelkerns im Kopf des Betrachters zu verstärken. In der Ausstellung Mandelkern werden unterschiedliche Bildwelten: medizinisch- technische Bildgebungsverfahren (Hirnscans), kunsthistorische Referenzen (Ikonographie der Sintflut und Apokalypse) und populäre Horrordarstellungen als Ausgangspunkte für Malerei und Installation zusammengeführt, um einen zeitgenössischen Weg der Katharsis zu eröffnen.

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Norbert Bisky
Mandelkern