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Mit der Ausstellung Novelle stellt der Kunstverein Tiergarten acht erzählerische Positionen der zeitgenössischen Kunst in beeindruckender medialer Breite vor. Die aus Frankfurt a. M., Rüsselsheim, Stuttgart und Berlin kommenden Künstlerinnen und Künstler verbindet das Interesse an Geschichten. Es sind Geschichten, die einmal stringent vorgetragen, ein anderes Mal fragmentarisch, brüchig und assoziationsoffen bildliche Gestalt annehmen. Nicht theoretische Konzepte, thematische Fokussierungen oder formalästhetische Untersuchungen bilden dafür die Grundlage, sondern vielmehr subjektive Beobachtungen, erinnerte Ereignisse, persönliche Obsessionen und historische Stoffe. Die Künstlerinnen und Künstler widmen sich mithin dem Feld des Fabulierens, das lange Zeit im Schatten künstlerischer Interessen stand, und unterziehen es einer produktiven Neubewertung.

Bruchstücke und Erzählfragmente sind es, die neben Martina Altschäfers großformatigen Zeichnungen mit ihren traumartigen Szenerien und Landschaften, ebenso Majla Zenelis Mezzotintoradierungen und Collagen zum Thema Portrait oder auch Uwe Schäfers - aus motivischen Überlagerungen und Montagen aufgebauten - Aquarelle bestimmen. Ihre Arbeiten rufen Erinnerungen auf, feiern das Fragmentarische und vertiefen sich gleichermaßen in das Unbekannte und Unklare. Die Lust am fabulierenden Erzählen verbindet sich dabei nicht selten mit einer vagen Ahnung von Bedrohung. Klar und bisweilen lakonisch hingegen sind die Zeichnungen von Matthias Beckmann. Als scheinbar neutraler Beobachter dokumentiert er an ausgewählten Orten mit wenigen, ebenso subjektiven wie pointierten und einprägsamen Strichen, was er sieht, während die fotografischen Arbeiten von Klaus Mellenthin in hohem Maße von einer beinahe karikierenden Inszenierung leben. Seine Berliner Dandys werden nicht selten zu Zeugen absurder Szenerien und zu Protagonisten der Konspiration. Caro Suerkempers plastische und malerische Arbeiten wiederum konfrontieren Provokantes mit Dekorativem. Ihre bisweilen skurrilen Frauenfiguren bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen Sehnsucht und Maskerade und sind in diesem Raum gefangen, ähnlich wie Phyllis Kiehl ihre obsessiv aufgeladenen Zeichnungen aus pornographischem Material entwickelt und dabei souverän mit Geschlechterzuweisungen und Rollenklischees spielt. Solche surrealen Momente bestimmen letztlich denn auch zahlreiche der Fotoarbeiten von Sebastian Rogler, die zwischen Stillleben und narrativer Inszenierung changieren. Auch er ist - wie gewissermaßen alle Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung - ein brillanter Grenzgänger zwischen Bild und Text.

Zur Ausstellung erscheint im Mirabilis-Verlag ein Künstlerbuch, das Texte und Bilder der beteiligten Künstlerinnen und Künstler zusammenführt.

Mit freundlicher Unterstützung der bezirklichen Förderfonds der Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten.